Steffen Schultze hat sein Handwerk in den Alpen erlernt, das schmeckt man. Die Käse der Inselkäserei Usedom sind Spezialitäten nach Schweizer Rezepturen. Bereits als Junge hat der gebürtige Schwarzwälder die Sommer am liebsten bei den Kühen verbracht und Käse gemacht. Später hat eine Ausbildung zum Käser in der Schweiz absolviert und Erfahrungen in Regionen gesammelt, die für ihre Käsetraditionen bekannt sind.
Die Inselkäserei liegt etwas abseits, aber gut erreichbar am Kleinen Haff, dem westlichen Teil des Stettiner Haffs, rund fünf Kilometer von der Stadt Usedom. Geht man von der Käserei hinunter zum Wasser, kann man über das Haff nach Ückermünde schauen. Hier gibt es viel Sonne, Wind, Wellen. Steffen Schultze geht oft den Weg Richtung Haff, denn dort ist die Koppel seiner Pferde, die er innig liebt.
Im Gastraum der alten Scheune, die der Käsemacher seit 2001 ausgebaut hat, bekommet man mir nichts, dir nichts eine Kostprobe in den Mund geschoben. Ein Ritual, dem man sich nicht entziehen kann. Erst werden die jungen Käse probiert, dann die reiferen, kräftigeren Varianten, Stück für Stück, immer weiter. Für viele eine Herausforderung.
Beim Käsen zuschauen
Das Herzstück des Hofs ist die Schaukäserei, bei der man leicht erhöht hinter einer verglasten Wand Einblick in die Arbeit des Käsemachens hat. Eindrucksvoll der mächtige Kupferkessel. Eine Prägung am Rand gibt Auskunft: Der Kessel stammt aus dem Jahr 1930 und hat aus der Schweiz seinen Weg ans Haff gefunden.
Der Kessel fasst 1.400 Liter Milch, aus denen dann die großen, schweren Käselaibe werden – auf Holzfeuer »gebrannt«, wie man sagt. Der Inselkäser verarbeitet Bio-Rohmilch von einem befreundeten Demeter-Hof in der Nähe.
Neben den Schnitt- und Hartkäsen ist der »Zigotter« eine Spezialität. Der Frischkäse wird aus eiweißreichen Molke gewonnen, die beim Käsemachen übrig bleibt. Statt sie wie üblich an die Schweine zu verfüttern, wird sie hier zum »Zieger«, einer typischen Käseart des Alpenraums, leicht zu verwechseln mit Ricotta. Frisch aufs Brot eine Köstlichkeit.
Die nahegelegene Bäckerei in Stolpe auf Usedom macht Käsekuchen aus dem Zigotter – selber schuld, wer hier einfach vorbeifährt!
Den Käse, den Kuchen und Kleinigkeiten wie ein Brot mit herzhaftem Raclette-Käse kann man direkt in der Scheune genießen. Dazu passt ein Wein des Bioguts aus Baden, den der Inselkäser im Sortiment hat.
Viele treue Kundinnen und Kunden der Inselkäserei sind Feriengäste. Sie schauen zuverlässig jedes Jahr genau einmal bei ihm vorbei, weiß Steffen Schultze. Ein Einkauf beim Inselkäser ist ein Erlebnis, das dazugehört, wenn man Urlaub auf Usedom macht.
Fakten
- Fünf Sorten Käse aus Bio-Rohmilch stellt die Inselkäserei her.
- 1.400 Liter Milch passen in den großen Kupferkessel.
- Der »Usedomer Alt« hat 12 Monate im Reifekeller verbracht.
- Jeder einzelne Käselaib wiegt mindestens 40 Kilogramm.
Produkte
Schnittkäse Usedomer Jung (3 Monate gereift), Usedomer Mittel (6 Monate) und Usedomer Alt (12 Monate). Der Welziner Hartkäse eignet sich gut für Pasta. Zigotter, Frischkäse aus eiweißreicher Molke.
Einkaufsmöglichkeiten
Hofladen, Bioläden und Edeka-Filialen auf Usedom, Alles Käse+Co in Hamburg, Wochenmarkt in der Preußenallee und am Rathaus Steglitz in Berlin.
Inselkäserei Usedom
Welzin 30, 17406 Usedom
Tel 038372 761 39
Öffnungszeiten: Mo–Sa 10–18, So 13–18 Uhr (im Winter 1 Std. kürzer)
Käse aus Mecklenburg-Vorpommern
Über zwei Dutzend bäuerliche Hofkäsereien und Käsemanufakturen stellen in Mecklenburg-Vorpommern auf traditionell handwerkliche Weise Joghurt, Quark und Käseerzeugnisse her. Das Käsehandwerk ist ein noch kaum entdeckter Schatz im nordöstlichsten Bundesland. Entsprechend klein ist die Käseszene im Land, aber sie wächst.
Die meisten Käsereien in MV sind kleinere, von Familien oder Gemeinschaften geführte Betriebe, die nach der Wende vor allem in der vorpommerschen Küstenregion entstanden sind. Die Mehrzahl der Betriebe sind bio-zertifiziert.
Um das Käsehandwerk in MV bekannter zu machen, ist 2020 das Projekt »Regionaler Käseteller« des Büros für kulinarische Maßnahmen in Stralsund entstanden. Pamela Dorsch und Udo Tremmel haben in einer dreiwöchigen Tour mit dem Wohnmobil über 20 Käsereien besucht und porträtiert. Im August 2021 kamen weitere Betriebe hinzu. Begleitet wurde das Projekt durch den »Landfotografen« Eberhard Schorr aus Berlin, der sich auf die Fotografie bäuerlicher Bio-Landwirtschaft spezialisiert hat.
Porträts, Adressen und Tipps für Einkauf und Genuss finden sich unter www.käse-mv.de.