Johanna Rädecke

Redakteurin

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Igel haben es auch nicht leicht

13. September 2022

Derzeit erhält der NABU deutlich früher als in den Vorjahren besorgte Anfragen zu Igeln. Die dramatischen Warnungen aus den Dürregebieten im Süden Deutschlands beunruhigen auch die norddeutschen Gartenbesitzer:innen. Gleichwohl der trockene Sommer auch für die Insektenfresser hart war, entspannt sich nun die Lage nach Ansicht des Bremer NABUS. Wer seinen Garten als igelfreundliche Naturoase herrichtet, hilft den Tieren mehr als mit einer Schale hingestelltem Futter, ist sich der Naturschutzbund sicher.

© NABU Chrsitine Kuchem

Kurzes Familienglück

„Im Moment sind just die kleinen Igel geboren worden, die meisten im August“, erzält der Bremer NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann, „das Familienglück währt bei Igels aber nicht lang. Nach nur sechs Wochen verlassen die Lütten zwangsweise ihre Mama. Der Vater hat sich gleich nach der Paarung verabschiedet.“ Was alle Igel bei uns jetzt beschäftigt, ist Fressen.

Bis zu 50 Gramm legen die Jungigel in guten Revieren pro Woche zu. Sie haben aktuell auch noch reichlich Zeit bis zum speckzehrenden Winterschlaf.

Viel mehr als die trockene Witterung setzen den Tieren exotische Pflanzen und geschotterte Gärten zu, so Hofmann. An und in ihnen finde sich kaum Insektennahrung oder Regenwürmer, die Hauptnahrung der Stachelritter. „Wir brauchen mehr Natur und weniger Deko in den Gärten und den Mut zur Schlampigkeit.“ Werde jedes abgestorbene Blatt weggeharkt oder aufgesogen und dann auch noch in Plastiksäcken entsorgt, sterbe jedes Mal auch ein Mikrolebensraum. Der deutsche Drang zu dichten Zäunen und Gabionen sperre Igel dazu auch noch aus – oder schlimmstenfalls sogar ein.

Wer aktiv etwas für Igel im Garten tun möchte, sollte die Futterschale noch weglassen. „Eine Wassertränke ist für Igel und Vögel gleichermaßen hilfreich, jetzt schon zuzufüttern beruhigt mehr das Gewissen, als dass es wirklich hilft“, klärt Sönke Hofmann auf. Neben einem guten natürlichen Futterangebot brauchen Igel einen großen Laubhaufen für den Winter. „Der reicht völlig aus, teuer gekaufte Igelhäuser alleine bieten bei Barfrost oft zu wenig Isolierung.“ Als Folge wachen die Tiere aus dem Winterschlaf auf und vergeuden unnütz Energie auf der Suche nach einem besseren Versteck.

© NABU Andreas Bobanac

Wer in einer Ecke des Gartens sein Laub zusammenträgt und den Haufen mit einigen Ästen als Windschutz abdeckt, hat eigentlich schon die perfekte Igelburg geschaffen. „Der Standort sollte gerne im Schatten von Bäumen aber auf einer trockenen Stelle liegen. Im Zweifel startet man mit einer Schiebkarre Sand oder Erde, damit der Boden durchlässig und trocken ist“, rät der NABU-Mann. Der Laubhaufen selbst sollte im frischen Zustand mindestens einen Meter, besser anderthalb hoch und breit sein.

„Solche Igelburgen sind ein einziger Gewinn – man spart sich den Weg zum Recyclinghof, hat im nächsten Jahr besten Laubkompost und der Igel kann kuschelig überwintern“, zeigt sich Hofmann überzeugt. Eines sollte man jedoch auf jeden Fall unterlassen, warnt er: Den Haufen im Winter auf Igel zu kontrollieren. „Das stört nur und Igel, die zu oft aus dem Winterschlaf erwachen, verbrauchen ihr dunkles Turbofett und wachen dann nicht mehr auf.“ Informationen rund um den Igel, seine Lebensweise und viele Gartentipps bietet ein Igel-Infopaket gegen Einsendung von fünf Euro an den NABU, Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen.

© NABU Roger Cornitzius