Jens Mecklenburg

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Hopfen & Malz

Biermarken bieten kaum Unterschiede
16. Januar 2020

Einer aktuellen repräsentativen Studie zufolge offenbaren die Deutschen mehrheitlich traditionelle Einstellungen und Konsumpräferenzen in Bezug auf Bier. Beliebt ist vor allem Bier mit wenig Eigengeschmack.

Das Marktforschungsinstitut Splendid Research hat im Oktober 2019, im Rahmen einer repräsentativen Umfrage, 1.229 in Deutschland lebende Biertrinker zwischen 16 und 69 Jahren online zum Thema Bier befragt. Die Studie gibt Aufschluss über allgemeine Einstellungen sowie das Trink- und Kaufverhalten. Daneben wurden Marken-Indikatoren zu insgesamt 146 Biermarken ermittelt, darunter Werte zu Bekanntheit, Konsumhäufigkeit und Image.



Biertrinker sind traditionell

Die Ergebnisse der Studie zeigen: Deutschlands Biertrinker sind nach wie vor eher traditionell eingestellt. So stimmt die Mehrheit überein, Bier sei ein Kulturgut, das nach dem Reinheitsgebot zu brauen ist. Geschmack, Aroma und Natürlichkeit sind für über drei Viertel der Biertrinker entscheidende Merkmale. Kreativität, Exklusivität oder „exotische“ Geschmacksnoten spielen für die breite Masse dagegen nur eine untergeordnete Rolle.

63 Prozent aller Bierkonsumenten trinken an mindestens zwei Tagen in der Woche Bier. Am häufigsten wird dabei zum klassischen Pils gegriffen – 85 Prozent trinken die untergärige Brauart mindestens gelegentlich. Dahinter folgen Biermischgetränke (73 Prozent) und Helles (70 Prozent), welches längst nicht mehr nur in Münchens Biergärten zu finden ist.

In dieser Hinsicht besonders auffällig: Der Frauenanteil unter den Liebhabern des hellen Bieres fällt mit 46 Prozent merklich höher aus als beispielsweise bei Pils oder Export. Im Falle der Biermischgetränke übersteigt der Anteil weiblicher Konsumentinnen (53 Prozent) sogar den der männlichen (47 Prozent).

© 2020 SPLENDID RESEARCH GmbH / www.splendid-research.com/studie-bier-markt


Craft Beer

Die zumeist handwerklich hergestellten Craft Beer-Sorten werden dagegen weiterhin hauptsächlich von Männern zwischen 20 und 40 Jahren getrunken. Zwar haben 43 Prozent aller Biertrinker schon einmal ein Craft Beer probiert, die überwiegende Mehrheit greift jedoch nur wenige Male im Jahr oder sogar noch seltener zu diesen besonderen Sorten.

„Damit liegt Craft Beer zwar weiter im Trend, es bleibt jedoch eine Nische. Zudem wird sich die Marktlage demnächst zuspitzen, da große Brauereien zunehmend ähnlich anmutende Bierprodukte am Markt positionieren werden“, prognostiziert Alexander Claßen, Studienleiter bei Splendid Research.

Hinsichtlich der Brauereien klassischer Biersorten sind keine eindeutigen Präferenzen festzustellen. Die bekanntesten Marken sind gleichzeitig am beliebtesten: Für neun Prozent der Biertrinker ist Krombacher die Marke der Wahl, dicht gefolgt von Beck’s (8 Prozent) und Bitburger (6 Prozent). Das mit Abstand beliebteste Mischgetränk ist Schöfferhofer Grapefruit (15 Prozent) und unter den alkoholfreien Bieren nehmen Krombacher 0,0% (13 Prozent) und Erdinger Alkoholfrei (12 Prozent) die Spitzenplätze ein.


Kaum Unterschiede

Die Imageanalyse offenbart, ein Großteil der etablierten Brauereien unterscheidet sich aus Sicht der Verbraucher nur geringfügig voneinander. Lediglich speziellere Marken wie Guinness oder Andechser können in den Kategorien Einzigartigkeit bzw. Authentizität überzeugen. Oettinger besticht zudem durch ein positiv empfundenes Preis-Leistungs-Verhältnis.

„Die etablierten Brauereien sollten gezieltere Maßnahmen zur Markendifferenzierung ergreifen und ihre Alleinstellungsmerkmale stärker betonen. Auf diese Weise können sie ihre Position in einem von Markenvielfalt geprägten Umfeld nachhaltig stärken“, empfiehlt der PR-Profi Claßen abschließend. 

Nur welche Alleinstellungsmerkmale sollten es außerhalb einer angedichteten Werbewelt sein? Beck’s, Bitburger, Krombacher & Co sind ja gerade deshalb so gefragt und erfolgreich, weil sie, um es freundlich auszudrücken, geschmacklich so „neutral“ wie möglich sind, keinen eigenen Charakter aus- und abbilden. Der Volksmund spricht bei diesen Bieren gerne spöttisch von „Plörre“. Nur wenige, meist Mittelständler wie die Flensburger Brauerei, erlauben sich heute noch auf individuelle Geschmacksbilder bei ihren Bieren zu setzen. Womit sie, durchaus erfolgreich sind. Auch wenn es nur ein Nischenmarkt sein mag: ohne die bunte und vielfältige Craft Beer Szene, wäre der Biermarkt in Deutschland arm dran. Ob „Plörre“ oder ein kräftig-malziges Porter: jeder nach seinem Gusto. 

© Ingo Wandmacher