Mehr Lebensmittel aus Deutschland in den Restaurants und Kantinen des Bundestags – das fordert die CDU-Abgeordnete Gitta Connemann aus Niedersachsen und hat einen entsprechenden Brief an Parlamentspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) geschrieben. „Das Hohe Haus sollte mit gutem Beispiel vorangehen und Botschafter für Lebensmittel aus Deutschland sein“, heißt es in dem Schreiben, über das zuerst die „Bild“-Zeitung berichtet hatte und das Nordische Esskultur vorliegt. Dafür solle sich Schäuble bei den Betreibern einsetzen.
Globale Küche
Connemann griff damit die Kritik der FDP-Abgeordneten Carina Konrad auf, die Anfang Juli 2019 ein Foto der Wochenkarte eines Restaurants im Bundestag bei Facebook verbreitet hatte. Konrad ist Agraringenieurin, Landwirtin und Bundestagsabgeordnete. Sie aß in der Kantine des Jakob-Kaiser-Haus. Die Wochenkarte klang appetitlich: Es gab Salat mit Entenbrust, Tagliatelle mit Pfifferlingen, Lamm mit Bulgur, Lachs mit Gnocchi und Rindersteak mit Kartoffeln. Die Speisekarte postete Konrad auf Twitter. Wer den Tweet öffnete, erfuhr dann, woher die Produkte stammten: die Ente aus Frankreich, die Pfifferlinge aus Polen, das Lamm aus Irland, der Lachs aus Norwegen, die Rinderhüfte aus Argentinien. Deutsche Produkte? Fehlanzeige.
Bauer schäumt vor Wut
Ein Grund für den Landwirt Thomas Andresen vom Hof Barslund in Schleswig Holstein seiner Wut freien Lauf zu lassen: „Kein einziges Stück Fleisch aus Deutschland“, moniert er in einem Video, das er kurz nach dem Tweet auf seinem Facebook-Profil veröffentlichte. Andresen stellt Fragen: Sei das Fleisch den Bundestagsabgeordneten nicht gut genug? Trauen sie ihren eigenen Gesetzen nicht, damit Bauern nachhaltiger wirtschaften? Andresen empfiehlt dem Kantinenbetreiber, Fleisch von der Schleswig-Holsteinischen Weidefärse oder dem Wasserbüffel mal auszuprobieren. Warum gibt es in der Kantine kein nordfriesisches Salzwiesenlamm oder Entenfleisch aus heimischen Jagden?
Das Restaurant weist die Kritik zurück. „Wäre der Bauer schon einmal bei uns zu Gast gewesen, hätte er gesehen, dass rund 20 Prozent der Produkte im Bedienrestaurant aus Deutschland kommen. Auf der Standardkarte im Bedienrestaurant führen wir sogar ausschließlich Kalb und Geflügel aus Deutschland“, schreibt Michaela Mehls, Pressesprecherin des Dienstleisters Dussmann Service, der das Bedienrestaurant betreibt. In seinem Statement räumt Dussmann Service dennoch ein, dass bei Fleisch die Wahl immer auf das beste Preis-Leistungs-Verhältnis fällt. „Alle Produkte aus Deutschland zu beziehen, würde zu deutlich höheren Preisen führen – und das wäre nicht im Sinne der Tischgäste. Denn dort essen nicht nur Abgeordnete, sondern auch Mitarbeiter und Gäste des Bundestages.“
Brief an Schäuble
Gitta Connemann legte in ihrem Brief an Schäuble jetzt nach. Sie schreibt an den Bundestagspräsidenten u.a.: „Wenn der Restaurant-Betreiber im DEUTSCHEN Bundestag … angibt, dass er ca. 20 Prozent der Produkte im Bedienrestaurant aus Deutschland bezieht, lässt mich das fassungslos zurück. Nur 20 Prozent! Was müssen unsere Landwirte, Fischer, Obst-, Gemüse- und Gartenbauern denken, wenn sie dies lesen? Diese produzieren Tag für Tag bei Wind und Wetter bezahlbare Lebensmittel von höchster Qualität. Sie tun dies vor dem Hintergrund stetig wachsender Anforderungen der Verbraucherinnen und Verbraucher, des Handels und nicht zuletzt der Politik … Wo DEUTSCHER Bundestag draufsteht, sollten im Wesentlichen auch Produkte aus der Bundesrepublik Deutschland drin sein“, verlangt sie. Connemann ist eine Frau vom Fach. Sie war 2014/2015 im Bundestag Vorsitzende des Agrarausschusses. Zudem kommt sie aus dem Emsland – einer Hochburg der Fleischproduktion in Deutschland.