Eine Familie, ein historischer Betrieb, Ackerbau, Viehzucht, Biogas- und Photovoltaik- und Windkraftanlagen, zwei Hofhunde, Milchkühe, schwedische Linderødschweine, Schafe, Hühner und Wasserbüffel. Eine ungewöhnlich bunte Mischung aber mit einer Menge Potenzial.
Im Norden Schleswig-Holsteins, zwischen Nord- und Ostsee, liegt das Dörfchen Sillerup und hier der Hof Barslund. Thomas Andresen bewirtschaftet den Betrieb mit seiner Frau Christine inzwischen in der vierten Generation. Nach wie vor sind seine Eltern voll dabei. Auch die fünfte Generation wächst schon heran. So ist Söhnchen Nikolai inzwischen sieben Jahre alt und kann mittlerweile ganz ordentlich „mithelfen“.
Der Hof wächst in verschiedene Richtungen
Thomas´ Urgroßeltern (Carsten und Marie) kaufen 1911 den damals schon über hundert Jahre alten Betrieb. Ein paar Kühe und Pferde werden angeschafft.
In den folgenden Jahren können immer wieder Flächen hinzugepachtet oder gekauft werden, die Anzahl der Tiere erhöht sich, sodass es notwendig wird, den bestehenden Kuhstall 1992 auf 130 Plätze zu erweitern und 2006 einen neuen Kuhstall zu bauen. Im selben Jahr geht Sohn Thomas (inzwischen die vierte Generation) mit seinem Vater Carsten eine GbR ein, in der beide zu gleichen Teilen beteiligt sind.
2009 kann der Betrieb eines Nachbarn hinzugekauft werden, sodass nun auf beiden Standorten 320 Kühe gemolken werden können. Die Nutzfläche erhöht sich auf 290 Hektar.
2013 wird eine kleine Wasserbüffelherde in Nordrhein-Westfalen gekauft und in der Folge mit der Direktvermarktung von Fleisch ein weiterer Betriebszweig aufgenommen.
2014 übernimmt Thomas mit seiner Frau Christine den Betrieb. Auch wird nun eine Biogasanlage errichtet, die ohne Zusätze von Mais oder ähnlichem ausschließlich die betriebseigene Gülle vergärt, und damit 75 kW elektrische Energie in der Stunde produzieren kann. Inzwischen sind fast alle Gebäude des Hofes mit Photovoltaikanlagen ausgestattet.
Eigenes Futter wie Mais und Gras (damit auch Heu für den Winter) wird angebaut, ausschließlich das Kraftfutter wird dazu gekauft. Zudem wird Roggen angebaut, um das Korn zu verkaufen und das Stroh als Einstreu für die Tiere zu nutzen. Mittlerweile umfasst der Betrieb 350 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche.
Konventionell und tiergerecht
Hof Barslund ist ein gutes Beispiel dafür, dass traditionelles „konventionelles“ Arbeiten das Tierwohl nicht ausschließen muss. Dass konventionelle Landwirtschaft, Naturschutz und eine tiergerechte Haltung Hand in Hand gehen können. Die Flächen werden konventionell bewirtschaftet, wobei größter Wert auf eine bedarfsgerechte Düngung und minimalen Pflanzenschutz gelegt wird. Weide- und Ackerflächen werden nachhaltig und bodenschonend bewirtschaftet. Andresens sind sich der Verantwortung bewusst, dass sie diese Flächen nur „geliehen“ haben. So arbeiten sie zum Beispiel bereits seit vielen Jahren mit Winterbegrünung der Ackerflächen, um die Erosion in den Wintermonaten weitestgehend zu vermeiden, und um den Humusgehalt des Bodens auf natürliche Weise zu steigern.
Hand in Hand wird auch innerhalb der Familie gearbeitet. Thomas´ Vater ist für die Fütterung aller Tiere zuständig. Ansonsten geht er völlig in seinem Hobby – der Schafzucht – auf. Circa 60 Tiere nennt er zurzeit sein Eigen. Schaffleisch bekommt man bei ihm nur auf Nachfrage.
Die Mutter und Ehefrau Christine widmen sich der Büroarbeit sowie der kulinarischen Verköstigung der Familie und der Arbeitskräfte. Auf Hof Barslund ist es selbstverständlich, dass die drei Mitarbeiter und die beiden Auszubildenden mit zur Familie gehören und dementsprechend behandelt werden. Dazu gehören eben auch drei Mahlzeiten am Tag.
Die Wasserbüffel
Da der Hof von vielen Moorflächen umgeben ist, haben sich die Andresens zusätzlich für die Haltung von Wasserbüffeln entschieden.
Ursprünglich waren die Wasserbüffel im Asiatischen Raum zu Hause. Inzwischen gibt es nur noch wenige kleine wildlebende Herden, jedoch finden sich in vielen Teilen der Erde domestizierte Wasserbüffel-Herden. Die Wasserbüffel sind Paarhufer und Wiederkäuer und gehören zur Familie der Rinder, sind jedoch nicht mit unseren Hausrindern verwandt oder gar kreuzbar. Allein die Tragzeit beträgt bei den Büffeln rund 11 Monate, bei unseren Kühen sind es gute 9 Monate. Die Wasserbüffel lieben das Wasser und sind gute Schwimmer. Unsere europäischen Rinder bevorzugen saftige grüne, aber trockene Weiden.
Der Körperbau der Büffel ist im Vergleich zu unseren Rindern sehr massig. Das Fell ist spärlich und braun über grau bis schieferfarben-schwarz gefärbt. Die großen Hörner können ein Ausmaß von bis zu 2 Metern erreichen, sind breit und flach und erstrecken sich seitlich sichelförmig nach hinten, wobei die Spitzen ein wenig aufwärts weisen.
Thomas Andresen erzählt begeistert: „Büffel haben Charakter und ihren ganz eigenen Kopf. Wenn sie heute etwas nicht wollen, brauche ich das gar nicht erst weiter zu versuchen, sondern komme erst am nächsten Tag wieder vorbei und schaue, ob es dann passt.“
Er erklärt: „Wir beweiden mit unseren Büffeln und unseren schwarzbunten Jungtieren unter anderem Flächen der Stiftung Naturschutz; im Gegensatz zu den Kühen ernähren sich die Wasserbüffel von Pflanzen, Gräsern, Kräutern, Sumpf- und Wasserpflanzen. Dies pflegt die Grasnarben, da Rind und Büffel unterschiedliche Pflanzen bevorzugen.
Unsere Tiere sorgen dafür, dass der Bewuchs kurzgehalten wird und auch die Bodenbrüter Lebensraum finden können. Auch ein Imker, mit dem wir zusammenarbeiten dürfen, freut sich über Klee-, Sumpfdotter- und viele weitere Blüten, die seinen Bienen Nahrung liefern.“
Die Büffel erreichen durch ihre „Geländegängigkeit“ sogar Bereiche, in die kein anderes Tier vordringen könnte – zu Inseln in den Teichen schwimmen sie. Die Büffel sind genügsame Tiere, fressen sogar Binsen. Sie wachsen langsam und werden erst mit etwa drei Jahren geschlachtet. Das Fleisch ist mager, dunkel, grobfaserig, reich an Omega-3-Fettsäuren und hat eine feine, dezente Wildnote.
Noch mehr Tiere
Auf Hof Barslund werden zudem circa 380 Milchkühe der Rassen Schwarz- und Rotbunt, Angler Rotvieh, Jersey und Braunvieh im modernen Liegeboxenlaufstall gehalten und zweimal täglich gemolken. Die weibliche Nachzucht vom Kalb bis zur Kuh wird auf dem Hof aufgezogen. Die Kühe genießen den Luxus mit Stroh ausgelegter Liegeboxen, Massagebürsten zur Fellpflege und viel Raum, um sich frei bewegen zu können. „Über die Sommermonate beweiden die hochtragenden Kühe Flächen rund um den Betrieb, immer nur so weit weg, dass wir sie mehrmals täglich zu Gesicht bekommen“, erklärt der Landwirt.
Über Sommer leben rund 10 Schweine auf dem Hof. Sie kamen im letzten Jahr von der Arche Warder als Ferkel an und werden hier groß gezogen. Bis zur Schlachtung haben sie freien Auslauf auf einer Wiese, wo sie nach Herzenslust buddeln und sich suhlen können. Auch um die 200 Hühner leben im Freiland und liefern täglich frische Eier, die auch an der bft willer Tankstelle in Stadum zu bekommen sind.
Direktvermarktung ab Hof
Seit Ende 2014 wird Fleisch vom Wasserbüffel, Rind und Schwein direkt ab Hof verkauft, an Schlachttagen gerne frisch, ansonsten als tiefgekühlte Ware. Bisher haben Andresens noch nicht gewagt, den Bau eines klassischen Hofladens anzugehen. Daher wird man im Moment noch im privaten Flur der Familie bedient. Unter anderem bekommt man hier Rouladen, Braten, Filet, Roastbeef, diverse Steaks, Tafelspitz, Gulasch und Leber.
Bis auf die Wasserbüffel, die direkt auf der Weide geschossen werden, wird jedes der Tiere bei einem Landschlachter nur 12 km vom Hof entfernt geschlachtet. Dort ist es üblich, die Tiere einen Tag vor dem eigentlichen Schlachttermin anzuliefern, so dass sie sich vom Transport erholen können. Ebenso haben sich in dieser Zeit die Stresshormone des Transportes abgebaut, die sonst in das Fleisch übergehen würden. Das Rindfleisch wird drei Wochen abgehangen, bevor es in die Vermarktung geht. Zudem produziert der Schlachter unterschiedliche Wurstsorten in traditioneller Handwerksmanier. Büffelsalami und Büffelleberwurst, sowie einige andere Wurstsorten.
Auch politisch engagiert
Thomas Andresen und seine Familie sind breit aufgestellt, setzen auf Nachhaltigkeit und arbeiten umweltbewusst. Außerdem engagiert sich der Landwirt im Bauernverband Schleswig-Holstein und bei der Bewegung Land schafft Verbindung SH. Andresen erzählt, „ Es werden Demonstrationen organisiert und Gespräche mit allen Akteuren der Landwirtschaft geführt. Ziel ist es, die Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft zu rücken und sie bei der Ausarbeitung neuer Umwelt- und Naturschutzziele maßgeblich zu beteiligen. Die Gesellschaft sollte wieder ein Bewusstsein dafür erlangen, was es bedeutet, Lebensmittel zu produzieren, die Kulturlandschaft zu pflegen und aktiv Naturschutz zu betreiben.“
Für die Mitgliedschaft bei den Nordbauern hat die Familie sich entschieden, weil man sich davon verspricht, dass ein starkes Netzwerk zwischen den Direktvermarktern für alle Beteiligten Vorteile bringen kann: Nicht nur für den Vermarkter selbst, sondern auch für den Verbraucher, der Wert auf regionale Produktion seiner Lebensmittel legt.