Jens Mecklenburg

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Gebäck für die fünfte Jahreszeit

Vom polnischen Faworki bis schwedische Semla
28. Februar 2025
© Ingo Wandmacher

Wenn die fünfte Jahreszeit ihren Höhepunkt erreicht, darf ausgelassen gefeiert und geschlemmt werden. In vielen Teilen der Welt gehört zum Karneval süßes und meist fettreiches Gebäck traditionell dazu – von knusprigen Faworki aus Polen bis zu schwedischen Semla mit Sahnehäubchen. Die vielseitigen Fastnachtsspezialitäten haben einen religiösen Ursprung: Im Christentum beginnt am Aschermittwoch die bis Ostern dauernde Fastenzeit, in der in früheren Zeiten tierische Produkte wie Eier, Butter und Schmalz nicht erlaubt waren. Daher nutzen die Menschen die leicht verderblichen Lebensmittel für fettreiches Gebäck zu Karneval.

Plauderei
Während die Deutschen gerne Krapfen und Mutzenmandeln essen, genießt man in Italien „Chiacchiere“ ein traditionelles Gebäck aus dem venezianischen Karneval. Der Name bedeutet wörtlich übersetzt „Plauderei” oder „Gerede” und soll die fröhliche Karnevalsatmosphäre widerspiegeln. Man bereitet gewellte Teigstreifen zu, die in heißem Fett ausgebacken, mit Puderzucker bestreut oder mit Schokolade überzogen werden. Das französische Pendant sind „Bugnes“, im Süden auch „Merveilles“ und in der Provence „Oreillettes“ genannt.

Liebesschleifen
Für polnische „Faworki“ („Liebesschleifen“) wird ein Sahneteig in Rauten geschnitten. Für die typische Schlinge schneidet man die Form in der Mitte ein und zieht ein Ende durch das Loch. In Luxemburg dagegen wird das Schmalzgebäck („Verwurelter“) zu kleinen Knoten geformt, goldgelb frittiert und mit Puderzucker bestäubt.

Faworki

Hyggeliges Hefegebäck
Es gibt aber auch närrische Spezialitäten, die nicht in Fett ausgebacken werden. So ist aus Skandinavien ein mit Kardamom gewürztes Hefegebäck mit Mandelcreme und Sahnefüllung bekannt. In Schweden heißt es „Semla“ und in Finnland „Laskiaispulla“. In Island isst man zu Karneval nach alter Tradition „Vatnsdeigsbollur“ aus Brandteig. Sie erinnern an deutsche Windbeutel mit einer Füllung aus Sahne und Marmelade und einer Schokoladenglasur.

Semla

Fetter Dienstag
Aus Frankreich kam der „Mardi gras“ (französisch „fetter Dienstag“) nach New Orleans. Zum karnevalistischen Treiben wird dort ein ringförmiger „King Cake“ gebacken und mit Zuckerguss und Streuseln in den typischen Farben Lila, Grün und Gold eingefärbt. In einem Kuchenstück steckt eine Babyfigur aus Porzellan oder Plastik, die dem Finder oder der Finderin Glück und Wohlstand bringen soll.
Krapfen und Co. sind also international vor allem in der Karnevalszeit weit verbreitet. Nur als Grundlage für lange Feiern sind sie weniger geeignet. Eine ausgewogene wie feine Mahlzeit vor dem Karnevalsumzug oder sonstiger Feierei ist deutlich besser geeignet. Aber gegen Faschingsgebäck als Dessert ist nichts einzuwenden.

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