Soziale Landwirtschaft für Mensch, Umwelt und Tier
Auf dem 147 Hektar großen Hof in Angeln wird seit 1982 Demeter Landwirtschaft betrieben. Doch nicht nur das. Außer der Landwirtschaft für Mensch, Umwelt und Tier produzieren hier Menschen mit und ohne psychische Behinderung beziehungsweise Betreuungsbedarf Demeter-Lebensmittel und betreiben dabei aktiven Umweltschutz. Für Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen gibt es in Zusammenarbeit mit dem Fördegymnasium die Möglichkeit ein Praktikum zu machen.
Im Januar 2021 hat Rebecca Ochs die Pacht des Lorenzenhof in Langballig von Matthias Lehmann übernommen. Geführt wird der Hof seitdem von ihr unter dem Namen „Erlebnishof Langballig“.
Das sie ihrem Beruf aus Überzeugung und mit Leidenschaft nachgeht, zeigt sich schon an ihrem Werdegang: Auf einem Öko-Hof aufgewachsen, mit einen Bachelor in ökologischer Landwirtschaft und einen Master in Pferdewissenschaft ist Rebecca Ochs auf die von ihr übernommenen Aufgaben bestens vorbereitet. Auf dem Hof gelten die Richtlinien des Demeter-Verbandes, der dies auch jedes Jahr prüft und zertifiziert. Mit funkelnden Augen erzählt sie, „Auf unseren Feldern wächst Getreide, Gemüse und Futter, unsere Milch verarbeiten wir auf dem Hof weiter zu Quark und Joghurt, beliefern aber auch die Hamfelder Bauernmeierei. Innerhalb der vielfältigen Richtungen des Ökolandbaus gilt Demeter als Premium Marke. Die Erzeugung von hochwertigen Lebensmitteln, die Erhaltung von alten Haustierrassen sowie die Pflege der Kulturlandschaft ist unser Anliegen. Zum Hof gehören weitere fünf Hektar Buchenwald, sechs Kilometer Knick sowie zahlreiche Feuchtbiotope. Die biologische Vielfalt ist ein wichtiger Baustein unserer Landwirtschaft. Eigentümer des Hofs ist der Stiftungsbetrieb „Biohöfe-Stiftung“.
Laut Rebecca Ochs beruht die Produktion dabei auf einem Drei-Säulen-Modell: Ökologisch gesehen gehe es um die Bewirtschaftung in einem geschlossenen Naturkreislauf. Die Tiere würden den Dünger für die Felder liefern, und die Felder liefern das Futter für die Tiere. Daher würden weder Kunstdünger eingesetzt noch besonderes Kraftfutter hinzugekauft.
Nach ökonomischen Gesichtspunkten müsse der Hof mit seinen 147 Hektar, 40 Milchkühen, 11 Galloway Muttertiere mit Nachwuchs, sowie einem Bullen, 6 Schweinen, 12 Hühnern und ein paar Gänsen so bewirtschaftet werden, dass eine langfristige Rentabilität sichergestellt werde.
Dier dritte Säule ist der soziale Gedanke dahinter. Auf dem Betrieb finden Menschen mit psychischen Behinderungen einen geschützten Ort, an dem sie ihre Vorlieben und Neigungen kennenlernen und dementsprechend auch arbeiten können. „Unsere Form der Betreuung ist auf Entwicklung ausgerichtet. Entwicklung heißt für uns: Immer neues hinzulernen und selbständiger werden. Auf unserem Hof bilden, je nach Neigung die Kühe, die Schweine, die Pflanzen, Trecker und Geräte sowie der Wald Arbeitsfelder, die starkes Interesse hervorrufen und somit natürliche Motivation bieten, erklärt die Leiterin des Hofes.
Betreuung und Arbeit für Menschen mit psychischen Einschränkungen
Die Betreuungsschwerpunkte liegen bei Menschen mit geistiger und seelischer Behinderung, sowie psychosomatischen Störungen. Für Erwachsene besteht die Möglichkeit einer Langzeit Betreuung in der Wohngemeinschaft im Haupthaus. Auch Ambulant betreutes Wohnen wird angeboten. Zudem gibt es die Möglichkeit Künstlerisch zu arbeiten, wie zum Beispiel in der Puppenwerkstatt, die von der Mutter des Ehemannes geleitet wird. Außerdem ist es möglich im betreuten Rahmen in der Land- und Hauswirtschaft eine Ausbildung zu absolvieren.
Für Kinder und Jugendliche, die schulpflichtig, durch psychische Probleme aber zeitweise nicht schulfähig sind, wurde eine ehrenamtliche Zusammenarbeit mit dem Förde-Gymnasium, ins Leben gerufen. So haben betroffene Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit aus ihrem Alltag herauszukommen und auf dem Hof für ein paar Wochen eine Art Praktikum zu machen. Außerdem besteht eine Kooperation mit der Grundschule Langballig, in deren Rahmen Kinder der „Bauernhof AG“ einmal pro Woche auf den Hof kommen können, um das Leben auf dem Bauernhof mit allen Sinnen kennenlernen zu können.
Die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gehen vom Angeln und Segeln, über Schwimmen und Surfen bis Kino. Aber auch auf ganz individuelle Freizeitwünsche wird auf dem Hof eingegangen.
So leben und arbeiten zehn bis zwölf Menschen mit und ohne Behinderung auf dem Erlebnishof fest eingebunden in die dörfliche Gemeinschaft.
Seit 2016 das Erste von den zwei ihrer Kinder geboren wurde, hat sich bei Rebecca Ochs zudem ein großes Interesse für Pädagogik entwickelt. Sie liebe einfach, so sagt sie, ganz besonders individualistische Menschen. Ehemann Christoph unterrichtet an einem Gymnasium und packt in seiner freien Zeit kräftig mit an.
Artgerechte Tierhaltung
So zu wirtschaften, dass es Menschen, Tieren und Pflanzen gutgeht ist ihr größtes Anliegen. Auch deshalb würde den Kühen nicht mit Hochleistungsfutter eine unnatürlich gesteigerte Milchmenge abverlangt werden. Aus demselben Grund erfolgt die Kälberaufzucht „muttergebunden“, also ohne die vielfach praktizierte sofortige Trennung. Kalb und Kuh bleiben hier mindestens hundert Tage zusammen, bevor die Kälber tagsüber in die „Kindergartengruppe“ auf der Babyweide kommen. Durch diese Art der Aufzucht sind die Kleinen von Anfang an in die Herde integriert, finden dort ihren Platz und schließen Freundschaften die ein ganzes Leben halten.
Auch die anderen Tiere werden artgerecht gehalten: Die Schweine haben die Möglichkeit sich im Schlamm zu suhlen, die Hühner scharren im Garten und die Gänse können im Wasser planschen. Ganz nach dem Motto „Für jeden das was er braucht um sich wohl zu fühlen.“
Die Energieversorgung
Der Haupt-Wärmeerzeuger auf dem Hof ist eine Holzheizung. Die eigene Fotovoltaik Anlage liefert mehr Strom, als der Hof verbraucht. Der elektrische Strom, der aus dem Netz bezogen wird, wird auch wieder eingespeist.
Hofladen
In dem Hofladen werden neben den eigenen Produkten, wie diverse Fleischprodukte vom Rind und Schwein, Weihnachtsgänse, Milch, Quark, Joghurt, Eier, Kartoffeln, Zwiebeln, frisches Obst, Gemüse und Brot von befreundeten Unternehmen aus der Region und ein ausgewogenes Sortiment an Trockenprodukten angeboten.
Nordbauernmitglied
Rebecca Ochs ist Mitglied bei den Nordbauern Schleswig-Holstein e.V. Sie ist der Meinung, dass es wichtig ist sich als kleine Direktvermarkter zusammenzuschließen und gemeinsam eine Stimme zu haben.
Der Verein „Nordbauern Schleswig-Holstein e. V. – Vereinigung Norddeutscher Direktvermarkter Landesgruppe Schleswig-Holstein“ wurde 2013 gegründet. Er hat sich zum Ziel gesetzt, Qualität und Absatz von Produkten heimischer Direktvermarkter zu verbessern und den einzelnen Mitgliedern eine Stimme nach außen zu geben.
Hofladen
In dem Hofladen werden neben den eigenen Produkten, wie diverse Fleischprodukte vom Rind und Schwein, Weihnachtsgänse, Milch, Quark, Joghurt, Eier, Kartoffeln, Zwiebeln, frisches Obst, Gemüse und Brot von befreundeten Unternehmen aus der Region und ein ausgewogenes Sortiment an Trockenprodukten angeboten.
Öffnungszeiten: Montag-Samstag 9.00 – 18.00 Uhr (Selbstbedienung).
Am Dienstag und Freitag von 9.00 – 12.00 und 15.00 – 18.00 Uhr wird persönlich verkauft.
Erlebnishof Langballig e.V.
An de Beek 4
24977 Langballig
Tel.: 0176 23 95 63 23
E-Mail: info@erlebnishof-langballig.de