Vor über 100 Jahren bei Blohm & Voss in Hamburg gebaut, segelte der Hamborger Veermaster PEKING als einer der letzten Frachtsegler bis 1932 über den Atlantik. 88 Jahre nach dem letzten Auslaufen aus dem Hamburger Hafen und zwischenzeitlicher Funktion als Museumsschiff in New York, kehrte sie nun wieder heim in den Hamburger Hafen und liegt – nach freundlicher Begrüßung durch die Hamburger – frisch restauriert längsseits an ihrem vorläufigen Liegeplatz vor dem Hafenmuseum Hamburg. Das Schiff wird zukünftig einer der Highlights des in Planung befindlichen Deutschen Hafenmuseums werden.
Hamburg, New York, Hamburg
Die PEKING war 1911 in Hamburg vom Stapel gelaufen, segelte später 34 Mal um Kap Horn und lag über 40 Jahre als Museumsschiff in New York. Nach einer spektakulären Atlantiküberführung wurde die historische 115 Meter lange Viermastbark im Auftrag der Stiftung Hamburg Maritim drei Jahre auf der Peters Werft in Wewelsfleth restauriert und erstrahlt nun wieder in voller ursprünglicher Schönheit. Das Schiff wurde elbaufwärts nach Hamburg geschleppt und im Hamburger Hafen durch unzählige Begleitboote und tausende „Sehleute“ an den Landungsbrücken begrüßt. Nach einem Drehmanöver direkt vor der Elbphilharmonie Hamburg liegt es jetzt gegenüber dem Konzerthaus im Hansahafen am Hafenmuseum Hamburg und kann dort bestaunt werden.
Nach der Ankunft der PEKING werden der erforderliche Ausbau des Liegeplatzes im Hansahafen und die sicherheitstechnische Fertigstellung des Viermasters für den Besucherbetrieb an Bord noch einige Monate in Anspruch nehmen. Voraussichtlich im Sommer 2021 wird die PEKING dann auch für Besucherinnen und Besucher begehbar sein. Bis dahin kann das Schiff innerhalb der Öffnungszeiten des Hafenmuseums Hamburg von der Kaikante aus betrachtet werden. Zudem sind im Schaudepot des Museums zahlreiche Originalobjekte von der PEKING zu sehen, darunter der 17 Meter lange Bugspriet und die ursprüngliche Schiffsglocke des Viermasters.
PEKING wird maritimes Wahrzeichen im Deutschen Hafenmuseum Hamburg
Die PEKING wird als Leitobjekt ein Teil des noch in Planung befindlichen Deutschen Hafenmuseums, das das Herz des neuen Hamburger Stadtteils Grasbrook bilden wird.
Mit dem Museum entsteht in der größten Hafenstadt Deutschlands in den nächsten Jahren ein Ort, an dem wirtschaftliche, soziale und kulturelle Fragestellungen rund um den Hafen als Knotenpunkt einer globalisierten Wirtschaft behandelt werden
Der Ort des Deutschen Hafenmuseums soll nach dem Betriebskonzept des modernen Hafens funktionieren: 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 360 Tage im Jahr. Außerhalb der eigentlichen Ausstellung wird es unter anderem Bereiche geben, die rund um die Uhr öffentlich zugänglich sind.
Weitere maritime Highlights in Hamburg
Bis die PEKING begehbar und das Deutsche Hafenmuseum fertig ist, bietet Hamburg noch viele weitere maritime Erlebnisse, die das Kulturnetzwerk Maritimes Hamburg zusammenfasst. Lohnenswert ist etwa ein Besuch im Internationalen Maritimen Museum, das auf neun Decks 3.000 Jahre Seefahrtsgeschichte darstellt. Auch im Altonaer Museum werden die Seefahrtsgeschichte Norddeutschlands und die dänische Vergangenheit des Stadtteils erlebbar. Wer sich jetzt schon ein Traditionsschiff live und an Bord ansehen möchte, kann den Frachtsegler Rickmer Rickmers oder das Frachtschiff Cap San Diego an den Landungs- und Überseebrücken besuchen, die beide wichtige Zeugen des maritimen Erbes Hamburgs sind.
PEKING-Buchtipp
Die 1911 bei Blohm & Voss erbaute Viermastbark PEKING ist einer der letzten der schnellen Frachtsegler, die bewundernd Flying-P-Liner genannt wurden. Nachdem ihr Schicksal schon besiegelt schien, konnte sie gerettet und für Hamburg gesichert werden. Wie es dazu kam, erzählt Matthias Gretzschel in einem Buch, in dem er das dramatische Schicksal des Schiffs vor dem Hintergrund von Stadt-, Wirtschafts- und Seefahrtsgeschichte anschaulich nachzeichnet: von der Gründung der Reederei F. Laeisz über die große Zeit der Salpeterfahrt, die Wirren des Ersten Weltkriegs, den Verkauf der PEKING nach England bis hin zur Zeit als Museumsschiff in New York. Eigene Kapitel berichten von der drohenden Verschrottung und der glücklichen Rettung, die erst durch die finanzielle Unterstützung des Deutschen Bundestags möglich wurde. Ausführlich geschildert werden schließlich die Rückführung nach Deutschland in einem Spezialschiff, die Restaurierung auf der Peters Werft in Wewelsfleth sowie die Rolle der PEKING als Wahrzeichen des künftigen Deutschen Hafenmuseums in Hamburg. Abschließend kommen jene Personen zu Wort, die die Wiedergeburt dieses legendären Schiffs ermöglicht haben. Der spannende Text wird von historischen Bilddokumenten und aktuellen Fotos begleitet.
Matthias Gretzschel war von 1990 bis 2017 als Kulturredakteur beim Hamburger Abendblatt tätig. Er schrieb zahlreiche kulturgeschichtliche Sachbücher über Bauwerke, Städte und Landschaften. Mehrfach widmete er sich in Büchern auch maritimen Themen.
Matthias Gretzschel: PEKING Schicksal und Wiedergeburt eines legendären Hamburger Segelschiffes
Erschienen bei Koehler, Hardcover mit Schutzumschlag, 160 Seiten, 29,95 Euro.