Jens Mecklenburg

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Dicke nicht Willkommen

Wegen Diskriminierung steht eine Hotelbetreiberin aus Cuxhaven in der Kritik
12. Juni 2020

Eine Hotelbetreiberin aus Cuxhaven steht wegen Diskriminierung von übergewichtigen Menschen in der Kritik. Sie ist sich keiner Schuld bewusst: Es gehe ihr darum, falsche Erwartungen zu vermeiden. Der Fall schlug Wellen am Nordseestrand.

Wer mehr als 130 Kilogramm wiegt, darf nicht in ihrem Haus einchecken: Die Besitzerin eines Hotels in Cuxhaven ist in Erklärungsnot geraten, weil sie übergewichtige Gäste nicht willkommen heißt.

Zuvor hatte ein Bericht über die angebliche Diskriminierung von übergewichtigen Gästen im Internet hohe Wellen geschlagen. Nach mehreren Beschwerden habe sie lediglich falsche Erwartungen vermeiden wollen, erläuterte Hotelbesitzerin Angelika Hargesheimer. „Die Gäste sollen ihren Aufenthalt genießen können“, sagte sie. Ihr liege es fern, Menschen zu diskriminieren.

Radio Bremen hatte zuvor geschildert, dass in dem Hotel „dicke Menschen nicht willkommen“ seien. Die Hotelbesitzerin hatte sich in dem Bericht herablassend über Übergewichtige geäußert, sie wurde in dem Bericht u.a. so zitiert: „Also ich finde es persönlich diskriminierend, dass ich so einen Anblick ertragen muss – ehrlich gesagt.“

Auf der Website des Hotels hieß es: „Aus Haftungsgründen weisen wir darauf hin, dass das Interieur für Menschen mit einem Körpergewicht von mehr als 130 kg nicht geeignet ist.“ Grund für den Hinweis auf der Homepage sei ein zusammengebrochenes Hotelbett gewesen, in dem ein übergewichtiger Gast geschlafen habe, sagte Hargesheimer. Der Mann habe daraufhin auf Schadenersatz geklagt, man habe sich außergerichtlich geeinigt.

Andere übergewichtige Gäste hätten kritisiert, nicht in die Dusche des Boutiquehotels mit eher kleinen Zimmern zu passen oder zu unbequem auf den Stühlen im Frühstücksbereich zu sitzen.

Die Direktorin erhalte mittlerweile gegen sich und ihre Familie gerichtete „massive Bedrohungen“, teilte das Hotel mit. Die Cuxhavener Polizei prüft nach eigenen Angaben ein anonymes Schreiben auf strafrechtliche Relevanz.

„Wir wollten niemanden diskriminieren, ausgrenzen oder abweisen“, heißt es weiter in einer Stellungnahme des Hotels. Bis heute sei kein Gast wegen seines Körpergewichts abgewiesen worden und werde dies auch künftig nicht. 


Hotelgäste entscheiden selbst

Natalie Rosenke von der Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung bewertet den Hinweis allerdings als problematisch. „Bisher entscheiden dicke Menschen selbst, welche Hotels sie als geeignet betrachten. Wenn sich ein solcher Haftungshinweis irgendwann in den AGBs fast aller Hotel findet, dann wird Urlaub für dicke Menschen zum Spießrutenlauf.“

Die Benachteiligungen von dicken Menschen in Deutschland seien strukturell, nicht nur im touristischen Sektor, sondern auch „auf dem Arbeitsmarkt, bei der Wohnungssuche oder im Gesundheitswesen“. Daher habe die Gesellschaft eine Petition beim Petitionsausschuss des Bundesstages eingereicht. Darin werde ein gesetzlich verankerter Schutz vor Gewichtsdiskriminierung verlangt.