Johanna Rädecke

Redakteurin

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Der Traum von einer eigenen Insel

Die Deutschen Jannis und Timo Pohl sind Besitzer von Majorsgrund und vermieten das Eiland in Westfinnland an Urlauber
18. August 2021

Abschalten, Ruhe finden, zu sich kommen, eins werden mit der Natur, frei sein: Das Gefühl, Besitzer einer eigenen Insel zu sein, ist schwer in Worte zu fassen. Jannis und Timo Pohl versuchen es dennoch, denn die beiden Brüder aus München sind seit rund drei Jahren Eigentümer von Majorsgrund, einem zwei Hektar großen Eiland an der westfinnischen Küste gegenüber von Schweden.

Jannis (Links) und Timo (Rechts) © Timo & Jannis Pohl.

„Besonders beeindruckend ist die unglaubliche Ruhe auf der Insel, man hört wirklich nichts bis auf die dort lebenden Tiere“, meint der 37-Jährige Timo. Sein 34-jähriger Bruder ergänzt: „Es gibt zwar viele Sonnenuntergänge, aber auf Majorsgrund sind sie besonders schön. Wir können gar nicht genug davon kriegen.“ Außerdem sei das Freiheitsgefühl „magisch“. „Aus der Sauna kommen, ins Meer springen, die kühle Frische genießen, das ist unglaublich.“

Die Geschwister, die in München ein Gastronomieunternehmen betreiben, kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus, wenn es um ihre Insel geht. „Das klang anfangs gar nicht real, ein Träumchen, ein Wunsch aus der Kindheit“, erinnert sich Jannis an den Augenblick, als sein Bruder ihm 2018 von Majorsgrund erzählte. Einer „Insel im wärmsten Teil Finnlands, mit sehr viel Grün und einer überschaubaren Größe“, die er in einem Verkaufsportal fand. Sie ist eine von 40.000 Inseln, die sich entlang der finnischen Küste erstrecken und Finnland zu einem Paradies für Inselhopping machen.

Zwar haben die Geschwister schon im Kindesalter erzählt, sich mal später eine eigene Insel kaufen zu wollen, doch nie gedacht, dass dies auch wirklich passieren würde. Erst recht nicht in Finnland. Sie kannten das Land, in dem laut aktuellem World Happiness Report die glücklichsten Menschen leben, von früheren Skiaufenthalten in Lappland. Es stand jedoch nicht wirklich auf dem Wunschzettel für eine Ferienimmobilie. Doch Timo hatte sich in das Eiland bereits auf den Fotos verliebt und als es dann für die beiden vor dem Kauf zum Probeübernachten nach Majorsgrund ging, war es endgültig um sie geschehen. Sie waren von Westfinnland fasziniert, dem Bottnischen Meerbusen, in dem die Privatinsel liegt und der zur sonnenreichsten Region des Landes gehört und auch von der nahe gelegenen Stadt Vaasa. Die Stadt ist bekannt für das Kvarken-Archipel, das als einziges finnisches Naturerbe auf der von der UNESCO geführten Welterbe-Liste steht.


Der Vertrag wurde per Handschlag besiegelt.

Nach dem Kauf brachten sie das Eiland auf Vordermann, legten Strom und Wasserleitungen an, renovierten die beiden Blockhäuser vor Ort, statteten sie mit jeglichem Komfort aus. Ein Saunahaus wurde zur Bar am eigenen kleinen Strand umfunktioniert, das zweite wird zum Saunieren genutzt. Einiges haben sie in Eigenregie erledigt, Timo ist ausgebildeter Schreiner, sie haben jedoch auch viel mit den Menschen vor Ort zusammengearbeitet. „Die Finnen sind alle sehr hilfsbereit und zuverlässig, sogar pünktlicher als die Deutschen“, erzählen sie. Der Strom wird aus Solar- und

Windenergie gewonnen, es gibt eine chemikalienfreie Wasseraufbereitungsanlage und Bio-Trockentoiletten. Zusammen mit ihren Familien leben sie hier ihren Traum, verbringen herrliche Urlaube im Paradies – genau wie die Einheimischen.

©Timo & Jannis Pohl

Ein „Mökki“ ist ein typisch finnisches Ferienhaus. Ob auf einer abgelegenen Insel im Schärenmeer oder an einem See im Wald – das Ferienhaus ist der Ort, an den die Einheimischen gehen, um sich mit der Natur zu verbinden und die Stille zu genießen. In Finnland gibt es über eine halbe Million Ferienhäuser, die von einfachen Hütten bis hin zu Villen reichen. Für die meisten Finnen liegt die Quintessenz des Erlebnisses jedoch in der Einfachheit. Natürlich geht dabei nicht ohne eine Sauna, die in den meisten Sommerhäusern mit Holz beheizt wird.

So entsteht die Idee, die Insel zu vermieten, auch andere am Freiheitsgefühl teilhaben zu lassen. „Wir wollen außerdem unsere Gäste dazu bringen, sparsamer mit unseren Ressourcen umzugehen, sie zum Nachdenken anregen. Mit Sanduhren machen wir zum Beispiel auf den Wasserverbrauch aufmerksam“, erklärt Timo Pohl. Dies sei gerade in Finnland und speziell auf Majorsgrund ein wichtiges Thema: Nachhaltigkeit und das Leben im Einklang mit der Natur.

Und von Letzterer gibt es auf Majorsgrund jede Menge, denn die Insel kann eine üppige Vegetation aufweisen, mit dichten Waldflächen und einer intakten Tierwelt. Hier ist jedermann dazu eingeladen, auf Entdeckungstour zu gehen und beispielsweise Heidelbeeren oder Pilze zu sammeln. Die beste Zeit zum Beerensammeln ist dabei von Mitte Juli bis Ende September; die besten Pilze sind normalerweise von August bis Oktober zu bekommen. Besuchern wird hier die Möglichkeit geboten, die finnische Art des Urlaubmachens zu erleben: Das „Mökkilife“ lässt Erholungssuchende einen Aufenthalt nach dem eigenen Rhythmus gestalten: Hier heißt es Selbstversorgung statt Vollpension, Individualität statt Mainstream und Rückbesinnung statt Anspannung.

Das Wasser, das im Sommer Temperaturen von bis zu 26 Grad erreicht, lädt zum Schwimmen ein; Wassersport jeglicher Art von Stand-up-Paddeln bis hin zum Kajak- und Bootfahren sind hier möglich.

„Wir vermieten die Insel nur komplett und derzeit ausschließlich zwischen Mai und September“, erzählt Jannis Pohl, der als Skipper die ganze Welt bereist hat. Die Geschwister wollen jedoch gerne die Vermietung auch auf die Wintermonate ausweiten, die Testphase läuft in der kommenden Saison. Da stehen Aktivitäten wie Eisfischen oder Schlittschuhlaufen auf dem Programm oder auch das Beobachten von Polarlichtern. Derzeit ist die Midsommerzeit bei Einheimischen und Skandinaviern besonders gefragt. Denn Sonnenuntergänge gibt es viele, jedoch sind diese, wenn es nach den Brüdern Pohl geht, nirgends so schön, wie auf Majorsgrund.

Majorsgrund © Timo & Jannis Pohl

Majorsgrund liegt in der Nähe der Stadt Vaasa, welche über einen internationalen Flughafen verfügt. Vom Airport nach Öjna sind es zirka 20 Minuten, von hier aus geht es auf die Insel. Für das Übersetzen werden fünf bis zehn Minuten benötigt.

Die Ausrüstung ist bei der Inselvermietung im Preis inbegriffen, dieser liegt bei ab 349 Euro pro Tag. Ebenso wie der Aufenthalt in den beiden Häusern, die Sauna, die Bar. Die ganze Insel eben. Insgesamt finden 16 Leute in den beiden Häusern Platz, 18 bis 20 Personen, wenn manche in den Flying Tents übernachten wollen, die zwischen drei Bäumen gespannt werden, und zum Schweben einladen.

Weitere Informationen unter https://majorsgrund-island.com