Johanna Rädecke

Redakteurin

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Das große Zählen

NABU ruft zum Vogelzählen
6. Januar 2021
Amsel ©NABU Bremen

Am nächsten Wochenende ist die bundesweite Vogelzählung am Futterhaus, eine Aktion des NABU, die wie für den Lockdown gemacht scheint. Schließlich geht es darum, ganz coronagerecht vom Fenster aus die Futterstelle im Garten oder auf dem Balkon zu beobachten und die Vogelarten zu zählen. Wohl dem, der trotz lauen Wetters der vergangenen Wochen schon für die „Stunde der Wintervögel“ angefüttert hat.

Wer mitzählt, tut nicht nur aktiv etwas für die Vogelwelt und verschafft den Fachleuten einen besseren Überblick. Passionierte Vogelbeobachter wussten es zwar schon immer, nun liefern das Senckenberg Institut, das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und die Universität Kiel den wissenschaftlichen Beweis: Nach ihrer Studie sollen 10 Prozent mehr Vögel im Umfeld die Zufriedenheit mindestens genauso steigern, wie ein vergleichbarer Zuwachs des Einkommens. 
„Das Vogelgucker-Virus ist endlich mal eines, dass ungefährlich ist. Mich hat es auch infiziert“, schmunzelt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann, „allenfalls drolliges Verhalten bei der Sichtung eines Vogels sind die Folge.“ Bereits zum 11. Mal ruft der NABU zur Vogelzählung auf. Und wieder gilt: Je mehr Menschen mitmachen, desto aussagekräftiger werden die Ergebnisse. „An Deutschlands größter ‚Citizen science‘-Aktion kann sich jeder beteiligen und eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zählen und anschließend dem NABU melden“, betont Hofmann.

Haubenmeise ©NABU Bremen

„Von einem ruhigen Beobachtungsplatz aus, gerne auch vom Fenster, wird von jeder Art die höchste Anzahl notiert, die man im Laufe einer Stunde gleichzeitig beobachtet“, erklärt der Naturschützer die Vorgehensweise. Wer unsicher ist, findet unter der Meldeseite „www.NABU.de“ jede Menge Bilder und Beschreibungen der Vögel und sogar einen Vogeltrainer. Zudem ist für telefonische Meldungen am 9. und 10. Januar jeweils von 10 bis 18 Uhr die kostenlose Rufnummer 0800 / 115 7 115 geschaltet.
Bei der vorigen Vogelzählung im Januar 2020 beteiligten sich bundesweit über 143.000, davon über 770 Vogelfreunde aus Bremen. Die Kohlmeise ergatterte den Spitzenplatz als häufigster Wintervogel in Bremer Gärten, Blaumeise und Spatz folgten auf Platz zwei und drei. In diesem Jahr warten die Vogelexperten mit Spannung auf die Ergebnisse zu den Blaumeisen. Diese hatten im Frühjahr erheblich unter einer vom Bakterium Suttonella ornithocola ausgelöste Epidemie, dem sogenannten Meisensterben, gelitten. 
Viele Gartenbesitzer machten sich daher große Sorgen um ihre Lieblingsmeisen. „Auch in Bremen schlug der Erreger des Meisensterbens zu. Wir bekamen Meldungen von vielen besorgten Vogelfreunden“, berichtet Sönke Hofmann. Nun hofft der NABU, dass die Meisen die Verluste durch ihre Bruten im Sommer zumindest teilweise ausgleichen konnten. Experten sind gespannt, ob der Effekt der Epidemie auch im Winter noch spürbar ist und wie sich der Blaumeisenbestand über die nächsten Jahre einpendelt.

Gerade der Bestand von Blaumeisen wird mit Spannung erwartet. ©NABU Bremen

Wintervögel im virtuellen Klassenraum

Auch wenn die Schulen coronabedingt geschlossen bleiben – Naturkunde geht immer. Extra für Schulklassen hat die Naturschutzjugend im NABU einen Zählzeitraum in der Woche nach der „offiziellen“ Vogelzählung „Stunde der Wintervögel“ organisiert. Dafür finden sich im Internet jede Menge altersgerechte Materialien und die Teilnehmer erhalten Überraschungspreise.
„Gerade für Grundschulklassen ist der digitale Unterricht schwierig, aber nicht unmöglich“, betont Annette Siegert, Leiterin der Umweltbildung beim NABU, „die ‚Schulstunde der Wintervögel‘ bietet beste Voraussetzungen sich auch im Lockdown mit Natur spielerisch zu befassen.“ So finden die Lehrer*innen kindgerechte Aktionsideen, Vogel-Steckbriefe, Ausmalbilder bis hin zu Vordrucken für Teilnehmer-Urkunden unter NAJU.de.
„Es geht darum, die bunte Vogelwelt für Kinder herunterzubrechen und Zusammenhänge zu deren Verhalten und Ernährung aufzuzeigen“, erklärt Annette Siegert. Gerade das Zählen der Vögel vom Fenster aus sei auch in Corona-Zeiten machbar. Zudem motiviere die Kinder das virtuelle „Beute-machen“ für den Wettbewerb. Das „Jagen und Sammeln“ liege den Menschen immer noch im Blut, so der NABU.

Die Ergebnisse können direkt online oder bis zum 18. Januar auch gesammelt per Post an den NABU geschickt werden.

Specht ©NABU Bremen

 

Kurz & Knapp

Stunde der Wintervögel

Vögel beobachten und zählen

 

Vom 8. bis 10. Januar 2021 findet zum elften Mal die bundesweite „Stunde der Wintervögel“ statt: Der NABU und sein bayerischer Partner Landesbund für Vogelschutz (LBV) rufen Naturfreund*innen auf, eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen und zu melden. Im Mittelpunkt der Aktion stehen vertraute und oft weit verbreitete Vogelarten wie Meisen, Finken, Rotkehlchen und Spatzen.

 

Alle Informationen zum Mitmachen auf der Website des NABU: Stunde der Wintervögel