Die Nachricht vom Currywurst-Aus in einem VW-Betriebsrestaurant in Wolfsburg platzte letztes Jahr ins Sommerloch. Vor allem ein Beitrag von Altkanzler Schröder dazu befeuerte die Veggie-Debatte. Wie ist die Entscheidung der Kantine im ersten halben Jahr geschluckt worden?
Der Verzicht auf die VW-Currywurst in einer Kantine des Volkswagens-Werks in Wolfsburg hat sich nach Überzeugung der Entscheider bewährt. „Die Resonanz unserer Gäste ist sensationell und durchweg positiv – aus dem Verwaltungsbereich genauso wie aus der Produktion“, sagte der Leiter der VW-Gastronomie, Nils Potthast, der Deutschen Presse-Agentur. Auch ohne den Kantinen-Klassiker sei das Speisenangebot teilweise noch vor Betriebsschluss vergriffen gewesen, berichtete Potthast ein knappes halbes Jahr nach dem Beschluss.
Die Entscheidung für ein fleischfreies Betriebsrestaurant beim größten Autobauer Europas hatte im Sommer für Wirbel gesorgt. Im August kündigte VW zunächst intern an, dass die Kantine im Markenhochhaus nach dem Werksurlaub auf vegetarische und vegane Küche setze und nur hin und wieder Fisch zum Angebot gehören werde. Das bedeutete dort das Aus für die Currywurst.
Schröders Kraftriegel
Vor allem die Reaktion von Altkanzler Gerhard Schröder über den „Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion“ befeuerte damals eine Debatte um Fleischverzehr in Unternehmen. „Wenn ich noch im Aufsichtsrat von #VW säße, hätte es so etwas nicht gegeben“, schrieb Schröder damals bei LinkedIn. Als einstiger Vertreter des Landes Niedersachsen – dem zweitwichtigsten Anteilseigner – im größten deutschen Unternehmen ärgere er sich über die Abschaffung der berühmten VW-Currywurst in einer Werkskantine. „Vegetarische Ernährung ist gut, ich selbst mache das phasenweise auch“, so Schröder. „Aber grundsätzlich keine Currywurst? Nein!“
Seine Frau Soyeon Schröder-Kim legte am Mittwoch nach. „Wir gehen gerne zu Konnopke, Curry 36 und Bier’s Kudamm 195“, schrieb die Koreanerin bei Instagram und verwies auf die Berliner Treffpunkte. Dazu ist das Ehepaar beim Verzehr von Wurst und Pommes zu sehen. „Natürlich mit einer Flasche Bier“, hieß es weiter.
Für viele Anwender von sozialen Plattformen und zahlreiche Medien war der Currywurst-Einwurf von Schröder ein gefundenes Fressen im Sommerloch. Es gab Tausende Reaktionen und Kommentare.
„Dabei war von vornherein klar: Es geht nicht gegen die Currywurst, die nach wir vor in allen anderen Kantinen des Werkes angeboten wird“, sagte VW-Gastronom Potthast. Es gehe einfach um mehr schmackhafte Alternativen. Die gebe es nun und sie würden toll angenommen. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Küche stehen ihm zufolge zu 100 Prozent hinter dem Konzept.
Obwohl die Currywurst-Produktion bei Volkswagen schon häufig über dem Autoabsatz der Kernmarke lag, dürfte das Ausmaß der Debatte mit dem von Schröder gesetzten Hashtag „#RettetdieCurrywurst“ auch intern überrascht haben. Denn das Unternehmen betonte von Beginn an, dass niemand bei VW auf die Wurst verzichten müsse, auch weil es sie in der Kantine wenige Meter entfernt auf der gegenüberliegenden Straßenseite weiterhin gebe.