Jens Mecklenburg

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VW wickelt Currywurst ab

Volkswagen will fleischfrei werden
9. August 2021

Sie ist fast so legendär wie der VW-Käfer. Nun verbannt Volkswagen die beliebte Currywurst aus der Kantine. Über Schleichwege bekommt man aber trotzdem noch an die Kult-Wurst. 

Volkswagen will nachhaltiger werden und vollzieht den gravierendsten Wandel in seiner Konzerngeschichte – und das macht sich auch in der Kantine bemerkbar. 

Denn im Wolfsburger Markenhochhaus verschwindet bald die Currywurst vom Speiseplan. Das Betriebsrestaurant soll nach dem Werksurlaub fleischfrei sein, wie aus einer internen Ankündigung hervorgeht. Die rund 150 Rezepte des Hauses sollen dann ohne Fleisch auskommen. Nur hin und wieder werde Fisch zum Angebot gehören.

Viele Mitarbeiter wünschten sich vegetarische und vegane Alternativen, heißt es zur Begründung in einem Infoschreiben.

Die Neuausrichtung diene aber auch dem Thema Nachhaltigkeit, weil weniger Fleischverzehr pro Woche auch der Umwelt helfe. Am Standort in Hannover setzte die zuständige Service Factory das Konzept bereits erfolgreich um.

Schleichwege führen weiter zur Wurst

Das klingt nach einem radikalen Umbruch: Denn die VW-Currywurst ist beliebt und gehört für viele Beschäftigte regelmäßig auf den Teller.

Doch ähnlich wie bei Elektrofahrzeugen und Verbrennern fährt Volkswagen auch bei der Wurst noch zweigleisig. Komplett verzichten müssen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Wolfsburg nicht. In der Kantine wenige Meter entfernt auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird es die Currywurst weiterhin geben.

Aus gutem Grund: Schon im vergangenen Jahr musste der VW-Betriebsrat eingreifen, weil das Kult-Gericht nur noch einmal die Woche serviert wurde. Als Begründung wurde damals die Coronapandemie angeführt: Zum Schutz der Mitarbeiter sollte die Selbstbedienung mit der weitergereichten Zange an den Wurstwannen unterbunden werden. Nach Protesten lenkte der Konzern zumindest an bestimmten Essensausgabestellen ein.

Zuletzt gab es im Vor-Corona-Jahr 2019 rund sieben Millionen Currywürste aus der Volkswagen-Fleischerei, dazu kamen mehr als 550 Tonnen Ketchup, wie ein Sprecher sagte. Aktuell seien aber noch viele Betriebsrestaurants beim Autobauer geschlossen.

Mit der Umstellung auf vegetarische und vegane Küche setzt VW nach Einschätzung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) auf einen Trend, den es schon seit einigen Jahren gebe. „Die Zeiten, in denen die vegetarische Küche von manchen etwas stiefmütterlich behandelt wurde, sind endgültig vorbei“, sagte ein Dehoga-Sprecher.