Ein Beitrag von Christina Witte

Sie ist die Diva unter den Frühlingsblumen – verschwenderisch schön, ein bisschen empfindlich, aber wenn alles stimmt: ein echter Star. Pfingstrosen (botanisch: Paeonia) gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt – und sind im Mai auf den Bremer Wochenmärkten nicht wegzudenken. Mit opulenter, fluffiger Blüte und tollem Duft begeistern sie ihre Fans.
Pfingstrosen in der Vase: Der Standort ist entscheidend
„Man bekommt auch Mitte April schon Ware, aber die kommt dann aus dem Gewächshaus. Deutsche Freiland-Pfingstrosen gibt es verlässlich im Mai bis etwa zur ersten Juniwoche“, sagt Floristin Tanja Tomic vom Blumen Basar am Unser Lieben Frauen Kirchhof und erklärt, worauf es beim Kauf und bei der Pflege ankommt: „Das perfekte ,Kaufstadium‘ ist erreicht, wenn sich an der Knospe ein erstes Blütenblatt hebt. Wer eine ganz grüne, feste Knospe kauft, wird mit Sicherheit enttäuscht“, so Tomic. „Die geht vermutlich nie auf.“
Bevor die Pfingstrose in die Vase kommt, wird der Stiel leicht schräg angeschnitten und das Kraut entfernt. Das eigentlich Entscheidende ist aber der Standort der Vase: „Pfingstrosen sind echte Temperatursensibelchen“, weiß Tomic. „Am besten kühl stellen, auf keinen Fall in die direkte Sonne oder auf die Fensterbank“, rät die Expertin. „Wer alles aus seiner Pfingstrose rausholen will, kann die Vase über Nacht an einen kühlen Ort bringen und alle zwei Tage das Wasser wechseln.“
Wenn die Knospe überzuckert ist
Ein überraschendes Detail verrät Pfingstrosen-Züchter Stephan Tetzlaff: „Pfingstrosen-Knospen können regelrecht verkleben, weil sich der in der Wurzel gespeicherte Zucker im Laufe des Wachstums an der Knospe ablagert. Das zieht Insekten magisch an – und macht dadurch sogar gefüllte Sorten bienenfreundlich“, erklärt er. „Manche Blumenhändler sagen, es läge an diesem Zuckerüberzug, dass die eine oder andere Pfingstrose nicht richtig aufgehe, und empfehlen ein Wasserbad. Das ist aber totaler Quatsch. Wenn die Knospe geschlossen bleibt, ist die Blume einfach viel zu früh geschnitten worden.“ Das bestätigt auch Tanja Tomic: „Wer Pfingstrosen ,im Dutzend billiger‘ kauft, muss damit rechnen, dass die eine oder andere Blüte nicht so will, wie man sich das wünscht.“

Pfingstrosen im Garten: Die Kunst der Geduld
„Pfingstrosen brauchen Zeit“, sagt Stephan Tetzlaff, der in seinem „Pfingstrosen-Paradies“ am Niederrhein rund 500 verschiedene Sorten kultiviert und verkauft. „Ende März treiben sie aus, Mitte Mai ist der Wuchs vorbei, dann kommt die Blüte – und danach passiert nichts mehr.“ Die mehrjährigen Pflanzen wachsen langsam, können aber Jahrzehnte alt werden, wenn man ihnen den richtigen Standort gönnt: sonnig, leicht lehmiger Boden, keine Staunässe. Gedüngt wird in der Regel nicht – „sonst werden sie nur krautig“, warnt Tetzlaff.
Gepflanzt wird im Herbst, und zwar die nackte Wurzel, die es im Herbst zu kaufen gibt. Wer seine Pfingstrosenwurzel im Frühjahr kauft und einpflanzt, erlebt nicht selten eine große Enttäuschung. Auch Kübelhaltung ist keine gute Idee: „Pfingstrosen gehören in den Garten, nicht auf den Balkon“, sagt Pfingstrosenexpertin und Slowflower-Mitglied Andrea Köttner von der spezialisierten Gärtnerei „Der Blumengarten„.
Besonders robust gegenüber norddeutschem Schmuddelwetter sind sogenannte intersektionelle Hybriden wie zum Beispiel die Sorten Kopper Kettle oder Bartzella. Letztgenannte beeindruckt mit großen, duftenden gelben Blüten mit rotem Herz und wurde 2006 mit der höchsten Pfingstrosen-Auszeichnung, der APS-Goldmedaille, prämiert. „Sie bildet mit der Zeit einen imposanten Busch und ist kaum anfällig für Pilzkrankheiten“, sagt Köttner. Aber: Als Schnittblume eignet sie sich eher nicht. „Ihre Stärken zeigt sie im Beet“, so Köttner.

Infos Pfingstrosen
Pflanzzeit:
Herbst (nur die nackte Wurzel ohne „Grünzeug“)
Standort:
Sonnig, leicht lehmiger Boden, keine Kübel
Sortentipps für den Norden:
Bartzella – robust, spektakulär, gelb
Kopper Kettle – halbgefüllt, apricot
Insektenfreundlich:
Gut zugängliche Pollen haben einfach blühende Sorten, aber auch gefüllte Sorten sind attraktiv dank der Zuckerausscheidungen an der Knospe.
Schnittblumen-Saison:
Ende April/Anfang Mai bis Anfang Juni
Pflege in der Vase:
• schräg anschneiden
• Kraut entfernen
• viel Wasser
• kühler Standort
• alle 2 Tage Wasser wechseln
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