Ein Beitrag von Anne-Katrin Wehrmann
Sie selbst nennt sich „Gartenjournalistin, die ein Blog betreibt“. Tatsächlich ist Melanie Öhlenbach längst mehr als das: Die Bremerin hat vier Bücher übers Balkon-Gärtnern geschrieben, hat eine eigene Radiosendung und ist Gewinnerin des Deutschen Gartenbuchpreises 2023. Von einer, die ihr Hobby zum Beruf gemacht hat.
Am Anfang half der Zufall. Nach Abschluss ihres Volontariats beim Bremer „Weser Kurier“ wollte Melanie Öhlenbach ein eigenes Blog starten. „Ich hatte dieses Format in einem Seminar kennengelernt und war total angefixt, selbst und ganz unkompliziert auf diese Weise etwas auf die Beine zu stellen“, erinnert sie sich. Allein: Es fehlte ein passendes Thema. Ein Café-Besuch mit einer Freundin brachte sie weiter. „Mach doch etwas über deinen Balkon-Garten“, schlug diese damals spontan vor. Gut zehn Jahre ist es jetzt her, dass das Blog „Kistengrün – Mein nachhaltiger Balkon-Garten“ online gegangen ist. „Anfangs war das nur eine Spielwiese, auf der ich die Technik ausprobieren wollte“, sagt die 44-Jährige. „Dann habe ich gemerkt, dass gelesen wird, was ich da schreibe. Und das hat mich motiviert, weiterzumachen.“
Expertin fürs Balkon-Gärtnern
Der Start des Blogs, in dem sie regelmäßig über ihren sechs Quadratmeter großen Balkon-Garten berichtet, war ihr Einstieg in den Gartenjournalismus, meint Öhlenbach rückblickend. Inzwischen hat sie sich längst einen Namen als Expertin fürs Balkon-Gärtnern gemacht und ist nicht nur als Autorin von entsprechenden Fachbüchern einem breiten Publikum bekannt, sondern auch als Garten-Expertin der Bremen Eins-Sendung „Grüner wird‘s nicht“. Seit 2020 präsentiert sie dort immer freitags unterhaltsam und informativ Tipps für Garten, Terrasse und Balkon.
Ideen für die nächsten Jahre
Welche Pflanzen locken mehr Insekten auf meine Beete? Wie baue ich auf Balkonien die leckersten Tomaten an? Was muss ich im Herbst tun, damit es im Frühling schön blüht? Bei der Beantwortung von Fragen wie diesen vertraut die Bremerin nicht nur auf ihren grünen Daumen, sondern auch auf den Erfahrungsschatz ihrer Hörerinnen und Hörer. Vergangenes Jahr bekam sie für die Sendung den Deutschen Gartenbuchpreis in der Kategorie „Bester Garten-Podcast“ verliehen. Gute Nachricht für alle Fans: Die Themen werden ihr so schnell nicht ausgehen. „Ich habe so viele Ideen, die reichen jetzt schon für mindestens vier, fünf Jahre“, meint sie und grinst.
Frühe Leidenschaft fürs Gärtnern
Ihre Leidenschaft fürs Gärtnern hat die 44-Jährige früh von ihrer Familie übernommen. Aufgewachsen in einem Dorf mit 700 Einwohnern im Taubertal in Franken, war Gartenarbeit damals natürlicher Bestandteil des Alltags. „Meine Eltern hatten zwei Gärten, außerdem Streuobstwiesen und Wald“, erzählt sie, „da gehörte das einfach dazu. Meine Mutter und meine Oma haben im Sommer oft auf dem Hof oder in der Küche gesessen und Gemüse geschnippelt.“ Erst als sie auszog und Obst und Gemüse kaufen musste, habe sie gemerkt, wie teuer das sei. „Und wie viel weniger gut es meistens schmeckt.“
Bremen: grünste Großstadt Deutschlands
In Bremen landete Melanie Öhlenbach schließlich, weil sie während eines Auslandsaufenthalts nach dem Studium ihre Möbel bei einer früheren Mitbewohnerin unterstellte, die es an die Weser verschlagen hatte. „Ich habe mich hier sofort wohlgefühlt“, erzählt sie. Ein Grund: „Bremen ist eine so grüne Großstadt.“ Dass ihr Eindruck richtig war, belegen auch aktuelle Zahlen: Nach Angaben der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder ist Bremen tatsächlich die grünste Großstadt Deutschlands. Auch die vielen schönen und unterschiedlich gestalteten Parzellen im gesamten Stadtgebiet sind für die Gartenexpertin ein Zeichen von Lebensqualität. „Von den Kleingärten kann man sich gut inspirieren lassen“, betont sie. „Das ist ein großer Schatz, den es zu bewahren gilt – sowohl für uns zur Erholung als auch für die Artenvielfalt.“
Irgendwas wächst immer
Auch nach zehn Jahren als „bloggende Gartenjournalistin“ hat ihre Begeisterung noch nicht nachgelassen. Im Gegenteil: „Je tiefer ich eintauche, umso größer wird sie“, sagt Öhlenbach. „Gärtnern hat mir ganz viele neue Welten eröffnet. Es gibt zum Beispiel allein mehr als 4.000 in Europa zugelassene Tomatensorten, da gibt es noch einiges zu entdecken.“ Ihre Arbeit verschaffe ihr das Gefühl, im Kleinen etwas für das große Ganze zu tun. „Ich kann mit einem Kasten voll insektenfreundlicher Pflanzen nicht die Welt retten, aber ich kann ein paar Tieren helfen.“ Darüber hinaus empfinde sie es als sehr entspannend, zu buddeln und zu schauen, was wächst. „Und es wächst immer irgendwas“, erzählt sie. „Auch wenn es vielleicht nicht das ist, was man selbst gesät hat.“
Gärtnern lässt sich lernen
Den beginnenden Frühling mag die 44-Jährige besonders gerne. Wenn der Balkon langsam erwacht und das Grün zurückkommt, so wie zuletzt mit den ersten Krokussen, Traubenhyazinthen und Wildtulpen. „Bis April mache ich normalerweise ganz wenig“, berichtet sie. „Ich beobachte erst mal, was von selbst kommt. Und dann überlege ich, was bleibt, was ich vielleicht umpflanze und was neu dazukommt.“ Zu ihren persönlichen Klassikern, die in jedem Jahr ihren Platz finden, gehören unter anderem Tomaten und Küchenkräuter.
Neulingen rät sie, nicht an guter, torffreier Bioerde zu sparen. Und Geduld zu haben – mit den Pflanzen und mit sich selbst. „Am häufigsten höre ich von anderen, sie hätten keinen grünen Daumen. Das glaube ich nicht. Gärtnern kann man lernen, es braucht nur Wissen und Übung.“ Wer dabei noch Unterstützung braucht, kann sich für ihre Workshops und Vorträge anmelden oder sich auf ihr nächstes Buch freuen, das für das kommende Jahr geplant ist. Genaueres will Melanie Öhlenbach dazu noch nicht verraten. Nur so viel gibt sie augenzwinkernd preis: „Es wird etwas mit Balkon und mit Gärtnern zu tun haben.“