Der Heinrichshof in Krogaspe in Schleswig-Holstein steht seit über 30 Jahren für den Anbau von Kartoffeln mit Gütezeichen, und der Aufzucht sowie Vermarktung eigener Fleckvieh-Rinder. Familie Schulte-Steinberg ist überzeugt davon, dass nicht nur die Rinder, sondern auch die Kartoffeln „begöschert“ werden wollen, um richtig gut gedeihen zu können.
Der Heinrichshof, der seit 1911 im Familienbesitz ist, liegt mitten in Schleswig-Holstein, zwischen Neumünster und Nortorf. Christoph Schulte-Steinberg hat als ältester von insgesamt vier Geschwistern 2013 den Hof von seinem Vater übernommen und bewirtschaftet ihn seitdem zusammen mit seiner Frau Hella.
Früher wurde der Hof vor allem als Milchvieh und Schweinemastbetrieb genutzt, doch Anfang der 90er Jahre investierte Christophs Vater in einen Kühl- und Zerlegeraum. In den Jahren darauf folgten Verpackungs- und Verkaufsraum.
Christoph Schulte-Steinberg absolvierte unter anderem die höhere Landwirtschaftsschule und ist somit staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt. Hella Schulte-Steinberg hat ihr Abitur und eine Tischlerlehre in Bochum gemacht, in Braunschweig Architektur studiert, war für ein Studenten-Austauschjahr in Norwegen und hat, bevor sie ihren Mann kennen lernte, zwei Jahre in Glasgow als Architektin gearbeitet.
Nachdem Hella und Christoph sich ein Jahr kannten haben sie geheiratet und sich sodann ebenso zügig der Familien-Erweiterung gewidmet. Bei beiden Kindern kam der Tag der Entbindung jedoch mehr als unpassend. Mama Hella erzählt lachend, „Als Lina (10) geboren wurde, waren wir gerade dabei, den Mais in den Boden zu bringen und als Johann (8) auf die Welt kam, wurde der Mais geerntet. Und so fallen auch alle weiteren Geburtstage der Kinder immer in eine wuselige Zeit.“
Auch wenn die wichtigsten Dinge des Lebens manchmal zu völlig unpassenden Zeiten geschehen, so sagt Christoph Schulte-Steinberg trotzdem, „Ich schätze den Beruf des Landwirtes. Ich mag, dass man mit Tieren arbeitet, sich an der freien Natur aufhält, dass jedes Jahr anders ist und man sich viel selber einteilen kann, auch wenn es sehr viel Arbeit ist.“
Die Familie hält Simmentaler Fleckvieh für die Fleischmast und baut auf dem 100 Hektar großen Hof Speisekartoffeln sowie Getreide wie Winterroggen, Triticale und Mais an.
Die Wiesen und Weiden werden als Futterflächen genutzt.
Simmentaler Fleckvieh
Das Simmentaler Fleckvieh ist eine Doppelnutzungsrasse, bei der die Milch- und die Fleischleistung gleichermaßen genutzt werden. Die Rasse geht auf Simmentaler Hausrinder im Berner Oberland zurück, das bereits im Mittelalter für seine großwüchsigen und gescheckten Rinder bekannt war.
Gute Mutterkuh- und Futterverwertungseigenschaften, sowie einen hohen Anteil wertvoller, leicht marmorierter Fleischteile, gute Milchleistung sowie eine natürliche Robustheit zeichnet diese Rasse aus. Zudem ist das Simmentaler Fleckvieh sehr umgänglich und ausgeglichen.
Die Milchviehherde wurde im Herbst 2019 verkauft, wodurch Stallplätze frei wurden. Diese werden inzwischen für die Lohntierhaltung genutzt. Die Rinder dürfen gegen Mietzahlung hier wohnen und werden von Landwirt Christoph komplett versorgt.
Die Schlachtung
Geschlachtet werden die Rinder auf der nahe gelegenen Fleischerei Einfeld. Nach dem kurzen Transportweg zur Schlachterei bekommen die zu schlachtenden Tiere eine 24-stündige Ruhepause in mit Stroh ausgelegten Boxen, um erst dann betäubt und geschlachtet zu werden. In dieser Zeit ist der Stresslevel der Tiere wieder auf ein normales Maß gesunken und die entsprechend ausgeschütteten Stresshormone im Körper sind abgebaut worden.
Speisekartoffeln
Auf zweieinhalb Hektar Land werden vier verschiedene festkochende Sorten Speisekartoffeln angebaut. Die beiden alten Sorten Linda und Belana, eine Frühkartoffel namens Leyla und eine rotschalig-gelbfruchtige Sorte mit dem schönen Namen Red Fantasy. Diese zeichnet sich durch einen feinen und noch geschmacksintensiveren Charakter aus. Christoph Schulte-Steinberg sagt, das läge daran, dass diese Sorte mehr und kleinere Stärkeplättchen enthalte, als ihre Kolleginnen. Besonders stolz ist er darauf, dass seine vier Sorten von Beginn an und immer wieder das Gütezeichen erhalten. Der Landwirt sagt überzeugt, „Die Kartoffeln werden nur dann so gut, wenn sie entsprechend begöschert (betüdelt und umschmeichelt) werden.“ Kartoffelanbau mit Gütezeichen wird von der Landwirtschaftskammer sehr streng kontrolliert. Besonders der Nitratgehalt darf eine bestimmte Grenze nicht überschreiten. Dies ist möglich, wenn die Kartoffeln nur mineralisch gedüngt werden, wodurch die Düngung gezielter und besser dosierbar ist.
Hofladen mit Selbstbedienung
Früher gab es für die Kunden, die im Hofladen etwas kaufen wollten, eine Klingel. Nach einer kurzen Zeit kam der Senior selbst oder einer der beiden Schulte-Steinbergs herbeigeeilt um die wartende Kundschaft zu bedienen. Seit sechs Monaten arbeitet Hella Schulte-Steinberg halbtags in einem Ingenieurbüro. Seitdem darf sich der Kunde die Ware seines Begehrens selber nehmen. Die Preise sind einzeln ausgeschildert oder direkt auf der Ware und daneben steht eine kleine Kasse mit Wechselgeld. Die Menschen in Krogaspe sind ehrlich und können rechnen. Der zu zahlende Betrag wird in die Kasse gelegt und das Rückgeld entnommen.
Wählen kann der Kunde zwischen Speisekartoffeln vom Heinrichshof, Salami, Plockwurst, Bratwurst und Wiener Würstchen vom eigenen Rind (hergestellt von Schlachter Einfeld) sowie verschiedenen Wurstsorten von der Hofschlachterei Untiedt, Eier von Aderhold, Honig von Butenschön, Säfte von der Obstquelle Schuster und Nudeln.
Der Landwirt bewirtschaftet seine Flächen unter anderem mit einem Eicher-Wotan II-Trecker der aus demselben Baujahr (1976) wie er selbst stammt und der schon viel Aufsehen bei Radfahrern erregt hat, die auf dem am Hof vorbeiführenden Ossenweg unterwegs sind. Eigentlich wollte Christoph Schulte-Steinberg ihn schon seit längerem verkaufen, doch auch Landwirte handeln manchmal nur aus sentimentalen Gründen. Oder eben auch nicht. Und so steht der Trecker noch immer auf dem Hof und wird ab und zu noch mal eingesetzt.
Der Heinrichshof ist mit Plaketten als Eulen- und Schwalbenfreundlich ausgezeichnet worden. Im Jahre 2010 brütete dort das zu der Zeit einzige Schleiereulenpaar im südlichen Schleswig-Holstein.
Die Schulte-Steinbergs sind Mitglied bei den Nordbauern Schleswig-Holstein e.V. Christoph gehört zu den Gründungsmitgliedern und schätzt den Dialog mit dem Verbraucher. Seine Frau Hella sagt dazu, „Meistens hat der einzelne Bauer nicht die Zeit und oft auch nicht das Wissen, sich selbst gut zu vermarkten. Die Nordbauern haben das auf eine ganz andere Ebene gehoben. Man kennt sich untereinander und ist unter anderem auch durch den Warenaustausch miteinander verbunden.“