Bürgerinnen und Bürger können die Agrarwende im Norden wieder finanziell unterstützen. Denn die Regionalwert AG Hamburg gibt neue Aktien aus. Mit den Mitteln aus der Aktienausgabe will die nicht börsennotierte Aktiengesellschaft weitere Bio-Bauernhöfe mit Eigenkapital stärken und Vermarktungswege verbessern. Rund eine Million Euro hat die Bürger-AG bereits investiert. Die Regionalwert AG Hamburg gehört rund 1.200 Aktionärinnen und Aktionären. Ihr Netzwerk umfasst gut 50 Betriebe, die eng zusammenarbeiten.
Volumen: Rund eine Million Euro
Die Regionalwert AG Hamburg ist in Schleswig-Holstein, Hamburg, Nord-Niedersachsen und West-Mecklenburg aktiv. Zuletzt hatte sich die Bürger-Aktiengesellschaft an dem jungen landwirtschaftlichen Betrieb Carstens Highlands in Hamdorf bei Rendsburg beteiligt.
Außerdem hat die Regionalwert AG Hamburg im Jahr 2020 Molkerei-Maschinen erworben und an die Meierei Horst vermietet, an der sie ebenfalls beteiligt ist. Insgesamt zehn Investitionen hat die Bürger-AG seit ihrer Gründung 2014 umgesetzt.
Die fünfte Aktienausgabe der Regionalwert AG Hamburg hat ein Volumen von rund einer Million Euro. Sie läuft bis Mitte April (oder bis alle Aktien verkauft sind). Rund 400.000 Euro waren im Vorfeld reserviert. Rund 100.000 Euro haben Bestandsaktionäre während ihrer Bezugsfrist (einer Art Vorkaufsrecht) bereits gezeichnet.
Eine Aktie kostet 550 Euro. Die Aktien gibt es ausschließlich bei der Regionalwert AG Hamburg, ein Depot ist nicht notwendig.
„Fehlentwicklungen korrigieren, Ausbeutung beenden“
Ulf Schönheim, Vorstand der Regionalwert AG Hamburg: „Mit unseren Investitionen wollen wir fatale Fehlentwicklungen korrigieren. Landwirtschaft, Umwelt, Gesellschaft und ländliche Räume wurden in den letzten Jahrzehnten massiv ausgebeutet. Das hat einige wenige Menschen und Konzerne sehr reich gemacht – zum Beispiel die Fleisch- oder die Milchindustrie. Bezahlt haben dafür die Landwirtinnen und Landwirte, die Natur, die Tiere, der ländliche Raum.“
Es sei klar, dass das nicht so weitergehen könne, so Schönheim. Die Politik brauche zu lange, um die Agrarwende hinzubekommen und für krisenresistente Regionen zu sorgen, die ihre Bevölkerung ökologisch und sozial verträglich ernähren können.
Agrarwende selber machen – mit Wissen und Spaß
Ulf Schönheim: „Mit unseren Aktien bieten wir den Bürgerinnen und Bürgern an, Verantwortung für ihre Region zu übernehmen und die Agrarwende einfach selber zu machen. Damit wir eine Land- und Lebensmittelwirtschaft bekommen, die die Menschen bei uns nachhaltig und gesund ernährt – und ohne dass dafür jemand anderes bezahlen muss.“
Das bringe allen Beteiligten neben viel Wissen und Verbindungen und leckeren Lebensmitteln auch einfach Spaß, so Schönheim weiter. Und zwar allen Beteiligten: „Das ist die allerbeste Rendite der Welt.“
Ökologische und soziale Effekte als Return on Investment
Ulf Schönheim betont: „Positive regionalwirtschaftliche, ökologische und soziale Effekte sind für uns der wichtigste Return on Investment. Sie kommen vor finanziellen Aspekten.“
Das müsse auch so sein, so Schönheim weiter – insbesondere in der Land- und Lebensmittelwirtschaft: „Wenn wir weiter die ökologischen und sozialen Grundlagen unserer Ernährung verfrühstücken, wird es zunehmend unwahrscheinlicher, dass Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung überhaupt funktionieren. Zum Beispiel, weil die Bodenfruchtbarkeit zurückgeht, Dürren sich häufen oder Schädlinge sich über Monokulturen hermachen. Oder weil es gar keine jungen Menschen mehr gibt, die Landwirtin oder Bäcker oder Fleischerin oder Koch werden wollen.“
Die gesamte Land- und Lebensmittelbranche habe ein Nachwuchsproblem, so Schönheim. Deshalb werden die Regionalwert-Partnerbetriebe angehalten, junge Menschen auszubilden.