Nicht nur in der Politik sollen wir wählen – nein, auch täglich im Supermarkt. Der arme Verbraucher! So viele verschiedene Trends im Lebensmittelmarkt, so viele Ernährungsweisen, zwischen denen Mann und Frau sich entscheiden müssen – das kann im Alltag schon mal zur Qual werden.
Heute gilt: Wer die Wahl hat, hat die Qual.
Oder: Nun haben wir den Salat.
Ernähre ich mich nun vegan oder doch lieber nach Paleo, Kohlenhydrate rein oder raus, und wer hat eigentlich diesen Sahnejoghurt mit Stracciatellageschmack in den Kühlschrank getan?
Animiert von Funk und Fernsehen, Zeitschriften, Apps und Nachbarn, Kollegen, Freunden und Bekannten kommt einem das Leben und besonders die eigene Ernährung vor wie ein Flipperspiel: links und rechts, hoch und runter und viele Querschläge dabei – kein Wunder, dass wir uns orientierungslos durch den Ernährungsalltag schlagen und wieder nach Richtung sehnen.
In der Ernährungsberatung schlägt sich diese Sehnsucht immer mehr nieder („sagen Sie mir doch bitte, was ich essen soll“), allerdings auch die Verwirrung. Ratsuchende Klienten wollen sich gesund ernähren, aber auch preisgünstig, saisonal, ethisch und ökologisch korrekt – da stoßen viele an die Grenzen des Machbaren im Alltag. Woran sollen wir uns halten? Wir haben alle mal essen gelernt (zur Erinnerung: Essen lernt man auch durch nachahmen und wiederholen, so wie alles andere auch), zunächst vertrauensvoll und manchmal widerwillig (welches Kind isst schon gern Rosenkohl), spielerisch (try and error) und später als Ausdruck der Selbstständigkeit im Selbstversuch in der Studentenbude (schmeckt furchtbar, habe ich aber selbst gekocht). Gesundheit, Wohlbefinden, Vorbeugung, aber auch Ausdruck von Lebensweise in Kooperation mit der Dicke des Portemonnaies werden immer wichtiger für die Entscheidung zum Essen, die uns früher von den Eltern abgenommen wurde. Wovon lassen wir uns lenken, was ist uns wichtig?
Und heute?
Heute sind Ernährungstrends fast wie Religionen – heilig, voller Emotionen und scheinbar Sinn- und Richtung gebend im Alltag. Wir suchen Gleichgesinnte, die mit uns die heiligen Rituale des Auswählens der Nahrung und der Zubereitung und Verspeisung derselben zelebrieren… Das ist doch auch schön, aber mal ehrlich: im Alltag wollen und brauchen die meisten von uns schnelle, praktikable und gern auch günstige Lösungen, um den Körper mit Energie zu versorgen, da regieren andere Rituale.
Beides zusammenbringen, Genuss und persönliche Note mit praktischem, günstigem Essen – auch so etwas kann befriedigen. Ohne religiösen Bekehrungswahn und riesigen Zeitaufwand.
Probieren Sie es doch auch mal.
