Barbara Maier

Autorin

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Weltmilchtag

Mehr Wertschätzung für Milch
3. Juni 2018

Anlässlich des Welttags der Milch am 1. Juni, plädierte Slow Food Deutschland e.V. für mehr Wertschätzung von qualitativ hochwertiger Milch aus Weidehaltung. Futter und Haltungsform der Kühe, sowie der Verarbeitungsgrad von Milch würden sich enorm auf die Qualität, den Geschmack, sowie auf Umwelt und Klima auswirken.

© Alberto Paroli

Geschmack durch frisches Grün

Ursula Hudson kommentiert zum Weltmilchtag die unterschiedlichen Geschmäcker und Qualitäten von Milch. So sei der Geschmack der Milch von Weidekühen, die von Mitte April bis Anfang Oktober auf den Weiden grasen und im Winter mit frischen Heu, selbst angebautem Mais, Lupinen und etwas Kraftfutter gefüttert würden ein völlig anderer, als von der Milch der Kühe, die ein ganzjähriges Stallleben führen und mit oft importierten Kraft- und Sojafutter zu reinen Milchmaschinen degradiert würden. „Milch sei nicht gleich Milch“, weshalb die Slow-Food-Vorsitzende dafür plädiert, von „Milchen“ im Plural zu sprechen.

Die natürliche Ernährung, sowie ein nachhaltiges Weidemanagement lassen sich nicht mit der überwiegend auf Hochleistung gehaltenen Tiere in Einklang bringen. Dafür sorgt eine artgerechte Haltung jedoch für das Wohlbefinden und damit für die Gesundheit der Kühe, was sich wiederum positiv auf den Geschmack und die wertvollen Inhaltsstoffe der Milch auswirkt. Auch trägt diese Art der Haltung zur Erhaltung der Biodiversität und Kulturlandschaften bei.


Gekühlt ist nicht gleich frisch

Des Weiteren spiele die Verarbeitung der Milch eine große Rolle. Die hoch verarbeitete H- und ESL-Milch, die dem Verbraucher vielerorts in Supermärkten angeboten wird, sei so Hudson, nicht mehr als eine weiße Flüssigkeit. Ein Industrieprodukt, meist ohne individuellen Geschmack und weit entfernt von dem Urlebensmittel Milch.

Der Aufdruck „Frischmilch“ auf der Verpackung sei der pure Hohn, so Ursula Hudson. Auch die hochverarbeitete ESL-Milch könne sich hinter dem Aufdruck verbergen. Zudem seien die langen Lagerungs- und Kühlphasen mit unserer Vorstellung von Frische nicht vereinbar.

© Stijn te Strake/ Unsplash

Grasen gegen Klimawandel 

Hudson sagt „Rinder auf der Weide leisten nicht nur das Ungeheure, das für den Menschen nicht zur Kost geeignete Gras in Eiweiß und andere wertvolle Nährstoffe zu verwandeln, sondern das Grasen bringt auch fruchtbare Böden hervor. Beweidung ist auch eine wichtige Maßnahme für den Klimaschutz, denn durch nachhaltige Beweidung tragen Rinder zur Bildung von Humus und so auch zur Speicherung von CO2 im Boden bei, was sich positiv auf das Klima auswirkt.“

Hudsons Meinung nach sei die Voraussetzung für „gut, sauber und fair“ bei Milch, die Produktionskette zu verkürzen und sie stärker auf lokale Kreislaufwirtschaft auszurichten. Grundsatz für die Milchproduktion sollte sein, externe Kosten wie Umweltbelastungen durch Monokulturen, Landnutzung in Drittländern sowie Treibhausgasemissionen durch den Futtermittelimport zu vermeiden.


Umdenken bei Erzeugern und Verbrauchern 

„Wenn wir das System Milch komplett umbauen und zukunftsfähig machen wollen, bedeutet dies aber gleichzeitig auch, dass wir als Verbraucherinnen und Verbraucher diesen Wandel mittragen. Dazu müssen wir weg vom Image von Milch als ‚Ramschprodukt‘, das billig in Massen gekauft und konsumiert werden kann. Es braucht mehr Wertschätzung und einen reduzierten Genuss von qualitativ guter Milch“, so Ursula Hudson weiter. Unterstützens wert ist aus Slow-Food Sicht daher Milch, die geschmacklich und ökologisch ‚bekömmlich‘ ist. Darüber hinaus würden Betriebe begrüßt, die eine mutter- oder ammengebundene Kälberhaltung anstreben und sich dafür einsetzen, den Verbrauchern naturbelassene Milch sowie Frischmilch zu liefern. Politisch sollte dieser Umbau der Tierhaltung zum Erreichen von Nachhaltigkeits- sowie Klimazielen höchste Priorität haben.
 

© Donald Modeste/ Unsplash

Weltmilchtag und Slow Food

Der Weltmilchtag wird am 1. Juni organisiert, um international über das Lebensmittel Milch zu informieren. Er wurde von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und dem Internationalen Milchwirtschaftsverband (IDF) ins Leben gerufen.

Am 29. Mai lud Slow Food Verbraucher/Innen zu einer Informations- und Milchverkostungsveranstaltung auf den Hof de Ökomelkburen in Lentföhrden und anschließend in die Meierei Horst in Schleswig-Holstein ein. Beide Betriebe gelten als vorbildlich.

© Ingo Wandmacher

Slow Food Deutschland e.V.

www.slowfood.de