Jens Mecklenburg

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Testküche statt Sternerestaurant – René Redzepi schließt Noma

10. Januar 2023

Das weltberühmte Kopenhagener Sternerestaurant Noma will sich als großes Labor für innovatives Essen grundlegend neu aufstellen. „Um weiterhin Noma zu sein, müssen wir uns verändern“, teilten Küchenchef René Redzepi und sein Team am Montag mit. 

© Noma

Die Wintersaison 2024 werde deshalb die letzte Saison des Restaurants in seiner bisherigen Form sein. 2025 werde es als „Noma 3.0“ in eine große Testküche verwandelt, die sich der Lebensmittelinnovation und der Entwicklung neuer Geschmacksrichtungen widmen werde. 

Das Bedienen von Gästen werde weiterhin Teil der Noma-Identität sein, allerdings werde man sich nicht mehr darüber definieren, ein Restaurant zu sein. 

Die Planungen zur großen Umstellung des Spitzenlokals laufen den Angaben zufolge bereits seit zwei Jahren. Unter den Eindrücken der ersten Corona-Welle 2020 habe er sich entschlossen, das Restaurant langfristig auf ein anderes wirtschaftliches Fundament zu stellen, um den Fokus stärker auf Kreativität und weniger auf die Produktion legen zu können, sagte Redzepi der dänischen Zeitung Berlingske.  

Die Umstellung bedeutet demnach, dass das Noma ab 2025 auf unbestimmte Zeit als klassisches Restaurant geschlossen bleiben wird, aber möglicherweise auf eine Saison pro Jahr begrenzt in Kopenhagen – oder anderswo auf der Erde – öffnen wird.

Harte Arbeitsbedingungen 

Eine Rolle dürfte unseren Beobachtungen nach auch die zunehmende Kritik am Noma und an anderen Nobelrestaurants in den vergangenen Jahren, für das Ende des Restaurantbetriebs spielen. Konkret ging und geht es um die Ausbeutung von unterbezahlten Arbeitskräften und unbezahlten Praktikanten. Gegenüber der New York Times stellte Redzepi selbst zuletzt das gesamte Konzept der gehobenen Küche infrage. „Wir müssen die ganze Branche neu denken“, sagte er. Die Arbeit sei einfach zu hart und müsse anders gestaltet werden. 

© Noma

In der Vergangenheit gab er bereits zu, es brauche immense Arbeitsstunden, um ein Angebot in Noma-Qualität zu produzieren. Diese gerecht zu entlohnen sei fast unmöglich, wenn man am Ende ein Produkt zu Preisen verkaufen wolle, die noch annähernd realistisch seien. Und das ist relativ: Für einen Restaurantbesuch im Noma muss man aktuell mindestens 500 Euro zahlen. 

Das Noma mit seinen derzeit drei Michelin-Sternen ist fünfmal zum besten Restaurant der Welt gekürt worden, zuletzt 2021. Sein Name setzt sich aus den ersten Silben der dänischen Begriffe „nordisk“ (nordisch) und „mad“ (Essen) zusammen.