Jens Mecklenburg

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Sekt, Cremánt und Champagner – Aussichten und Trends fürs neue Jahr

5. Januar 2025

Sekt ist nirgendwo so beliebt wie in Deutschland. Die Sektlaune stieg zum Jahreswechsel wie jedes Jahr deutlich an. Aber die Vorlieben ändern sich. Welcher Schaumwein passt zu mir und welche Trends sind im neuen Jahr zu erwarten?

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Wenn in Deutschland zu Silvester die Sektkorken knallen, wird immer häufiger in Cocktailgläsern ausgeschenkt. «Der Aperitif-Markt, der ohne prickelnde Sekte undenkbar wäre, gewinnt an Dynamik», sagt der Geschäftsführer des Deutschen Sektverbands, Alexander Tacer. Der Chef der Kellerei Henkell-Freixenet, Andreas Brokemper, stellt fest: «Der Aperitif-Trend hat im letzten Jahr weiter zugenommen.» 

«Viele erkennen die Möglichkeiten, die man an einfachen Cocktails und Aperitifs auf Sektbasis machen kann», sagt Brokemper und nennt als Beispiel den klassischen Spritz. «Aber eben nicht mehr nur als Aperitivo, sondern in einer Vielzahl von Varianten wie zunehmend Limoncello.» Das gelte auch für die Gastronomie. «Dort, wo auf der Weinkarte früher ein Spritz stand, sind es heute oft zwei, drei oder vier – wie auch der Holunderspritz, den wahrscheinlich alle vor zehn Jahren noch Hugo genannt haben.»

Selbstgemixte Aperitifs sind gefragt 

Ob Sirup, Likör, Obst oder Kräuter: «Konsumenten kreieren ihre eigenen Aperitifs mit Sekt», stellt Tacer fest. Aber auch bereits fertig gemischte Getränke auf der Basis von Sekt würden gerne getrunken. Genaue Zahlen dazu erhebt sein Verband aber nicht. 

«Es gewinnt dabei immer auch ein gewisser Convenience-Trend», sagt Brokemper. Convenience bedeutet fertig zum Trinken. «Aber das Gefühl, einen Cocktail selbst kreiert zu haben, spielt für viele inzwischen eine große Rolle.» 

Ob trinkfertig oder selbst gemixt: Aperitifs als Spritz in Kombination mit Schaumweinen seien gerade auch bei Silvesterfeiern beliebt, berichtet die Leiterin der Marktforschungsabteilung von Rotkäppchen-Mumm, Claudia Burgdorf. 

Das Jahresendgeschäft ist für die Sekthersteller traditionell besonders wichtig. «Alleine der Monat Dezember macht im Mittel rund 14 Prozent des gesamten Jahresabsatzes aus», sagt Tacer. Dabei greifen die Verbraucher auch immer häufiger zu alkoholfreien Schaumwein. Für den letzten Monat des Jahres sind zudem hochwertige Produkte gefragt, neben Markensekt etwa auch Crémant oder Champagner. 

Das Qualitätsbewusstsein wächst

«Wir haben einen wesentlich bewussteren Konsum und vor allem einen wesentlich qualitätsbewussteren Verbraucher», sagt Brokemper. «Die Kategorisierung und das Know-how über die Produkte nimmt zu. Heutzutage weiß man schon, was ein Prosecco, ein Cremánt oder ein deutscher Sekt ist.»

Die spürbare Konsumzurückhaltung der Bevölkerung zeige sich beim Sekt nicht, sagt Tacer. Der Absatz im letzten Jahr sei stabil mit einem leichten Plus von 0,6 Prozent bereits vor dem Hauptgeschäft im November und Dezember gewesen. Allerdings: «Kleinere und mittelständische Betriebe, die pro Jahr weniger als fünf Millionen Flaschen Sekt produzieren, setzt die wirtschaftliche Gesamtlage stärker unter Druck.» 

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Preise waren 2024 stabil – Entwicklung 2025 ist offen

Die Preise seien nach Steigerungen 2023 im letzten Jahr weitgehend stabil geblieben, sagt Tacer. Eine Prognose für 2025 sei noch nicht möglich. 

«In Deutschland ist der Anteil von alkoholfreiem Schaumwein am Sekt mit einer der höchsten weltweit», beschreibt Brokemper einen weiteren Trend. Fast jede zehnte verkaufte Flasche Schaumwein ist in Deutschland mittlerweile alkoholfrei.

Deutsche trinken besonders viel Sekt – auch ohne Alkohol

Die Nachfrage nach alkoholfreien Sparklingvarianten lagen 2024 rund zehn Prozent über dem Vorjahresniveau, ergänzt Tacer. Zudem erwarte er, dass alkoholfreie Sektalternativen auch im Premiumsegment zukünftig an Bedeutung gewinnen werden.

«Die Qualität alkoholfreier Produkte ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen», stellt Brokemper fest. Das habe auch technologische Gründe, weil sich die Verfahren der Entalkoholisierung beim Wein deutlich weiterentwickelt hätten.

Als Basis für den Sekt würden wegen des Geschmacks hochwertige Cuvées ausgesucht und durch möglichst schonende Verfahren zu qualitativ hochwertigen Produkten gemacht. «Anders als früher ist auch eine Bereitschaft da, alkoholfreie Varianten auf höherem Qualitätsniveau zu konsumieren und zu probieren.» 

Die Qualität von alkoholfreiem Sekt ist besser geworden

Alkoholfreie Alternativen gewönnen langfristig und das ganze Jahr über an Beliebtheit. Besonders bei jüngeren Menschen seien alkoholfreie Schaumweine und Aperitifs ohne Prozente gefragt. «2024 zeichnete sich dabei eine verstärkte Nachfrage nach qualitativ hochwertigen, geschmacklich anspruchsvollen alkoholfreien Alternativen ab», sagt Burgdorf. 

«Tages- und Lebenssituationen, wie eine Schwangerschaft oder das bewusstere Konsumverhalten der jüngeren Generation spielen auch eine Rolle», ergänzt Brokemper. Dazu komme die 0,0-Promille-Regelung in Deutschland für Fahranfänger. 

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Kleine Piccolo-Flaschen etwas stärker gefragt

Brokemper betont aber auch: «Der Genuss eines hochwertigen Schaumweines, ob das jetzt Champagner, Cava, Cremánt, Prosecco oder eben auch deutsche Sekte sind, wird immer den größten Teil des Konsums bestimmen. Dahinter stecken teilweise auch jahrhundertealte Traditionen.» 

Neben der klassischen 0,75-Liter-Sektflasche greifen die Menschen auch etwas häufiger zu den kleinen 0,2-Fläschchen. Ihr Anteil sei in den vergangenen fünf Jahren leicht von 13,3 auf 15,6 Prozent gestiegen, sagt Tacer. Magnumflaschen machten weniger als ein Prozent aus, seien aber gerade bei besonderen Anlässen beliebt.

Brut oder trocken: Wie schmeckt der Sekt?

Ob Sekt, Prosecco oder Cremant: Schaumweine hatten im Dezember Hochsaison. Dabei mag es der eine eher lieblicher, die andere möchte einen herberen Geschmack. Auf welche Bezeichnung sollte man dabei achten?

Wir kennen es vom Wein: Ist er «trocken», hat er keine oder fast keine Süße. Bei einem Schaumwein ist es aber ganz anders, erklärt Volker Raumland. Er ist Inhaber des Sekthauses Raumland aus der rheinland-pfälzischen Weinbaugemeinde Flörsheim-Dalsheim und Präsident des Verbands traditioneller Sektmacher.

«Beim Verbraucher führt das oft zu Verwirrung, weil er denkt, ein trockener Sekt ist wirklich trocken wie bei Wein, aber das ist absolut nicht der Fall», sagt der Sektexperte. «Ich sage immer gerne: Ein trockener Sekt beginnt da, wo ein halbtrockener Wein aufhört.»

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«Trockener» Sekt schmeckt süß

Sprich: Steht auf einer Sektflasche «extra trocken», bedeutet das, dass 12 bis 17 Gramm Restzucker pro Liter enthalten sind. «Das kann schon relativ süß werden», sagt Volker Raumland. Und es geht noch mehr: Bei einem «trockenen» Sekt sind es zwischen 17 und 32 Gramm, bei einem «halbtrockenen» Sekt sogar 33 bis 50 Gramm.

«Das kommt aus der Geschichte, wo Sekte sehr viel Säure hatten und man etwas Süße brauchte, um sie cremiger werden zu lassen», sagt der Sektmacher. Sein Tipp: «Wirklich trockene Sekte erkennt man daran, dass „brut“, „extra brut“ oder „brut nature“ auf dem Etikett steht.»

«Brut» steht für herbe Note

Denn «brut», was «brütt» ausgesprochen wird und im Französischen so viel wie «roh» bedeutet, heißt, dass ein Sekt vollständig durchgegoren ist. Der Restzuckergehalt bei «Sekt brut» darf bis zu 12 Gramm pro Liter betragen, bei «extra brut» bis 6 Gramm und bei «brut nature» muss er unter 3 Gramm pro Liter liegen.

Wer also einen Schaumwein möchte, der wirklich herb im Geschmack ist, sollte auf die «brut»-Kennzeichnung achten. Und für Süßschnäbel gibt es auch noch eine Steigerung: «Sekt mild» übertrifft an Süße noch einmal die halbtrockene Variante mit über 50 Gramm Restzucker pro Liter.

Tipps für ein perfektes Anstoßen

Mit der Familie und Freunden mit einem Glas perlendem Sekt anzustoßen, das hat etwas Feierliches.

Kalt soll der Sekt am besten sein. Doch hätten Sie zum Beispiel gewusst, dass man Sektflaschen nicht ins Tiefkühlfach legen sollte? Volker Raumland hat alltagstaugliche Tipps für den besten Genuss.

Wie kühle ich den Sekt, und wie bekomme ich schnell noch eine weitere Flasche kalt?

Volker Raumland: Am besten ist natürlich immer, wenn man vorplant und lieber eine Flasche mehr kaltstellt. Dann kann Sekt ein paar Stunden oder zwei bis drei Tage vorher in den Kühlschrank. Acht bis neun Grad sind ideal, also normale Kühlschranktemperatur. Ist Sekt zu kalt, gefriert das Bukett, sagt man, also das Aroma leidet.

Wenn man doch noch mal schnell eine Flasche ungeplant öffnen möchte, gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen Kühlmanschetten, die man in die Tiefkühltruhe legt. Diese stülpt man über die Flasche und wartet etwa zehn Minuten, bis der Sekt schön kalt ist.

Oder man nimmt einen Weinkühler oder einfach ein Gefäß, das kann auch ein Eimer sein, den man mit Wasser und Eis füllt. Dort hinein kommt die Flasche, sodass sie zu zwei Dritteln bedeckt ist. Man kann auch zwei bis drei Esslöffel Salz dazugeben, das kühlt die Temperatur noch einmal herunter.

Dreht man die Flasche immer ein bisschen, verteilt sich die Kälte ebenfalls besser. Je nachdem, wie viel Eis ich zur Verfügung habe, dauert das Kühlen darin auch ungefähr zehn Minuten.

Wovon ich auf jeden Fall abrate: eine Flasche in die Tiefkühltruhe zu legen. So ein Schockfrosten ist für das Bukett des Sekts nicht gerade von Vorteil. Und vergisst man die Flasche, explodiert sie irgendwann.

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Wie öffne ich die Sektflasche richtig?

Raumland: In einer Sektflasche sind fünf bis sechs Bar Druck – das ist mindestens das Doppelte, was in einem Autoreifen steckt. Deshalb sollte man die Flasche nicht schütteln, wie man das von den Formel-1-Feiern kennt! 

Wenn Sie die Flasche aus dem Kühler holen, entfernen Sie zuerst die Kapsel am Verschluss. Dann umgreifen Sie den Flaschenhals mit einer Hand und sichern mit dem Daumen den Korken mit dem Muselet, das ist das Drahtkörbchen um den Korken. Mit der anderen Hand öffnen Sie ganz vorsichtig das Muselet und neigen die Flasche etwas zur Seite, damit Ihnen der Korken nicht ins Gesicht fliegt.

Jetzt umgreifen Sie den Korken und drehen ihn ganz leicht im Kreis. Meist merkt man dann schon, wie er rauskommen will. Man muss ihn fest in der Hand und weg vom Gesicht halten und langsam öffnen.

Ich empfehle immer, die Flasche ohne lauten Plopp zu öffnen, denn sonst schießt schon Sekt heraus. Es sollte eher ein Zischen sein. Am besten stehen die Gläser bereit, um direkt den ersten Schluck einzuschenken.

Die Flasche ist nicht leer – wie bewahre ich sie auf und wie lange kann ich den Sekt noch trinken?

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Raumland: Das hängt vor allem davon ab, wie viel Sekt ich schon aus der Flasche entnommen habe. Sind das nur ein, zwei Gläser, reicht ein simpler, gängiger Sektverschluss mit einem Klapp- oder Steckmechanismus, um den Druck zu bewahren, der noch in der Flasche ist. Damit hält sich der Sekt gekühlt noch ein bis zwei Tage.

Eine Kühlschranktür, die häufig geöffnet wird, eignet sich allerdings nicht so gut zum Aufbewahren. Denn je mehr Bewegung in der Flasche, desto mehr Kohlensäure entweicht. Dass ein in den Flaschenhals gehängter Silberlöffel das verhindert, ist übrigens ein Mythos.

Ist die Flasche schon um mehr als die Hälfte geleert, entweicht die Kohlensäure unweigerlich. Es gibt mittlerweile das sogenannte Coravin-Sparkling-System, das Kohlensäure auf die Flasche gibt, sodass der Druck in der Flasche bleibt. Damit kann man eine geöffnete Flasche sogar ein, zwei Wochen konservieren. Die Variante ist etwas teurer und lohnt sich vor allem bei hochwertigen Sekten.

Als Sektmacher empfehle ich, die Flasche möglichst leerzutrinken, wenn nur noch ein oder zwei Gläser drin sind, und dann lieber später eine neue zu öffnen. Damit sind Sie auf der ganz sicheren Seite!