Johanna Rädecke

Redakteurin

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schlossgut groß schwansee 

Regionaler Luxus an der Ostsee
30. Dezember 2022

„Früher bin ich hier zur Schule gegangen“, erzählt Dietrich Neick, der Bürgermeister der beschaulichen Gemeinde Kalkhorst direkt an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns. Er steht bei dieser Erzählung in einem klassizistischen Doppelsaal, hell getäfelt, mit Stuck und Ornamenten in Creme und Mintgrün. Der, so hatte bereits der Besitzer erklärt, stamme noch aus der Gründerzeit, also aus dem Jahre 1745, als das Schlossgut Groß Schwansee erbaut wurde. Bürgermeister Neick verweist auf die Treppengeländer und auf einmal sieht man sie vor sich, die Kinder, die in den 50er Jahren johlend und zum Leidwesen der Lehrerschaft durch die Stockwerke rutschten. 

© Johanna Rädecke

Und dennoch ist es schwer, sich den altehrwürdigen Bau als Schule vorzustellen: Zwischen der Weite der Ostsee und des Landes Mecklenburg-Vorpommerns liegen dieses helle Herrenhaus, außerdem geklinkerte ehemalige Stallungen und ein moderner Bau mit großen Fenstern. Dazwischen befinden sich alte Bäume, parkähnlich angelegte Rasenflächen und – wie sich das gehört – ein Schlossteich. 

Der Gutscharakter ist präsent und von den heutigen Besitzern, der Familie Dornier, liebevoll aufbereitet. Aus dem Gutshaus und den ehemaligen Stallungen entstand Anfang der Zweitausender Jahre ein Hotel mit elegant eingerichteten Zimmern, 2009 kam ein modernes Parkgebäude hinzu. Nun verfügt das Gut über insgesamt 63 Zimmer, eine Brasserie, eine Wellnessoase und das „Schlossrestaurant 1745“.
  

Geschichte lebendig halten. 

1745 erbaute Freiherr Wilhelm Ludwig Hartwig von Both, dessen Familie aus Westfalen stammte, das spätbarocke Hauptgebäude in unmittelbarer Nähe zur Lübecker Bucht. Seitdem wechselte das Gut seinen Besitz zu einem Grafen, Kaufmann, sogar einem Ehrenritter des Johanniterordens. Auf den Ländereien wurde vornehmlich Schafzucht betrieben. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Gutswirtschaft aufgelöst und das Herrenhaus in der DDR-Zeit unterschiedlich genutzt. Zunächst waren darin Flüchtlinge untergebracht, später befanden sich darin eine Schule und ein Internat, woran sich noch viele der älteren BewohnerInnen der Gemeinde erinnern. Wegen seiner nur 300 Meter vom Strand der Lübecker Bucht entfernten Lage gehörte das Gut zum Sperrgebiet der DDR-Grenze. Zum Strand erstreckt sich eine 300 Meter lange Lindenallee; ein Kolonnenweg zur Überwachung des Küstenstreifens führte hinter dem Dünengürtel am Grundstück entlang. Nach der Wende stand das Gebäude zunächst leer, bis Familie Dornier die Ländereien und das Gut erwarben. 

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Silvius Dornier, und ihm nachfolgend sein Sohn David, legen Wert darauf, diese bewegte Geschichte lebendig und erlebbar zu halten. An den Bau des Guts erinnert eine Fotoausstellung. In den ehemaligen Ställen stößt man noch auf alte Balken, außerdem befinden sich auf dem Gutshofgelände drei artesische Quellen. Eine diente den Schlossbewohnern der Trinkwasserversorgung, eine andere den Tieren. Das „Schlossrestaurant 1745“ erinnert an die Erbauungszeit.

Regionale Genüsse aus dem Schlossgarten und der Umgebung 

Apropos Restaurant: Liebhaber regionaler Genüsse kommen auf dem schlossgut gross schwansee voll und ganz auf ihre Kosten. Sowohl im Restaurant, der Brasserie als auch an der Bar. 

So kann es in der richtigen Jahreszeit schon sein, dass es zur Begrüßung ein Stück Apfeltarte mit alten Sorten aus dem Garten gibt. Oder ein Essen im Restaurant, bei dem die Birne des über 100 Jahre alten Birnenbaums serviert wird. 

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Das „Schlossrestaurant 1745“ setzt auf feine Küche, die perfekt mit den regionalen Produkten harmonieren. So findet sich auf der Karte beispielweise „hausgebeizter Dorsch mit Blini und Sanddornkaviar“, „heiß geräucherte Entenbrust mit Dörrobst-Chutney und Feldsalat“ oder „ Apfel Crumble mit Äpfeln aus dem Schlossgarten, dazu Walnusseis mit Vanillecreme“.  

Eine Maxime des Guts ist der schonende Umgang mit Ressourcen. Neben der Verwendung möglichst vieler Erzeugnisse aus der Umgebung ist auch ein Bienenvolk auf dem Gutsgelände eingezogen. Die verschiedenen Produkte – zum Beispiel Honig und Marmeladen – sind auch im kleinen Gutsshop erhältlich.

20 Jahre schlossgut gross schwansee 

„Ich kann nicht in Worte fassen, wie stolz ich bin, Gastgeberin dieses Hauses zu sein“, sagt Hoteldirektorin Janet Schroeder anlässlich des 20. Jubiläums des Hotels im Herbst diesen Jahres. Und dass es nicht selbstverständlich ist, das Jubiläum groß zu feiern, ergänzt Inhaber David Dornier: „Als der Lockdown kam, haben Frau Schroeder und ich uns am Telefon angeschwiegen und wussten einfach nicht, wie es weitergeht. Es war, wie man so sagt, ein Nullpunkt im Leben.“ Doch ihm und dem Team war klar: Irgendwie übersteht man auch das und geht gestärkt aus der Krise. Und das zeichnet diesen schönen Fleck in Mecklenburg-Vorpommern aus: Mut, Optimismus und flexible Visionen, die das Beste aus einer Situation machen.

Besonderes Getaway – auch im Winter 

© Johanna Rädecke

Ob Weihnachtsmarkt auf dem Gutsgelände, kulinarische Themenabende, spezielle Winter-Pakete oder sogar Musical Dinner: Janet Schroeder und ihr Team sind darauf bedacht, neben ihrem freundlichen, professionellen Service ein Programm zu bieten, das Kultur, Kulinarik, Entspannung und Natur vereint. Dazu gehören permanente Angebote wie ein Fahrradverleih und das große Wellness-Angebot (im Programm: Massagen, Maniküre, Sauna und Kosmetikanwendungen), aber auch Auftritte wie das Duo-Comedy-Kabarett „Männerschnupfen“ oder Vorträgen. Zur Ortsgeschichte. Ein besonderes Schmankerl: Das Musical-Dinner bietet im März ein Dreigangmenü, begleitet von kostümierten Musical-Stars, die aus den beliebtesten Stücken singen.

SCHLOSSGUT GROSS SCHWANSEE 

Am Park 1 
23942 Gross Schwansee 
Telefon: +49 38827 8848-0 
E-Mail: info@schwansee.de
Web: https://schwansee.de 

© Johanna Rädecke