Viele Russinnen und Russen machen derzeit Urlaub in Finnland. Ein Staudamm gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten. Dort müssen sie sich teilweise mehr mit dem Angriff auf die Ukraine auseinandersetzen als in der Heimat.
An einer der meistbesuchten Naturattraktionen Finnlands werden Touristen aus Russland von der Nationalhymne der Ukraine begrüßt.
Jeden Tag zur gleichen Zeit wird die Öffnung des fast hundert Jahre alten Staudamms des Flusses Vuoksi nahe der Stadt Imatra üblicherweise von Klängen des finnischen Komponisten Jean Sibelius begleitet. Auf der Brücke in der Stadt Imatra versammeln sich hierzu meist Hunderte Schaulustige, um zuzusehen, wie das Wasser unter ihnen vorbeirauscht.
Seit Ende Juli beginnt die Stadt die Show mit dem Abspielen der ukrainischen Nationalhymne.
Es ist in der Gegend nicht der einzige Protest gegen den russischen Angriffskrieg. Auch in der nahe gelegenen Stadt Lappeenranta wird jeden Abend die ukrainische Nationalhymne über dem Rathaus gespielt, mit Blick auf die bei russischen Touristinnen und Touristen beliebten Einkaufszentren.
„Das Ziel ist es, die starke Unterstützung für die Ukraine zum Ausdruck zu bringen und den Angriffskrieg zu verurteilen“, sagte Lappeenrantas Bürgermeister Kimmo Jarva der Nachrichtenagentur AFP.
Finnland erwägt Verbot von Visa für Russen
In den vergangenen Wochen hat die Debatte über ein mögliches Verbot von Touristenvisa in Finnland an Fahrt aufgenommen. Die politischen Vertreterinnen und Vertreter in Helsinki scheinen dabei überwiegend der Argumentation der Befürwortenden zu folgen. Bereits Ende Juli legte eine Umfrage unter Politikerinnen und Politikern nahe, dass die vier größten Parteien des Landes einen solchen Schritt unterstützen würden.
Eine vergangene Woche vom öffentlich-rechtlichen finnischen Fernsehsender Yle veröffentlichte Umfrage ergab, dass 58 Prozent der Menschen in Finnland für eine Beschränkung der russischen Touristenvisa sind.
Finnland ist derzeit für viele Russinnen und Russen das Tor nach Europa. Zwar ist als Folge des Ukrainekriegs der EU-Luftraum für russische Maschinen gesperrt. Wer jedoch die nötigen Dokumente hat, kann weiterhin über die etwa 1300 Kilometer lange Grenze von Russland nach Finnland reisen.
Nur noch beschränkte Visa-Vergabe
Wie heute bekannt wurde, werden Russinnen und Russen künftig mehr Mühe haben nach Finnland zu reisen. Wie Finnlands Außenminister Pekka Haavisto mitteilte, werde sein Land die Vergabe von Touristenvisa auf zehn Prozent des bisherigen Niveaus reduzieren. Wie unter anderem der finnische Sender Yle berichtete, werden derzeit täglich etwa tausend Visumsanträge aus Russland akzeptiert. Mit der Einschränkung sollen in Zukunft nur noch etwa hundert Anträge angenommen werden.
Dem Sender zufolge sollen Anträge von Personen, die aus familiären Gründen, wegen der Arbeit oder eines Studiums ein Visum bräuchten, vorrangig behandelt werden. Auch wolle Finnland ein Visa-Erleichterungsabkommen mit Russland aussetzen. Der Preis würde dann von aktuell 35 Euro auf 80 Euro steigen. Laut Yle will Minister Haavisto eine gemeinsame Lösung mit den baltischen Ländern vorlegen, um den Umgang mit russischen Anträgen zu regeln. Die verschärfte Einreisepolitik gegenüber Russland ist eine Reaktion auf Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine.