Ein Beitrag von Melanie Öhlenbach
Lebkuchen-Spezialitäten verbindet man nicht unbedingt mit Norddeutschland. Und doch hat sich die Bremer Lebkuchen Manufaktur genau hier niedergelassen. Mit Erfolg: Ihre handgefertigten Elisen sind in der Advents- und Weihnachtszeit längst bundesweit gefragt. Gebacken wird nach traditionellen Familienrezepturen – aber nicht nur.
Zimt, Anis, Nelken: In der Backstube der Bremer Lebkuchen Manufaktur liegt der Duft von Weihnachten. Auf den Blechen warten Hunderte kreisrunder Gebäckstücke darauf, in den Ofen geschoben zu werden. Fleißige Hände spritzen, dekorieren und verpacken die Köstlichkeiten, die für viele Menschen zur Weihnachtszeit so selbstverständlich dazu gehören wie Adventsschmuck, Tannenbaum und Geschenke. Dabei ist Lebkuchen eigentlich ein eher süddeutsches Weihnachtsgebäck mit Nürnberg als Hochburg. Seit 2015 jedoch hat die Nascherei auch in Bremen ein Zuhause: in einem ehemaligen Hafengebäude in der Überseestadt, im Schatten von Kränen und Schiffscontainern.
Unternehmen mit hundertjähriger Tradition
Jedes Jahr von September bis Dezember verarbeiten Britta Coldewey und ihr Team dort Mandeln, Nüsse, Eiweiß, Marzipan, Zucker und Gewürze zu kleinen und großen Elisenlebkuchen. Mehl steckt nur in den Oblaten. Die Bremer Lebkuchen Manufaktur ist trotz ihres recht jungen Alters kein gewöhnliches Start-up. Sie ist Teil von Manke & Coldewey, einem Familienunternehmen, das seit 1922 für eine andere süße Leckerei bekannt ist: Eis wie Sahne und cremiges Speiseeis. Doch da dieses nur in den Sommermonaten auf den Märkten so richtig gut läuft, ließen sich Britta Coldewey und ihre Ehemann Albert für die zweite Jahreshälfte etwas Winterlicheres einfallen. Drei Jahre lang produzierten sie die Elisen-Lebkuchen zunächst auf dem Firmengelände in Delmenhorst sowie auf dem Bremer Weihnachtsmarkt, bis sie schließlich mit ihrer Weihnachtsbäckerei nach Bremen in die Überseestadt umsiedelten. „Wir sind die nördlichste Lebkuchen-Manufaktur Deutschlands“, sagt Britta Coldewey nicht ohne Stolz. Die Kundschaft kommt aus ganz Deutschland, zu kaufen gibt es die Lebkuchen nicht nur in Geschäften im Norden, sondern auch in Freiburg, Berlin oder Potsdam.
Gläserne Manufaktur
In der gläsernen Manufaktur am Fabrikenufer 111 können Besucherinnen und Besucher mitverfolgen, wie die Lebkuchen hergestellt werden. Direkt hinter der Glasscheibe dekoriert Konditorin Patricia Karstedt mit einem Handstreich 40 kleine „Malis’chen“ – Elisen aus purer Mandelmasse: Sie legt das Backpapier, an dem die Teiglinge festkleben, kopfüber in ein mit Mandelsplittern bedecktes Blech. In der Backstube holt derweil Kollegin Yurdagül Kocac Bleche mit größeren Gebäckteilen aus dem Ofen.
Rechteckige Hanseaten-Elisen mit Schokoladenpfeffer Elisen-Lebkuchen mit Mandeldekoration, Schokoüberzug und Zuckerguss gehören zu den Klassikern der Bremer Lebkuchen Manufaktur. Britta Coldewey und Konditorin Patricia Karstedt haben aber auch immer wieder neue Ideen: Nordsee-Elisen mit Sanddornfüllung und rechteckige Hanseaten-Elisen mit Schokoladenpfeffer. „Zu Anfang dachten wir: Das wird ein Flop, aber inzwischen haben sie ihre Liebhaber gefunden“, sagt die Manufaktur-Betreiberin. Anregungen für Neukreationen kommen auch von den Kundinnen und Kunden. Meist gehe es dabei nicht unbedingt um persönliche Vorlieben, sondern ebenso um Unverträglichkeiten von bestimmten Lebensmitteln, sagt die Geschäftsführerin. „Unsere nussfreien Elisen bestehen daher nur aus Mandeln.“
Vegan – und auch gluten- und laktosefrei
Aber auch auf Ernährungstrends hat die Britta Coldewey ein Auge. Neu im Sortiment sind daher vegane Mini-Elisen. Einen Ersatz für das tierische Eiweiß zu finden, sei etwas kniffelig gewesen, sagt Konditorin Patricia Karstedt. Mit Ackerbohnen fand sie jedoch eine Zutat, die ihrer Ansicht nach ebenso gut bindet, dabei aber noch luftig und locker bleibt. Auch ihre Chefin ist begeistert: „Unsere veganen Elisen sind etwas ganz Besonderes“, schwärmt Britta Coldewey. „Sie sind nämlich nicht nur vegan, sondern auch gluten- und laktosefrei. Mehr geht nicht, danach könnten wir nur noch Eiswürfel mit Lebkuchengeschmack anbieten.“
Festlich verpackt in Christbaumkugeln
In der gläsernen Manufaktur können Besucher und Besucherinnen aber nicht nur die Produktion verfolgen. Im kleinen Laden gibt es Elisen auch in ungewöhnlichen Verpackungen zu kaufen: in Blechdosen und Brotboxen oder in weihnachtlich dekorierten Taschen. Auf die Zellophanfolie würde die Geschäftsfrau am liebsten ganz verzichten. „Leider gibt es bislang keine brauchbaren plastikfreien Alternativen, die unsere Elisen lange frisch halten. Daher versuchen wir, so wenig wie möglich doppelt zu verpacken.“
Wo zu bekommen?
Mehr als ein Viertel ihrer Produkte verkauft die Bremer Lebkuchen Manufaktur auf Märkten wie dem Bremer Weihnachtsmarkt. Aber auch in Lebensmittelgeschäften findet man die Lebkuchenspezialitäten und seit einiger Zeit auch im Online-Shop. „Das gehört heutzutage einfach dazu“, sagt Tochter Alexandra Coldewey, mit der inzwischen die vierte Generation in das Familienunternehmen eingestiegen ist. Doch nicht jede Kundin und jeder Kunde ist in diesen Tagen online oder mobil. „Viele ältere Menschen haben keine Möglichkeit, übers Internet Weihnachtsgeschenke zu bestellen“, weiß Britta Coldewey. Daher hat sie einen alten Vertriebskanal reaktiviert: Katalogbestellung per Telefon. „Natürlich ist das sehr aufwändig“, sagt die Geschäftsführerin, „aber es macht auch Spaß. Und es ist unser Job, Freude zu schenken – gerade in diesen Zeiten.“