Zwischen riesigen, historischen Maschinen, die vor 50 – 100 Jahren noch in den Textilfabriken der Stadt vor sich hin surrten, steht in der denkmalgeschützten Werkhalle vom 24. September bis 17. Oktober die Bühne des Festivals Kunstflecken. Hier können Sie in diesem Jahr u. a. die US-amerikanische Soulsängerin Judith Hill, das finnische Folk-Hop-Kollektiv „Tuuletar“, das libanesisch-deutsche Ensemble Masaa oder die große neue Jazz-Stimme aus den USA, Jazzmeia Horn, erleben.
Außerdem ist am 15. Oktober 2021 die Autorin Helga Schubert in der Werkhalle zu Gast. Erst im vergangenen Jahr wurde sie in Klagenfurt mit dem renommierten Ingeborg-Bachmann-Literaturpreis ausgezeichnet. Helga Schubert hat einen ganz besonderen Bezug zur Stadt Neumünster. Bereits 1983 hatte sie die dortige Jury des Hans-Fallada-Preises für die begehrte Literaturauszeichnung nominiert. Die Autorin musste den Preis auf Druck der DDR-Regierung ebenso ablehnen wie den Ingeborg-Bachmann-Preis, der ihr zuvor auch schon einmal zugesprochen worden war. 1993 zeichnete die Stadt Neumünster Helga Schubert tatsächlich mit dem Hans-Fallada-Preis aus. Nun endlich konnte sie die Auszeichnung persönlich in Neumünster entgegennehmen und die Laudatio des Schriftstellerkollegens Günter Kunert hören. Am 15. Oktober liest Helga Schubert im Rahmen der Herbsttournee „Der Norden liest“ vom NDR Kulturjournal in Kooperation mit NDR Kultur aus ihrem preisgekrönten Erzählband „Vom Aufstehen“ und gibt im Gespräch mit der Kulturjournal-Moderatorin Julia Westlake Einblick in ihre Arbeit.
Auch die Kunst überrascht bei diesem Festival an ungewöhnlichen Orten. Tönerne Figuren durchschreiten wie fremdartige Wesen den historischen Keller der Alten Holstenbrauerei, der sich durch Licht- und Soundinstallationen ständig in Transformation befindet. Mit ihrer Ausstellung „Meteor“ verwandeln die Kieler Künstler Kalle Spielvogel und Constantin Schröder das Gewölbe, in dem von 1898 bis 1986 Bier gebraut wurde, in einen neuen, visionären Raum.
Im Gebäude der Bürgergalerie, das um 1880 als Zimmerei errichtet wurde, schafft die Künstlerin Kristin Grothe mit ihrer Installation „Werte“ einen Reflektionsort für drängende Fragen: Wie wollen wir leben – als Einzelne und als Gesellschaft? Die Ausstellung ist Ausgangspunkt für Führung, Vortrag und gemeinsame Diskussionen.
Ein Herbstausflug in die Stadt, die zu Beginn des 20. Jahrhundert gerne als „Manchester des Nordens“ bezeichnet wurde, lohnt sich also doppelt. Er bietet ideale Gelegenheit, die historische Industriekultur Neumünsters zu entdecken und verspricht jede Menge spannende Kunsterlebnisse.
Informationen und Tickets unter: www.kunstflecken.de