Tausende Tonnen Stickstoff und Phosphor gelangen jedes Jahr über die Flüsse und die Luft in die Ostsee. Sie stammen aus Abwässern von Kommunen und Industrie, aus Kraftwerken, Straßenverkehr, Schifffahrt und aus der Landwirtschaft. Durch die Überdüngung der Ostsee werden sauerstofffreie Zonen, sogenannte „Todeszonen“ am Meeresgrund immer größer – denn die Düngerstoffe entziehen dem Wasser Sauerstoff und fördern die Entstehung von Algenblüten. Zu mehr als 50 Prozent ist hierfür die die Landwirtschaft verantwortlich. Die Ostsee reagiert besonders empfindlich auf die Überdüngung ihrer Küstengewässer, weil sie als Binnenmeer nur über einen geringen, ausgleichenden Wasseraustausch mit der Nordsee verfügt.
Die Naturschutzorganisation WWF vergibt bereits seit 2009 den Umweltpreis „Ostsee-Landwirt/in des Jahres“ in Deutschland und den anderen Ostsee-Anrainerstaaten. Hiermit zeichnen sie Landwirte aus, die sich um die Minimierung des Nährstoffeintrags in Gewässer bemühen. Mit der Auslobung des mit 10.000 Euro dotierten Preises will der WWF Bauern dazu anregen, eine aktive Rolle im Kampf gegen die Überdüngung einzunehmen. Der Wettbewerb wurde vom WWF und der Swedbank in Zusammenarbeit mit dem Baltic Farmers Forum for the Environment (BFFE) und Bauernverbänden aus verschiedenen Ländern ins Leben gerufen.
In diesem Jahr wurde der Kroghof von Alfred und Angelika Stender im Landkreis Plön mit dem Umweltpreis „Ostsee-Landwirt 2018“ ausgezeichnet. Der vom WWF ausgewählte Hof ist nationaler Gewinner beim Wettbewerb zum Schutz der Ostsee. Damit vertritt er Deutschland im internationalen Wettbewerb in Schweden und trifft sich mit den Siegern aus anderen Anrainerstaaten. Die Hofbesitzer können sich somit nicht nur über ein Preisgeld von 1000 Euro freuen, sondern auch über die Teilnahme an der internationalen Ausscheidung, bei der ein Gewinn von 10.000 Euro winkt.
„Alfred Stender ist ein sehr engagierter Landwirt, der bewusst gemeinsam mit seiner Familie einen vielfältigen Betrieb erhält“, so WWF Referentin für nachhaltige Landwirtschaft Dr. Birgit Wilhelm. „Denn das bedeutet für ihn die Grundlage für eine nachhaltige Landwirtschaft. Dieses Engagement hat überzeugt.“
Der Kroghof liegt ganz idyllisch mitten in der Holsteinischen Schweiz. Als echter Familienbetrieb blickt der Hof auf eine lange Geschichte zurück, seit 1808 befindet sich der Betrieb in Familienbesitz. Alfred Stender kümmert sich vor allem um seine „Ladies“, die 70 Schwarzbunten Milchkühe. Natürlich kennt er alle Namen und das Temperament seiner Damen, von der örtlichen Presse wurde er bereits als „Kuhflüsterer“ betitelt. Auf dem Kroghof leben die Milchkühe den ganzen Sommer auf der Weide.
Seine Frau Angelika hat die Hand über der Kälberaufzucht und die Direktvermarktung. Tochter Silja ist verantwortlich für das Büromanagement und hilft ihrem Mann Volker im Schweinestall mit den rund 300 Tieren. Sohn Henrik betreibt gemeinsam mit Vater und Schwager den Ackerbau und kümmert sich zudem um das Futter der Rinder. Vier Generationen arbeiten hier auf dem Kroghof zusammen.
Darauf ist Alfred Stender sehr stolz: „Meinen Betrieb habe ich mit Bedacht nicht spezialisiert konventionell und auch nicht ökologisch ausgerichtet, sondern nachhaltig. Das heißt: ökologisch, ökonomisch und sozial. So können wir auch für Wasser- und Klimaschutz Sorge tragen.“ Die Minimierung von Dünger und Pestiziden und die Vermeidung von Medikamenten in der Tierhaltung sind Stender schon immer ein besonderes Anliegen, nicht nur, weil es Geld spart, sondern auch weil er überzeugt davon ist, dass nachhaltiges Wirtschaften der Kern landwirtschaftlicher Arbeit sein muss. Dazu gehört die Erhaltung eines lebendigen Bodens und eine möglichst geringe Belastung der Gewässer.
Der Kroghof gehört zu einem von deutschlandweit 66 Demonstrationsbetrieben für integrierten Pflanzenschutz. Außerdem ist er Referenzbetrieb der EU-Wasserrahmenrichtlinie.
Alfred Stender befindet sich deshalb in ständigem Austausch mit KollegInnen und WissenschaftlerInnen. Er hat großes Interesse an Innovationen und setzt sich aktiv für Veränderungen ein. So sitzt er unter anderem im Umweltausschutz des Landesbauernverbandes und engagiert sich im Kuratorium des Kindergartens. Im Verein „Wasser-Otter-Mensch“ ist er Vorstandsmitglied und kämpft dort für den Schutz von Fischottern und Fließgewässern.