Vom wunderschönen Brasilianischen Diamantrüssler über den Pinselhaar Prachtkäfer und dem Königsbock bis hin zur gemeinen Schwimmkrabbe: Die neue Ausstellung „F. – Schatztruhe und Fenster in die Vergangenheit“ ist ab sofort im Zoologischen Museum zu bewundern. Hinter diesem Titel verbirgt sich die weltberühmte Insektensammlung des Kieler Gelehrten Johann Christian Fabricius. Der Naturkundler wirkte im 18. Jahrhundert an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und gilt als Begründer der modernen Insektenkunde.
Fabricius: Ein Experte in der Insektenkunde
Diese Sammlung, insgesamt rund 11 000 Einzelstücke, macht das Zoologische Museum der Kieler Universität nun für die Wissenschaft und in kleinerem Umfang für die Öffentlichkeit zugänglich.
Die Vielfalt seiner Privatsammlung entstand aus Fabricius‘ regem Austausch mit anderen Naturforschern seiner Zeit. Fabricius entnahm Teile ihrer Sammlungen und systematisierte sie in Kiel, während andere Teile bei den jeweiligen Sammlern verblieben. Darunter befinden sich bedeutende Insektensammlungen, die von Fabricius‘ Schülern in Kopenhagen erhalten geblieben sind. In der Kieler Ausstellung lassen sich nun beispielsweise Käfer bewundern, die während James Cooks erster Weltumseglung ab 1768 entdeckt wurden. Die so aus aller Welt zusammengetragenen Objekte dienen bis heute als Referenz, wenn es um die Erforschung und Benennung einzelner Arten geht.
Nach Fabricius‘ Tod 1808 ging die Sammlung in den Besitz der Universität über, in der Nachkriegszeit wurde sie an das Naturkundemuseum der Universität Kopenhagen verliehen, wo auch jetzt Teile der Sammlung verbleiben.
„Wir sind besonders stolz, die Fabricius-Sammlung als wichtiges wissenschaftliches und kulturelles Erbe der CAU nun für Öffentlichkeit und Wissenschaft wieder in unserem Kieler Museum zugänglich zu machen“, betont CAU-Präsident Professor Lutz Kipp, der sich für eine Präsentation an der Kieler Universität stark gemacht hat. „Dass wir sie nach rund 70 Jahren wieder in Kiel zeigen können, verdanken wir insbesondere Professor Thomas Bosch, der seit Langem unermüdlich dafür geworben und die Einigung mit den dänischen Kolleginnen und Kollegen maßgeblich vorangetrieben hat“, so Kipp weiter.
Die Entstehung eines modernen Ausstellungskonzepts
Für die Präsentation der Sammlung wurde eine Mischung aus klassischen und modernen Ausstellungsformen entwickelt. So sind ausgewählte, besonders beeindruckende Exemplare mit einer speziellen Beleuchtung hervorgehoben. Ein Multimedia-Konzept, das die Geschichte der Sammlung, die naturkundlichen Netzwerke des 18. Jahrhunderts und Fabricius‘ Wirken in Kiel präsentiert, ergänzt das Konzept. Für den Exponatebau und die Entwicklung der Medientechnik investierte das Museum rund 40.000 Euro.
Insekten des 18. Jahrhunderts als Gegenstand moderner Forschung und internationaler Zusammenarbeit
„Aus wissenschaftlicher Sicht besitzt die Fabricius-Sammlung einen kaum zu überschätzenden Wert“, betont der Zoologe und CAU-Professor Thomas Bosch, der sich bereits seit Jahren gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen darum bemühte, die Sammlung für die CAU zu gewinnen. „Dass wir sie nun in Kiel aufbewahren können, verstehen wir auch als besonderen Auftrag für eine intensivere internationale Zusammenarbeit“, so Bosch weiter. Es ist zum Beispiel geplant, gemeinsam mit den dänischen Kolleginnen und Kollegen die genetischen Informationen von Typusexemplaren fischereibiologisch relevanter Krebstierarten aus der Fabricius-Sammlung zu entschlüsseln. Daraus, so hoffen die Kieler Verantwortlichen, könne sich neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen auch eine fruchtbare Kooperation mit dem Kopenhagener Naturkundemuseum ergeben. Außerdem soll die Fabricius-Sammlung in den kommenden Jahren Schritt für Schritt digitalisiert und online verfügbar gemacht werden, um die darin enthaltenen Daten für die internationale Wissenschaftsgemeinschaft unbeschränkt zugänglich zu machen.
Die historischen Insektenindividuen helfen unter anderem, die Klimageschichte in bestimmten Regionen zu rekonstruieren oder die Faunenentwicklung über zweieinhalb Jahrhunderte nachzuvollziehen. Nicht zuletzt bildet die Sammlung ein bedeutendes Archiv, das Aufschluss über den Zustand der Biodiversität in Vergangenheit und Gegenwart erlaubt.