Jens Mecklenburg

Herausgeber & Autor

Zum Portrait

WIR FISCHEN SH

Heimische Fischerei will sich besser vermarkten
3. Dezember 2018

Gemeinsam mit Ministerpräsident Daniel Günther haben zahlreiche Vertreter der heimischen Fischerei Ende November 2018 in Eckernförde in der Siefried-Werft die neu entwickelte Marke WIR FISCHEN.SH vorgestellt. Unter dem gemeinsamen Logo soll zukünftig über die Vielfalt der heimischen Fischerei, den Berufsstand und das Berufsbild sowie seine Bedeutung für Schleswig-Holstein informiert werden. Auch das heimische Fischangebot ist Thema, denn die Nachfrage nach regionalem Fisch ist wesentlich für die Einkommenssicherung der Fischer.

Ministerpräsident Daniel Günther hob bei der Auftaktveranstaltung hervor: „Die Fischerei in ihrer ganzen Bandbreite prägt das Gesicht unseres Landes. In Schleswig-Holstein gibt es noch viele lokale und regionale Fischangebote. Wenn wir das stärker ins Bewusstsein der Verbraucher rücken, hilft das unseren Fischern wirtschaftlich enorm.“ Günther hob auch die Bedeutung für den Norden hervor. Schleswig-Holstein sei untrennbar mit der Fischerei verbunden. Diese Verbindung geht weit über den reinen Fischfang und -verkauf hinaus. Häfen ohne aktive Fischereiflotten sind zum Beispiel touristisch weniger interessant. Auch die Nachhaltigkeit wird immer wichtiger: Mit Projekten wie dem Aalbesatz zur Erhaltung dieser gefährdeten Art, dem Schutz der Schweinswale oder „Fishing for litter“ zur Bergung des Plastikmülls aus unseren Gewässern leistet die Fischerei einen großen Beitrag. Auch Freizeitangler und der Angeltourismus haben den Schutz von Arten und Gewässern seit Langem im Blick. Die Aquakultur bietet moderne, zukunftsfähige Ansätze zur Fischerzeugung, und in der Teich- und Binnenfischerei sorgt die Pflege der Biotope für eine große Artenvielfalt.

Schleswig-Holstein, Ostseeinsel Fehmarn, Fischereihafen [©Ingo Wandmacher]

Landwirtschaftskammer ist auch Fischkammer

Der Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer, Peter Levsen Johannsen, meinte: „Das Image der Fischerei hat in der Öffentlichkeit oft gelitten.“ Weiter stellte er die Frage: „Warum ist nur wenig bekannt, welche Leistungen die Fischerei für Nachhaltigkeit und den Schutz unserer Naturlandschaften, Binnengewässer und Meere erbringt?“ Diese und andere Fragen wollen die Vertreter der Fischerei künftig auch mit dem gemeinsamen Absender WIR FISCHEN.SH beantworten. Johannsen betonte: „Die Fischerei in Schleswig-Holstein hat viele Gesichter.“ Er wies auch darauf hin, dass die Landwirtschaftskammer eine Kammer für die Fischerei sei.

Bereits im Frühjahr 2017 hatten Vertreter der verschiedenen Fischereisparten den Markenbeirat gewählt, der für die Entwicklung der gemeinsamen Inhalte und Kommunikationsmittel verantwortlich zeichnet.

Markenbeirat der Fischer

Mit insgesamt 18 Mitgliedern vertritt der Beirat die Sparten Angelfischerei, Nord- und Ostseefischerei, Aquakultur, Binnenfischerei und Teichwirtschaft, Krabbenfischerei und Muschelkulturwirtschaft sowie Fischwirtschaftsgebiete, Aktivregionen und die Fischereiverwaltung.

Benjamin Schmöde, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft der Nord- und Ostseefischer GmbH und Vorsitzender des Markenbeirates erläuterte: „Die Ursprünge ergaben sich aus der gemeinsamen Sorge um den Berufsstand. Viele Fischer fühlen sich zu Unrecht negativ in der Öffentlichkeit dargestellt, wechselnde EU-Auflagen führen zu einer zunehmenden Verunsicherung und zudem fehle es schmerzhaft an Auszubildenden. Bei Gesprächen mit Vertretern anderer Fischereisparten stellten wir dann schnell fest: Uns vereint mehr als uns trennt, so kam es zu der Zusammenarbeit.“

Der Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer, Peter Levsen Johannsen, und Ministerpräsident Daniel Günther. Foto: Neue Harder

Neues Fisch-Magazin

In den vergangenen 18 Monaten hat der Markenbeirat achtmal getagt und an der gemeinsamen Dachmarke und deren Inhalten gearbeitet. Ursula Knutzen, Teichwirtin aus Hohenlockstedt, sagte: „Wir wünschen uns, dass die Vielfalt der Fischerei von Küsten- und Binnenfischerei bis hin zur Aquakultur und Angelfischerei intensiv wahrgenommen und wertgeschätzt wird. Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner sowie ihre Gäste sollten wissen, welcher Fisch aus der Region kommt und ihm in der Küche den Vorzug geben. Die Fischerei muss für den Nachwuchs wieder attraktiver werden.“ An dem neuen Imagemagazin „WIR FISCHEN“ hat Ursula Knutzen mitgearbeitet und dort dafür gesorgt, dass auch der Karpfen gut vertreten ist. Sie zeigt, dass der seit dem frühen Mittelalter in Schleswig-Holstein gehaltene Fisch durchaus vielfältige kulinarische Möglichkeiten der Zubereitung jenseits vom traditionellen „Karpfen blau“ bietet.

Ob die Basis – die Fischerinnen und Fischer – das „Marken-Angebot“ von Landwirtschaftskammer, Politik und Fischereifunktionären zur verstärkten Zusammenarbeit und Zukunftssicherung annehmen werden, muss sich noch zeigen. Es wäre schade, wenn WIR FISCHEN.SH nur für die Tourismuswerbung einen Wert hätte. Gilt es doch der Fischerei – diese uralte Kulturtechnik der Menschheit – auch für die nächsten Generationen am Leben zu erhalten. Übrigens auch an Ost- und Nordsee in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Warum nicht: WIR FISCHEN. Norddeutschland?

Hier bekommt man das Magazin: www.wir-fischen.sh

 

Fakten zum Fischland Schleswig-Holstein

536 Fischerboote sind an Ost- und Nordsee im Einsatz 46 Betriebe sind in der Binnenfischerei aktiv, sie nutzen 15.900 ha Gewässerfläche 35 Betriebe betreiben Aquakultur 40.000 Anglerinnen und Angler sind in Vereinen organisiert 16 Personen machten 2016 einen Abschluss zum „Fischwirt“ 14.383.594 kg Miesmuscheln im Wert von 20 Millionen Euro wurden 2017 geerntet 3.087.199 kg Nordseekrabben im Wert von 23 Millionen Euro wurden 2017 angelandet 62,1 Million Euro Umsatz erzielte die Küstenfischerei im Jahr 2017