Jens Mecklenburg

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Konsum vernichtet Wald

Viele Produkte aus dem Supermarktregal haben schlechte Umweltbilanz
1. April 2021

Für den Anbau vieler Agrarprodukte wird wertvoller Wald abgeholzt. Nun haben Forscher im Detail ermittelt, welcher Konsum die Abholzung fördert – und welchen Anteil Deutschland daran hat.

Es ist kein Geheimnis, dass manche Produkte aus dem Supermarktregal nicht die beste Umweltbilanz haben: Güter wie Kaffee, Kakao oder Palmöl werden auf Plantagen angebaut, Rinder brauchen Weideflächen. Dafür müssen in den Erzeugerländern oft wertvolle Wälder weichen.

Eine Studie hat nun untersucht, wie viel Waldfläche jeder Verbraucher rein rechnerisch durch seinen Konsum vernichtet. Demnach ist in den G7-Ländern, zu denen auch Deutschland gehört, jeder Mensch für den Verlust von etwa vier Bäumen jährlich verantwortlich. Die meisten dieser Bäume stehen in Regenwäldern, schreiben japanische Forscher im Fachmagazin »Nature Ecology and Evolution«. In Deutschland bedrohe vor allem der hohe Kakaoverbrauch tropische Wälder in der Elfenbeinküste und in Ghana.

In vielen Industrieländern wie den USA, Japan, Frankreich oder Deutschland habe es zuletzt einen Zuwachs an Waldflächen gegeben, schreiben die Forscher um Nguyen Tien Hoang und Keiichiro Kanemoto vom Research Institute for Humanity and Nature in Kyoto. Allerdings sorge der Konsum von Verbrauchsgütern in anderen Gegenden der Welt für einen Verlust an Wäldern. Dieser Zusammenhang sei zwar bekannt, welcher Konsum in welcher Region Wälder bedrohe, sei allerdings noch nie untersucht worden. Genau dies nahmen sich die Forscher nun vor.

Die vergangenen Monate haben die Arbeitswelt nachhaltig verändert. In Zukunft wird ein Teil der Mitarbeiter am heimischen Schreibtisch sitzen, während andere das Büro nutzen. Was bedeutet das im Hinblick auf Zusammenarbeit und smarte Arbeitsgeräte?

Für den Zeitraum von 2001 bis 2015 kombinierten sie hochaufgelöste Daten zur Abholzung und ihren jeweiligen Ursachen mit einem globalen Handelsketten-Modell. Zwei Fragen standen bei der Auswertung im Vordergrund: Welche Länder sind über ihren Konsum für welche Abholzungs-Hotspots verantwortlich? Und welche Waldtypen werden durch die globalen Lieferketten vor allem beansprucht – tropische Regenwälder oder andere?


Die Auswertung ergab:

»Waldschädigende« Produkte wie Sojabohnen, Palmöl oder Holz werden zumeist von tropischen Ländern wie Brasilien, Madagaskar, Indonesien oder der Elfenbeinküste in die G7-Länder und nach China exportiert.

Japanische Konsumenten gefährden durch ihre Nachfrage nach Baumwolle und Sesam vor allem die Küstenwälder Tansanias.

Der Konsum von Holz und Gummi in China wiederum führt in Indochina zur Abholzung.

Kaffeetrinker in Deutschland, Italien und den USA treiben die Abholzung im vietnamesischen Hochland voran.

Holzgewinnung in Nordvietnam wird vor allem durch die Nachfrage in China, Südkorea und Japan angetrieben.

Indem die Forscher die handelsbedingte Abholzung mit Karten zur Baumdichte in Regionen kombinierten, ermittelten sie, wie viele Baumflächen und einzelne Bäume Konsumenten in spezifischen Ländern auf dem Gewissen haben, bezogen auf das Jahr 2015:

In Schweden sind es, vor allem wegen der Nutzung von Holz zur Elektrizitäts- und Wärmegewinnung, 22 Bäume – allerdings überwiegend aus heimischen Beständen.

In China und Indien sind es dagegen weniger als einer.

Die USA kommen auf fünf Bäume pro Kopf.

In Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Japan sind es jeweils etwa die Hälfte davon.

Die letztgenannten Länder hinterlassen in Bezug auf Abholzung 91 bis 99 Prozent ihres ökologischen Fußabdrucks in anderen Ländern, im Jahr 2015 entfielen davon 46 bis 57 Prozent auf tropische Wälder. Insgesamt sei gerade dort der Druck durch Abholzung sehr hoch, so die Forscher.

Besonders diese tropischen Wälder gelte es aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung etwa für Artenvielfalt und Klima besser zu schützen. Es brauche bessere transnationale Anstrengungen, um die Handelsketten und ihren Einfluss auf die Wälder besser sichtbar zu machen und zu regulieren, schreiben die Wissenschaftler.

Hannes Böttcher vom Öko-Institut in Berlin spricht von einer eindrucksvollen Darstellung. »Die Information über Fußabdrücke des Konsums einzelner Länder im Land selbst und außerhalb des Landes helfen, die Auswirkungen unseres Handelns besser zu verstehen.« Für eine globale Überwachung von Nachhaltigkeit müsse man jedoch auch die Lieferketten genauer betrachten.

Auch Florian Zabel von der Ludwig-Maximilians-Universität in München (LMU) wertet die Resultate als robust. »Intensiveres Monitoring und ein stärkerer Fokus auf ökologische und soziale Schäden, zum Beispiel in Handelsabkommen, wären wichtig«, betont er. Ein reduzierter Fleischkonsum in den Industrieländern hätte einen großen Effekt auf die Abholzung, da der Anbau von Futtermitteln und Weideflächen sehr große Flächen beanspruche. Zusätzlich ergäbe sich dabei außerdem die größte Klimawirkung«, so Zabel.