Jens Mecklenburg

Herausgeber & Autor

Zum Portrait

Karpfen ist der neue Thunfisch

Berlin Food Night will Ernährung der Zukunft aufzeigen
5. August 2022

In diesem Jahr stellt die Berlin Food Week das Branchenevent „Berlin Food Night“ am 10. Oktober erstmals komplett unter das Motto „Ernährung der Zukunft“. Gemeinsam mit dem Food Campus Berlin und dem Food Service Innovation Lab by Dussmann laden die Festival-Macher:innen 60 Gäste zu einem Dinner ins Restaurant Ursprung ein.

© Dussmann

Vier Köch:innen kreieren vier Gerichte und wollen aufzeigen, wie theoretische Themen wie „Novel Food“ und „Planetary Health“ auf dem Teller praktisch aussehen können. Jeder Gang repräsentiert eine Kategorie.

Von Sterneküche bis Kantinenessen

Als Repräsentant für die Sterneküche ist 3-Sterne-Koch Marco Müller aus dem Restaurant Rutz dabei. Er zeigt, wie Karpfen von den Müritzfischern dry-aged eine lokale Alternative zu Thunfisch wird. Ema Šimurda und das Team von Good Bank und farmie – als Beispiel für „Ready-2-Eat“ – kreieren einen Salatgang und repräsentieren damit die Themen „Vertical Farming, Food Tech und Plant based“. Tino Speer & Karsten Schwarzenberg, die beiden Culinary Masterminds des Food Service Innovation Lab by Dussmann – Dussmann ist einer der größten Gemeinschaftsverpfleger Deutschlands – servieren Königsberger Klopse mit Redefine Meat – das Thema hier ist „New Meat“.

Eine Antwort auf die Frage, wie traditionelle Wurstwaren auch in Zukunft ihren Platz in den Speisewirtschaften und Landgasthäusern findet, liefert Jörg Förstera von der Metzgerei Kumpel & Keule. Er und sein Team stellen eine Wildbratwurst her, deren Fleischanteil unter Zugabe von Leguminosen und Rote Bete reduziert wird. Die Themen hierbei sind „Planetary Health“ und Regionalität. Die Appetizer kommen von Unternehmen, die ebenfalls Pioniere auf ihrem Gebiet sind. Mushlabs aus Hamburg stellt beispielsweise durch Fermentation aus Pilzmyzelien Fleischersatzprodukte her. Die Berliner von Kofu produzieren Tofu aus Kichererbsen aus regionalem Bio-Anbau. Happy Ocean Foods aus München stellt rein pflanzliche Shrimps her. Perfeggt aus Berlin produziert rein pflanzliches Ei.

Ernährung für die breite Masse

Die servierten Speisen sollen zeigen, wie Ernährung in Zukunft für alle schmecken und aussehen kann. Es geht explizit um Konzepte und Zubereitungsmethoden, die auch für die breite Masse und in allen Bereichen funktionieren – nicht verkopft und futuristisch, sondern mit „Comfort Food“ und bekannten Klassikern neu gedacht. Auch aufgezeigt werden soll, welche Herausforderungen noch zu meistern sind. Ob „Future Tech“, „Lokal“, „Alt-Protein“ oder „Planetary Health“ – Genuss und Lebensfreude sind die wichtigste Zutat. „Denn nur wenn wir auch in Zukunft gemeinsam Freude am Essen haben“, so die Organisatoren, „bewahren wir eines unserer wichtigsten Kulturgüter.“

Alexandra Laubrinus, Kuratorin und Geschäftsführerin der Berlin Food Week, erklärt ihre Motivation: „Schon seit dem Start im Jahr 2013 sind wir überzeugt, dass Genuss nachhaltig sein muss. Umsetzbar für eine breite Masse ist das aber nur ohne Dogmen, unter Berücksichtigung von Esskultur und mit einer realistischen Mischung verschiedener Ernährungsformen, Trends und Produkte. Diese Überzeugung prägte über die Jahre das Programm unsere Festivals. Die diesjährige Berlin Food Night ist nun die konsequente Fortsetzung.”

„Die Schlacht um eine nachhaltige Zukunft wird auf dem Teller gewonnen. Vom regionalen dry aged Karpfen bis zum pilzbasierten Fleischersatz aus dem Bioreaktor, zeigen wir, dass die Zukunft der Lebensmittel, vielfältig, kreativ und verantwortungsvoll gleichermaßen sein kann.”, so Jörg Reuter, Geschäftsführer des Food Campus Berlin.

Die Berlin Food Week findet in diesem Jahr vom 10. bis 16. Oktober statt. Neben Berlin sind auch Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart Schauplätze des umfangreichen Programms. Das Festival regt an zu einer genussvollen und zugleich Ressourcenschonenden Ernährung und möchte damit einen neuen Mainstream mitgestalten. Abwechslung von jenseits der Grenze liefert Länderpartner Österreich. Das Restaurant-Happening Stadtmenü hat in diesem Jahr das Motto Vom Rinde verweht – Neues Fleisch. Restaurants in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart servieren Menüs, in denen alternative Proteinquellen sowie Fleischersatzprodukte die Hauptrolle spielen. Das House of Food, Marktplatz für handwerklich arbeitende Manufakturen und Start-Ups, in der Concept Shopping Mall Bikini Berlin ist das besucherstärkste Event des Festivals und findet auch als Pop-Up in Frischeparadies-Filialen in Berlin, Frankfurt, München und Stuttgart statt.