Jens Mecklenburg

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Kapuzinerkresse

Würzig-scharfe Augenweide
22. Juni 2022
Kapuzinerkresse ©Ingo Wandmacher

An heißen Sommerabenden soll sie sich manchmal elektrisch entladen, was in der Dunkelheit sichtbar wird. Doch auch am Tage ist die Kapuzinerkresse eine Augenweide. Die glatten, graugrün gefärbten Blätter erinnern an einen Schild, was wohl zur Namensgebung beigetragen hat, denn in Tropaeleum majus befindet sich das lateinische Wort tropaeum, darunter verstand man einen mit Waffen behängten Baum, also ein Siegeszeichen. Doch wenn sie zwischen Sommer und Herbst ihre leuchtenden gelben, orangen und roten Blüten entfaltet, verliert man die interessante Blattform fast aus den Augen, so schön sind die Blüten anzusehen. Da der Blütensporn auch an die Kapuze der Mönchskleidung erinnert, kam es zu der deutschen Bezeichnung Kapuzinerkresse. Volkstümlich wird sie auch liebevoll Kapuzinerli oder Gelbes Vögerl genannt. Man kennt sie auch als Salat- und Kapernblume (die Samen und die geschlossenen Knospen können wie Kapern in Essig eingelegt werden). Die Blätter der hübschen Kresse haben übrigens die gleichen Eigenschaften wie der Lotus (Lotuseffekt), die Oberfläche wird nur gering benetzt, Flüssigkeit perlt ab. Die kreuzblüterartige Pflanze, die bis zu 60 Zentimeter hoch wird, war ursprünglich in Südamerika (Chile und Peru) beheimatet. Ein Holländer Namens Bewerding hat sie 1684 nach Europa gebracht, dort wurde sie von den Mönchen in Klostergärten gehalten und vorwiegend aufgrund ihres hohen Vitamin C-Gehalts gegen Skorbut verwendet. In der Pflanzenheilskunde bedeutsam ist sie auch aufgrund ihrer Senfölglykoside, die eine breite antibakterielle Wirkung haben, frische Blätter werden zum Beispiel bei Verletzungen aufgetragen. Der natürliche antibiotische Effekt hilft gegen infektiöse Krankheiten, und ist besonders hilfreich bei Infekten der Atemwege und des Rachenraumes. Außerdem wirkt sie blutreinigend und pilztötend. 

Die elegante Kletterkünstlerin ist aber nicht nur gesund und eine Augenweide in unseren Gärten, sie ist auch essbar! Von Juni bis in den Herbst hinein finden Blätter, Blüten und (unreife) Samen Verwendung in der Küche. 

Die jungen Blätter haben einen würzig-scharfen, pfeffrigen Geschmack, ähnlich der Gartenkresse. Die Blüten sind essbare Dekoration für Süßspeisen. Blätter, Blüten und Samen machen sich aber auch gut im Salat oder können zu einer würzigen Kräuterpaste verarbeitet werden.  


Sommerlicher Blütensalat

Zutaten (für ca. 4 Personen)

1 Römersalat 

2 Hand voll Blüten (Kapuzinerkresse, Boretsch, Ringelblume, Rose – ungespritzt)

3 EL Balsamico

6 EL Olivenöl

1 TL Honig

Salz, Pfeffer

Zubereitung

Gewaschenen Salat in mundgerechte Stücke zupfen. Blütenblätter abzupfen, einige für die Dekoration beiseitelegen.

Aus Balsamico, Honig, Salz, Pfeffer und Olivenöl eine Vinaigrette aufschlagen und mit dem Salat und den Blüten mischen. 

Anrichten und mit den restlichen Blütenblättern bestreuen.

Tipp

Als Grundlage für diesen Blütensalat können sie praktisch jeden schmackhaften Blattsalat verwenden.

Kapuzinerkresse lässt sich problemlos auch im Balkonkasten ziehen.