Jens Mecklenburg

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Hamburg ist Fischhauptstadt

Deutschland isst mehr Fisch
15. August 2019

Fisch gilt als gesundes Nahrungsmittel, aber nicht als unproblematisch. Überfischte Meere und umstrittene Fangmethoden haben Fischerei und Fischkonsum ins Zwielicht gerückt. Die Verbraucher in Deutschland lassen sich jedoch davon nicht abschrecken und greifen bei Fisch weiter beherzt zu. Der Pro-Kopf-Verzehr erhöhte sich nach vorläufigen Schätzungen im vergangenen Jahr sogar von 14,1 auf 14,4 Kilogramm, teilte das Fisch-Informationszentrum (FIZ) am 14. August 2019 in Hamburg mit. „Damit bleibt die Wertschätzung für Fisch und Meeresfrüchte auf hohem Niveau“, sagte FIZ-Vorsitzender René Stahlhofen.

Der Zuwachs der Nachfrage gehe allerdings im Wesentlichen auf den Außer-Haus-Verkauf zurück, also etwa in Restaurants oder Fischimbissen. Die von den privaten Haushalten gekaufte Menge an Fisch und Meeresfrüchten ging dagegen um drei Prozent zurück.

Mit 3,9 Milliarden Euro gaben die Haushalte mehr Geld für Fisch aus als je zuvor, eine Steigerung von 0,2 Prozent. Die Branche rechnet in diesem Jahr mit einem weiteren Anstieg.

Darauf wiesen die Ergebnisse des ersten Halbjahres hin, die laut Daten der GfK einen knapp sechs Prozent höheren Durchschnittswert je Einkauf zeigten, sagte Stahlhofen. Besonders Räucherfisch hätten die Kunden nach einem Preisrutsch bei Lachs deutlich stärker nachgefragt. Eine generelle Tendenz für die Fischpreise ist in der Regel kaum auszumachen; zu stark unterscheiden sich Fischarten und Fanggebiete. Teurer wurden zum Beispiel Tiefkühl-Fisch und Marinaden.

Skrei © Deutsche See

Nur 14 Prozent kommt aus Deutschland

Im internationalen Vergleich verzehren die Verbraucher in Deutschland eher wenig Fisch und haben ihr Konsumverhalten über die vergangenen Jahre auch nicht wesentlich verändert. Der Weltdurchschnitt liegt mit 19,3 Kilogramm pro Kopf um rund fünf Kilogramm höher als in Deutschland. In Ländern wie Großbritannien, den USA oder Italien werden mehr als 20 Kilogramm Fisch verzehrt, in Frankreich, Schweden und China mehr als 30 Kilogramm. Spitzenreiter ist Island mit einem Verbrauch von mehr als 60 Kilogramm Fisch pro Kopf.

Unter den Fischen ist in Deutschland der Alaska-Seelachs am beliebtesten, der zum Beispiel in Fischstäbchen verarbeitet wird, gefolgt von Lachs und Thunfisch. Damit ist der Hering auf Platz vier zurückgefallen, vor Garnelen aller Art. Der Fisch in Deutschland wird nur zu einem kleinen Teil von der eigenen Fangflotte angelandet oder in eigenen Aquakulturen erzeugt. Die Versorgung des Marktes wird zu rund 86 Prozent durch Importe gedeckt.

Krabbenfang © A. Urthel

Fisch vom Discounter

Die Verbraucher kaufen ihren Fisch überwiegend beim Discounter (48 Prozent) oder in Super- und Verbrauchermärkten (40 Prozent). Das klassische Fischfachgeschäft spielt mit einem Anteil von 4,5 Prozent nur noch eine untergeordnete Rolle. Unter den Bundesländern kaufen die Hamburger mit jährlich 6,5 Kilogramm den meisten Fisch für den Verzehr zu Hause, gefolgt von den Schleswig-Holsteinern mit 6,1 Kilogramm und den Mecklenburg-Vorpommern mit 5,5 Kilogramm. Auf den unteren Plätzen finden sich die Verbraucher im Saarland, in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.


Kritik am Fischkonsum

Während die Fischwirtschaft den leichtzunehmenden Appetit der Deutschen auf Fisch begrüßt, kritisieren ihn die Umweltverbände. Stichwort: Überfischung der Weltmeere. Der Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack ließ uns wissen„Während die Meere im Plastik versinken und infolge der Klimakrise versauern, feiert die Fischwirtschaft die Steigerung des Pro-Kopf-Verzehres. Das ist ebenso traurig wie tragisch. Verbraucherinnen und Verbraucher können ihr Konsumverhalten anpassen und so zum Schutz der Meere beitragen – dazu müssen sie lediglich Fisch wieder als Delikatesse anerkennen. Und Delikatessen verzehrt man nur zu besonderen Anlässen.“

© Ingo Wandmacher