
Dort, wo am Wochenende gerannt, gedribbelt und gegrätscht wird, herrscht unter der Woche künftig Bauernhof-Idylle: Grund dafür ist die neue Partnerschaft zwischen der Fußball-Bundesliga und Deutschlands größtem Öko-Verband Bioland. Die Zusammenarbeit regelt unter anderem Anbau und Pflege der Rasenfläche in allen 18 Bundesliga-Stadien: Diese müssen ab der neuen Saison nach den strengen Bioland-Richtlinien erfolgen.
Profi-Kicker als Erntehelfer und Stallburschen
„Rote Karte für Chemie: Der Rasen in den Bundesliga-Stadien wird ab nächster Saison gänzlich ohne chemisch-synthetische Pestizide und mineralische Stickstoffdünger spielbereit gehalten. Denn die sind im Ökolandbau verboten“, erläutert Bioland-Präsident Jan Plagge. „Das stellt die Bundesliga-Greenkeeper natürlich vor neue Herausforderungen. Aber: Team Work makes the dream work. Wir wissen, wie’s geht und unterstützen gern mit unserem breiten Beratungsnetzwerk.“
Die Bioland-Richtlinien haben auch Einfluss auf den Spielkalender der Bundesliga: So braucht es zwischen den Spieltagen in Zukunft häufiger mehrwöchige Spielpausen, damit Zwischenfrüchte angebaut und in den Rasen eingearbeitet werden können. Damit den Kickern in der Zeit nicht langweilig wird, bieten zahlreiche Bioland-Betriebe in den Regionen ihnen die Möglichkeit, sich als Erntehelfer oder Stallburschen die Zeit zu vertreiben.

Muhen statt Mähen
Muhen statt Mähen: Bioland-Kühe, -Schafe und -Ziegen werden künftig dafür sorgen, dass den Ballkünstlern zu den Spieltagen ein abgegrastes und daher gut bespielbares Spielfeldgrün zur Verfügung steht. Die Synergie-Effekte liegen auf der Hand: Mit den Spielfeldern in den Bundesliga-Arenen werden neue Weideflächen für Bioland-Wiederkäuer erschlossen und der Bio-Ausbau somit weiter vorangetrieben. Die Vereine fördern sowohl die Artenvielfalt als auch das Tierwohl und können mit diesen Nachhaltigkeitsleistungen werben – ganz ohne Greenwashing-Verdacht.
Auch auf Rasenmäher und Kantenschneider können die Bundesligisten künftig verzichten und diese gewinnbringend veräußern. Für die Bundesliga-Spieler ergibt sich zudem ein positiver gesundheitlicher Effekt, da sie keine Chemie mehr aufnehmen, wenn sie nach einem besonders harten Zweikampf mal etwas „Gras fressen“.
DFL: „Geht’s raus und mäht’s Spielfeld“
Im Fußball unmöglich, hat dieses Spiel tatsächlich zwei Gewinner. Entsprechend begeistert zeigt sich auch die Deutsche Fußball Liga DFL, die in einem Statement verkünden lässt, die Partnerschaft sei ein „echter Arbeitssieg und ein Big Point im Kampf für mehr Nachhaltigkeit“. Frei nach Fußballkaiser Franz Beckenbauer könne man die Kühe, Schafe und Ziegen künftig mit den Worten „Jetzt geht’s raus und mäht’s Spielfeld“ in die Arena treiben, schlägt die DFL vor.
Die Partnerschaft enthält neben den Regelungen zur Rasenpflege weitere Vorgaben. Das Catering in allen Bundesliga-Stadien erfolgt künftig nach den Kriterien für eine Bioland-Gastronomie-Partnerschaft mit Status Gold. Die Stadion-Besucher*innen können sich also auf hochwertige, heimische Bio-Lebensmittel freuen. Zudem sollen die Toilettenabtrennungen im WC-Bereich durch Blühstreifen ersetzt und damit die Artenvielfalt zusätzlich gefördert werden. Das ist wichtig, damit die Stadien die Bioland-Biodiversitätsrichtlinie einhalten und auch ganz allgemein eine Maßnahme, die für frischen Wind sorgen wird. Zudem wird Bioland künftig seine Delegiertenversammlungen zu spielfreien Zeiten in wechselnden Bundesliga-Spielstätten durchführen. Über Anträge soll dann nicht mehr per Handzeichen, sondern im Torwandschießen abgestimmt werden.

Bioland Südtirol befindet sich derweil bereits in Gesprächen mit der italienischen Königsklasse Serie A über eine ähnliche Partnerschaft. Während über die kulinarischen Feinheiten bereits Einigkeit besteht, gibt es noch Bedenken hinsichtlich der Robustheit italienischer Raufutterverwerter. Sie haben den Ruf, schon bei leichtem Kontakt mit einem Mitgrasenden theatralisch auf die Seite zu fallen und das Grasen auf unbestimmte Zeit einzustellen. Übrigens: April, April!