Kugelig rund sind sie, oval oder auch rübenartig gestreckt hübsch anzusehen – doch ob sie „dekorativ“ als Rosette geschnitzt auf den Menü-Teller gehören, nun da scheiden sich die Geister. Die Rede ist vom Radieschen, auch gerne Radieseln oder Monatsrettich genannt. Im Gegensatz zum verwandten altehrwürdigen Rettich, der schon beim Bau der Cheopspyramide den Fronarbeitern zur Stärkung diente, erfreute sich das kleine Knöllchen erst in den europäischen Gemüsegärten der Renaissance aus dem 16. Jahrhundert größerer Beliebtheit. Ihren Weg zu uns Mittel- und Nordeuropäern fand sie wahrscheinlich über Ostasien. Dort steht sie übrigens heute noch symbolisch für Wohlstand (Japan) und im Nahen Osten für den Frühling und die immerwährende Erneuerung des Lebens. Die Entstehungsgeschichte des Kreuzblütlers ist nicht ganz geklärt, man mutmaßt eine Kreuzung mit der im Mittelmeerraum verbreiteten Wildform Raphanus landra. Während der Erwerbsgartenbau vorwiegend auf die bekannten roten runden Radieschen setzt, sollte man die schmackhafte etwas schärfere gelbe Schwester nicht vergessen.
Scharfe Gaumenfreuden
Das gelbe Radieschen, in Polen und Russland sehr populär, fristet bei uns leider noch ein (unverdientes) Schattendasein. Aber bei auf alte Sorten spezialisierte Biobetriebe, findet man sie mittlerweile im gesamten Norden. Ihren botanischen Namen Raphanus sativa verdankt sie übrigens ihrem schnellen Wachstum (20-30 Tage), so heißt die Übersetzung von raphanos aus dem griechischen „das leicht wachsende“. Angebaut wird sie bei uns von Frühjahr bis in den November hinein. Die Sommersorten sind etwas kräftiger und intensiver im Geschmack als die zarten Frühjahrsradieschen, die gelben kräftiger und intensiver als die roten. Ihre Schärfe verdankt das Radieschen den heilkräftigen und aromatischen Senfölen, die antibakterielle Eigenschaften besitzen und positiv auf die Schleimhäute im Mund-Rachen-Raum bei Erkältungen wirken. Auch sonst hilft sie gut über den Winter: An Inhaltsstoffen sind besonders hervorzuheben der hohe Gehalt an Vitamin C, der schon früher die Landbevölkerung gegen Skorbut wappnete, sowie Kalium und Eisen. Das Radieschen, das übrigens keine Wurzel ist, wie man meinen könnte, sondern eine Verdickung des Wurzelhalses (Hypokotyl), wirkt auch anregend auf Magen-Darm, Niere und Leber. Die Schärfe wirkt spezifisch auf die Gallenblase, daher steht sie auch als Sinnbild für Zank und Streit, wenn mal wieder „die Galle hochkocht“. Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, dass Radieschen früher oder später pelzig werden und nur wenige Tage haltbar sind. Tipp: Blätter abdrehen und in ein feuchtes Tuch wickeln, so bleiben sie länger frisch. Das gelbe Radieschen, frisch und roh verzehrt, bereitet angenehm scharfe Gaumenfreuden aber auch im Salat oder als Belag auf leicht gesalzenem Bauernbrot macht es sich gut. In der chinesischen Küche werden Radieschen auch gedünstet. Auf jeden Fall gilt: außen schön und innen scharf – gelb ist Trumpf!
Radieschen-Wurst-Salat
Zutaten
1 Bd. Radieschen
8 Cornichons
1 Zwiebel
300 g Fleischwurst (vom guten Metzger)
1 Bd. Schnittlauch
4 EL kalt gepresstes Rapsöl
2 EL Weißweinessig
1 TL Senf
Salz, Pfeffer
Zubereitung
Die Radieschen waschen, putzen, in Scheiben schneiden, ebenso die Cornichons. Die Zwiebel pellen und in dünne Ringe schneiden. Die Fleischwurst ebenfalls in dünne Scheiben schneiden. Schnittlauch waschen und klein schneiden.
Gewürze, Senf, Essig und Öl verrühren, über den Salat geben und gut durchmischen und abschmecken.
Der Salat sollte vor dem Servieren 30 Minuten durchziehen.
Tipp
Statt Fleischwurst schmeckt der Salat auch mit kalten Resten vom Sonntagsbraten oder mit richtig guter Blutwurst. Auch guter Tofu kann überzeugen. Dazu munden ein frisches Bauernbrot aus dem Holzbackofen und eine gesalzene Sauerrahmbutter besonders gut.