Jens Mecklenburg

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Gaelic Games: Irland auch ohne fußball-EM ist im Sportrausch

Nationalsportarten Gaelic Football, Hurling und Camogie sorgen für Begeisterung
28. Juni 2024
Kilkenny’s Paul Murphy Tipperary’s John O’Brien contest an aerial ball. Pic: Piaras Ó Mídheach All-Ireland Senior Hurling Championship Final 2011 Kilkenny Vs Tipperary

Keine Mannschaftssportart ist derart schnell und so knallhart bei höchster Technik und Ausdauer, wie Hurling. Geschichtsträchtig ist das in Irland mit einem kleinen Lederball und einem Stock aus Eschenholz, dem Hurley, betriebene Spiel obendrein. Seit rund zwei Jahrtausenden ringen Teams darum, den Sliotar genannten Ball zwischen hohen Torstangen zu versenken. Hurling wurde bereits zur Zeit der keltischen Stämme zur Ertüchtigung der Krieger gespielt. Erwähnung fand es auch in der irischen Mythologie, als der Held Cú Chulainn einen furchterregenden Hund erlegte – eben mit Hurley und Sliotar. Dass eine der beliebtesten Sportarten des Landes, ebenso wie das von den Frauen betriebene hurlingähnliche Camogue, 2019 von der UNESCO zum immateriellen Erbe der Menschheit geadelt wurde, ist da nur folgerichtig. Vielleicht auch ein Faktor: dass sämtliche Spieler reine Amateure sind. Gagen? Hohe Preisgelder? Millionentransfers? Alles Fehlanzeige! Die Leidenschaft wird nur vom Herzblut, Mut, Stolz und Siegeswillen getrieben. Genau das macht diese Sportspektakel umso begeisternder und beeindruckender. Hurling ist eine Herzensangelegenheit, eine durch und durch emotionale Nationalsportart.

Europas drittgrößtes Stadion – ausverkauft!

Um den Erhalt und Förderung der traditionell irischen Sportarten – dazu gehört neben Hurling und Camogie auch Gaelic Football – kümmert sich die 1874 gegründete Gaelic Athletic Association. Die als einer der wichtigsten Amateursportverbände der Welt und Irlands größter Sportorganisation geltende GAA zählt 2.200 Vereine in 32 Countys und tritt auch als Ausrichter der „Gaelic Games“ auf. Die sehen vor, dass in verschiedenen Sportarten, allen voran Hurling, wie bei einem Landespokal, sämtliche Vereine der Insel – nordirische inklusive – erst in Gruppenspielen, dann im K.-o.-System gegeneinander antreten. Die zwei besten Männerteams treffen schließlich im jeweiligen Finale aufeinander. Der Ort für das Highlight der All-Ireland Championships ist klar: der Dubliner Croke Park. Der Termin variiert, 2024 ist es beim Hurling der 21. Juli. Und nein, es ist keine Übertreibung, dass an jenem Tag ganz Irland dem Hurling-Spirit im mit 82.300 Plätzen vollbesetzten Stadion huldigt. In Europas drittgrößtem Stadion herrscht dann stets eine unvergleichliche Stimmung. Die wiederholt sich meist an den weiteren Final-Sonntagen. Am 11. August bestreiten die Frauen das Endspiel im Camogie, am 28. Juli bzw. 4. August stehen die Entscheidungen im Gaelic Football an.

4 July 2010; Richie Power, Kilkenny, in action against Shane Kavanagh, Galway. Leinster GAA Hurling Senior Championship Final, Galway v Kilkenny, Croke Park, Dublin. Picture credit: David Maher / SPORTSFILE

Gaelic Football – Irlands Fußballversion

Diese ebenfalls urgälische Sportart ist nicht weniger populär. Dazu muss man wissen: Sie hat zwar vieles mit Hurling gemeinsam, wird aber mit einem fußballgroßen Ball gespielt, der über das Feld gekickt, geworfen und gefangen wird – um möglichst oft im gegnerischen Tor zu landen oder über deren Querstange zu fliegen. Diese enorm schnelle Sportart gilt ebenfalls als eine der ältesten Mannschaftssportarten der Welt, und als irischer Nationalsport schlechthin. Die irische Fußball-Variante genießt weithin noch mehr Sympathien als Hurling, doch auch beim Gaelic Football geht es einzig um den Spirit und die Ehre der Gemeinden und der rivalisierenden Countys. Die Endspiele im Dubliner Croke Park Stadium zu erreichen, ist das Ziel, sie zu gewinnen das Höchste. Für Zuschauer gilt indessen das Motto „Dabei sein ist alles!“ Aber Achtung: Um eine Karte für eine der hochspannenden Veranstaltungen zu ergattern, müssen sich Interessenten auf lange Wartezeiten gefasst machen – oder etwas Glück haben für ein Last-Minute-Ticket.

Der besondere Tipp: Das GAA-Museum im Croke Park

Im Dubliner Stadtteil Drumcondra liegt das legendäre Croke Park Stadium, in dem nicht nur Megakonzerte stattfinden und Fußballspiele ausgetragen werden, sondern eben auch die All-Ireland Championship Finals der Gaelic Games. Wer sich vor dem Stadionbesuch nochmal schlau machen will über Regeln und Geschichte der gälischen Sportarten, schaut ins mehrfach ausgezeichnete GAA-Museum. Die interaktiven Ausstellungsräume befinden sich direkt im Stadion – und fungieren zudem als Startpunkt für eine geführte Stadiontour, bei der die Besucher auch in sonst nicht zugängliche Bereiche der Arena vordringen dürfen. Wer noch tiefer eintauchen möchte in die irischen Sportarten, kann diese auch selbst einmal ausprobieren. Experience Gaelic Games bietet diese Erfahrung in Dublin, Belfast, Cork und Galway an – ein großartiges Erlebnis in der Gruppe oder auch für Einzelpersonen.

17 July 2010; Cathal Naughton, Cork, in action against Tony Browne, Waterford. Munster GAA Hurling Senior Championship Final Replay, Cork v Waterford, Semple Stadium, Thurles, Co. Tipperary. Picture credit: Brendan Moran / SPORTSFILE

Hintergrund: Gälische Sportarten aus der zweiten Reihe

Hurling, Camogie und Gaelic Football gelten als Lieblingssportarten der Iren. Doch zu den Gaelic Games gehören noch weitere, nämlich die wenn auch weniger populären Sportarten Gaelic Handball und Rounders. Gaelic Handball, das kaum Ähnlichkeiten zum klassischen Handball aufweist, erinnert dabei eher an Squash. Das Hauptziel besteht darin, einen kleinen Ball gegen eine Wand zu spielen. Dieser muss zweimal auf den Boden aufkommen, bevor ihn der Gegner zurückspielt. Wobei es auch zwei Gegner sein können. Schließlich lässt sich Gaelic Handball sowohl im Einzel als auch im Doppel spielen, so wie auch Hand oder Faust zum Einsatz kommen dürfen. Rounders schließlich ist eine Art Schlagballspiel, das Baseball und Softball ähnelt. Für die beiden Nischensportarten finden zwar auch Meisterschaften statt, aber im deutlich kleineren Rahmen.

Weitere Infos

www.ireland.com

https://www.ireland.com/de-de/magazine/sport/ireland-native-games

www.gaa.ie

www.crokepark.ie

https://crokepark.ie/gaamuseum

https://crokepark.ie/stadiumtour

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