Jens Mecklenburg

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Frische Luft zum Durchatmen

Ein Dorf wird durch Corona getrennt
19. April 2021

Durch ein Dorf in Schleswig-Holstein verläuft eine kuriose Corona-Mauer. 

Für das Dorf Krummesse in Schleswig-Holstein gelten unterschiedliche Corona-Regelungen, weil es teilweise zu Lübeck und teilweise zum Herzogtum Lauenburg gehört. Da in Lübeck aktuell eine Sieben-Tage-Inzidenz von 62 herrscht, darf die Außengastronomie öffnen und 1000 Einwohnerinnen freuen sich. Im Herzogtum Lauenburg gibt es eine Inzidenz von über 150 – und damit gilt die Notbremse. Im Lauenburger Teil von Krummesse, hier leben 1800 Menschen, bleibt daher die Außengastronomie geschlossen und deren Bewohner dürfen höchstens einen weiteren Menschen treffen. Es gebe daher viele Nachfragen von Einwohnern, müssten sich doch unmittelbare Nachbarn durch die unterschiedlichen Regelungen anders verhalten, sagte Bürgermeister Hans-Peter Fiebelkorn. Im Dorf schüttelt man den Kopf und ist ratlos.

Vorsichtige Öffnungsschritte

Schleswig-Holstein geht zum Wochenbeginn vorsichtige Öffnungsschritte in Tourismus, Kultur und Sport. Von Montag an können unter anderem Gastronomen, Hoteliers, Vermieter von Ferienwohnungen und Campingplatzbesitzer wieder Gäste empfangen. Die Möglichkeit wird zunächst in der Schleiregion und Eckernförde genutzt. Die Lübecker Bucht, Büsum an der Westküste sowie Nordfriesland wollen Ende April/Anfang Mai nachziehen.

Schleswig-Holstein ist das Bundesland mit der niedrigsten 7-Tages-Inzidenz. Sie lag am Sonntagmorgen nach Angaben des Robert Koch-Instituts bei 73. Damit ist das Land das einzige mit einer Inzidenz unter 100.

Dem Tourismusministerium zufolge sollen die Projekte zeigen, dass sicherer Urlaub in der Pandemie möglich ist. Dafür müssen die Inzidenzwerte der Modellregionen stabil unter 100 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Bewohner binnen sieben Tagen liegen. Zudem müssen Gäste einen frischen negativen Coronatest vorweisen und diesen am Zielort binnen zwei, drei Tagen wiederholen. Sollte sich das Virus zu stark verbreiten, endet das Projekt. Vorsichtige Öffnungen sind auch bei ausgewählten Kulturstätten und Sportvereinen im Land geplant.

Campen statt Malle

Für eine sofortige Öffnung der Stell- und Campingplätze demonstrierten in Berlin am Wochenende viele Hundert Camping-Freunde mit Wohnmobilen und Wohnwagen. Sie versammelten sich am Samstagmittag vor dem Olympiastadion. Mit einem langen Wohnmobil-Korso wollten sie am Nachmittag zum Reichstagsgebäude fahren. «Campen statt Malle», stand auf einem Wohnwagen. Angemeldet waren rund 700 Fahrzeuge. Thomas Albrecht von der Initiative «Campen mit Abstand» sagte, es seien deutlich mehr Teilnehmer gekommen. «Wir sind mehr als 1000. Camping mit Abstand ist mit Abstand die beste, sicherste und kontaktärmste Regenerationsform für unsere Familien», betonte die Initiative. Die Campingplätze sind wegen der Corona-Pandemie für Urlauber geschlossen. Lediglich Dauercamper sind in den meisten Bundesländern unter bestimmten Bedingungen zugelassen.

Die Initiative betonte: «Die langen Einschränkungen des jetzigen Lockdowns nagen immer mehr an den Menschen und den Familien, viele sehnen sich Öffnungsschritte herbei.» Gebraucht würden sichere Bereiche, um Familien Luft zum Durchatmen zu geben.