Erster und letzter Gruß der Heimat – Leuchtturm Roter Sand

140 Jahre alter Leuchtturm in der Nordsee soll Umziehen
2. Juni 2025

Der Leuchtturm Roter Sand war lange der erste oder letzte Gruß Deutschlands für alle, die über die Nordsee ankamen oder auf großer Fahrt gen Ferne fuhren.  

Wind und Wellen haben den rund 140 Jahre alten Leuchtturm in der Nordsee marode gemacht. Jetzt soll Roter Sand umziehen. Vier Orte kämpfen um den neuen Standort für den Touristenmagneten.

(c) hero@lang-foto.de

Der Leuchtturm war 79 Jahre in Betrieb. Viele Auswandererfamilien in Amerika erzählen sich noch heute von diesem tränenreichen Moment aus der Saga ihrer Vorfahren: Adé Heimat hinter Leuchtturm Roter Sand. Eine Sandbank aus rotem Muschelkalk in der Außenweser gab ihm seinen Namen.

Er ist bis heute eines der bekanntesten Seezeichen Deutschlands – jetzt muss er umziehen. Vier Orte an der Nordsee haben sich als neuer Standort für das marode Bauwerk beworben.

Wilhelmshaven, Bremerhaven, Hooksiel im friesischen Wangerland und Fedderwardersiel auf der Halbinsel Butjadingen möchten den rund 140 Jahre alten Leuchtturm aufstellen. »Einen Favoriten gibt es darunter nicht«, teilt Thomas Mertz, Sprecher der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dazu mit.

Bislang sei auch noch keine Entscheidung gefallen. Es werde weiter daran gearbeitet. Der Bund ist Eigentümer des Leuchtturms, die Stiftung verwaltet den Besitz. Im Laufe des späteren Sommers könne es Neuigkeiten geben, sagt der Sprecher.

Standsicherheit gefährdet

Wachwechsel (c) Wasser- und Schifffahrtsamt Bremen

Der markante rot-weiße Leuchtturm, der in der Nordsee zwischen der Küste und Helgoland steht, soll von seinem aktuellen Standort in absehbarer Zukunft in Küstennähe umziehen. Ein Gutachten von 2019 hatte den Leuchtturm als so marode eingestuft, dass die Standsicherheit auf Dauer in Gefahr ist. Das Seefeuer wird seit 1964 nicht mehr benötigt, seit 1982 steht das Bauwerk unter Denkmalschutz.

Möglicher Touristenmagnet

Der Leuchtturm könnte ein neuer Touristenmagnet werden, entsprechend groß werben die vier Orte für sich als neue Heimat für das Seezeichen.

Wieder im Rennen ist auch Bremerhaven. Ein erster von der Stadt angebotener Standort an der sogenannten Külkenhalbinsel war wegen Bedenken der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung zurückgewiesen worden. Nun habe die Stadt auf Vorschlag eines ehemaligen Bürgers und Architekten einen weiteren Standort im Lunesiel an der Weser im Süden der Stadt vorgeschlagen, sagte ein Stadtsprecher. Auch dieser Vorschlag solle im Auswahlverfahren berücksichtigt werden, heißt es von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Kosten des Umzugs unklar

Bei der Wahl der künftigen Heimat von Roter Sand sollen einige Kriterien beachtet werden. »Aufs Festland, einfach so, soll der Leuchtturm nicht«, sagt Stiftungssprecher Mertz. Die Wasseranmutung oder die Aufstellung landnah in der See seien Punkte. Daneben müssten weitere Fragen geklärt werden: Erreichbarkeit, Parkplätze und Informationsmöglichkeiten. Fest steht in jedem Fall, dass der Turm seine rot-weiße Farbe behalten soll.

»Wenn die Frage des Standortes geklärt ist, werden wir uns den weiteren Fragen zuwenden«, teilt Mertz mit. Dann müssten mit den Beteiligten etwa bauliche und auch finanzielle Punkte geklärt werden. Zu den Kosten des Umzugs gibt es bisher noch keine Angaben.

(c) Andreas Graf

Eine solche Leuchtturm-Versetzung ist ein Novum. In Dänemark war 2019 der Leuchtturm Rubjerg Knude auf Schienen umgezogen – allerdings nur rund 70 Meter von einer Steilküste weg. Der Leuchtturm Roter Sand würde dagegen voraussichtlich Dutzende Kilometer von der See ans Festland ziehen.

Dänischer Leuchtturm wird umgesetzt