Barbara Maier

Autorin

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Elektroniker mit grünem Daumen

Lecker Sprossen von der Verture Farm
4. März 2021

Der 33jährige studierte Elektrotechniker Felix Doobe hat vor ein paar Jahren mit einem Freund eine spezielle LED-Beleuchtung für Pflanzen entwickelt. Seit einiger Zeit nutzt er diese Technik, um Pflanzenkeimlinge zu züchten. Ein zukunftsträchtiges Konzept, mit hohem kulinarischen Potenzial.

©Verture Farm

Über Umwege zum Erfolg

„Wenn eine Tür sich schließt tut sich dafür eine andere auf. Man muss sie nur erkennen.“ Auf Felix Doobe trifft diese Weisheit zu.

Doobe entwickelte nach seinem Studium zum Elektrotechniker mit einem damaligen Freund eine spezielle LED-Beleuchtung für Pflanzen aller Art. Der Plan war, mit dieser in die Vermarktung zu gehen und ein Geschäft aufzubauen. Nach der Mitarbeit am Projekt „Leuchtturm“ wurde ein Business-Plan erstellt, doch die Finanzierung scheiterte. Die jungen Männer gingen von da an unterschiedliche Wege. Nachdem Felix Doobe im Internet über Microgreens „stolperte“, tat sich plötzlich eine „neue Tür“ für ihn auf. 

Doobe Recherchierte und studierte die Fachliteratur, fand einen serösen Bio-Saatguthersteller, der qualitativ hochwertiges und sortenreiches Saatgut verkauft, sowie eine geeignete Pflanzenerde von einer Bio-Kompostierungsanlage. Und los ging es mit den ersten Probezüchtungen, in einem Gewächshaus. Durch experimentieren und angeeignetes Fachwissen verliefen diese schnell erfolgreich.

Für die kühlere Jahreszeit baute er nun einen „Schuppen“, isolierte diesen und brachte an jede Wand fünf übereinander liegende drei Meter lange Regale, vom Fußboden bis zur Decke hoch, an. Über den drei obersten Regalen installierte Doobe seine selbst entworfene LED-Beleuchtung. Die beiden Unteren blieben zum Vorkeimen unbeleuchtet. Im Mai 2019 begann er mit der Vermarktung über die Marktschwärmer. Seine Frau Svenja kümmerte sich bis zu der Geburt der Tochter Romy um die Büroarbeit. Diese muss der junge Vater, bis Romy aus dem Gröbsten heraus ist, nun mit übernehmen. 

Mittlerweile sind die Verture Farm am Ostufer Kiels in Mönkeberg und ihre Produkte so bekannt und begehrt, dass im September 2020 noch ein Ladengeschäft in Kiel eröffnet wurde. Der Elektrotechniker mit dem grünen Daumen ist überzeugt davon, dass diese Art des Anbaus die Zukunft sein wird. Damit, so sagt er, erkläre sich auch der Firmenname: VER für Vertikal und TURE von Future, also vertikale Zukunft. „Die Micropflanzen innerhalb eines Gebäudes in die Höhe anzubauen spart eine Menge Platz und Wasser ein,“ sagt er.


Microgreens

Doch was sind eigentlich Microgreens? Ganz spontan klingt es ein bisschen nach künstlich im Labor erzeugten Grünzeug. Doch das Gegenteil ist der Fall, wie die Art und Weise der Züchtungen von Doobe zeigen.

Microgreens sind Keimlinge oder Sprossen verschiedenster Gemüse- und Wildkräuterarten. Sie sind jedoch nicht, wie der Name vermuten lässt ausschließlich grün, sondern je nach Pflanzenart gerne auch mal rosa, lila oder dunkelrot. Sie werden direkt nach der Entwicklung der Keimblätter geerntet. Zu diesem Zeitpunkt sind sie bei Felix Doobe, der inzwischen zum Microgreen-Fachmann avanciert ist, zwischen fünf und zwölf Zentimetern groß. Das Wort Micro beschreibt lediglich die Größe der Pflanze zu dem Zeitpunkt an dem sie geerntet wird. Und diese ist nun einmal sehr klein – klein aber oho! 

Die Gemüse- und Kräuterkeimlinge tragen die geballte Energie in sich, die eine Pflanze um groß zu werden, benötigt. Der Anteil an Vitaminen und Mineralstoffen ist daher um ein vielfaches höher, als der im ausgewachsenen Gemüse. Sie beinhalten Vitamin A, verschiedene B-Vitamine, Vitamin C, sowie Calcium, Eisen, Zink, Spurenelemente und Aminosäuren. Daher werden die Microgreens auch gerne als Superfood bezeichnet.

©Verture Farm


Anbau & Sorten

In speziellen Anzuchtschalen oder Töpfchen wird die Saat auf die Erde gebracht. Ein bisschen Wasser, sowie in den ersten Tagen Dunkelheit und Druck von oben bewirken, dass sich die entstehenden Sprösslinge tiefer in die Erde verwurzeln und einen stärkeren Stiel bekommen. Vom Tag der Aussaat bis zur Ernte vergehen auf der Venture Farm elf Tage. 

Felix Doobe hat viel damit experimentiert was machbar ist und was nicht. Mittlerweile kann er völlig verschiedene Sorten Microgreens anbieten. Von Brokkoli, Borretsch, Cala Brese, Erbsen, Fenchel über Gartenkresse, Koreander, Möhren, Radieschen, Rotklee, Rotkohl bis Schnittknoblauch, Sonnenblumen und anderen, erzeugt er seine Keimlinge. Einige Sorten, wie Radieschen oder Rettich schmecken leicht scharf, andere wie Möhren oder Erbsen ganz mild und leicht süßlich. Jedoch hat jede Art ihren ganz typischen und eigenen Geschmack.

©Verture Farm


Nachhaltig & vielfältig  

Diese essbaren Gemüse- und Kräuterkeimlinge werden, wegen ihres zarten und oft bunten Äußeren, in der gehobenen Gastronomie gerne als Toppings verwendet. Mit anderen Worten als Dekoration auf Speisen und Salaten. Die Power-Pflänzchen sind vielseitig einsetzbar: zur Verfeinerung von Käse- oder Wurstbroten, im Müsli, zum Kräuter Quark, als Bestandteil von Salaten, oder eben auch als Topping oder Beilage von Nudel- oder Fleischgerichten. 

Felix Doobe erzählt begeistert, „Durch die spezielle LED-Beleuchtung fällt auf unserer Verture Farm nur ein sehr geringer Stromverbrauch an. Diese neusten Pflanzen LEDs haben ein Volles Spektrum was dem Sonnenlicht nachempfunden ist und so jedes Spektrum beinhalten, das für den optimalen Pflanzenwuchs und Vitamingehalt benötigt wird. Neuste Studien sprechen von Lichtrezepten die Einfluss auf Geschmack, Vitamin und Nährstoffgehalt haben. Zusätzlich ist der Verbrauch im Vergleich zum aktiven Photonenfluss (ppfd) sehr gering.“

Die ebenfalls von ihm entworfene Bewässerungsanlage arbeitet als Kreislaufsystem und verbraucht dadurch 90% weniger Wasser als im Freilandanbau. Hier versickert das Wasser nicht. Die verbrauchte Erde wird kompostiert und danach wieder verwendet. Auch die Verpackungen sind größtenteils aus Maisstärke hergestellt und damit kompostierbar.

©Verture Farm


Vermarktung & Ziele

Die Vermarktung läuft über die Kieler Marktschwärmer und mit eigenem Stand auf den Kieler Wochenmärkten. Auch in dem gemütlichen Café Mumpitz in Kiel Diedrichsdorf, bekommt man nicht nur Frühstück und Kuchen im Weckglas, sondern seit neuesten auch Salate mit Microgreens von der Verture Farm – auf Wunsch auch zum Mitnehmen.

Da auf der Verture Farm von Anfang an Produkte in Bioqualität erzeugt wurden, arbeitet Doobe nun an der Biozertifizierung und möchte Mitglied bei Feinheimisch – einem Zusammenschluss von gehobenen regionalen Gastronomen und Produzenten – werden. Einige Top-Köche der Region arbeiten schon mit seinen Sprossen. Zudem ist die Herstellung von Smoothies, Immunboostern und Wraps mit Microgreens angedacht. 

Was auch immer als nächstes produziert werden wird: vitaminreich und zeitgeistig wird es auf jeden Fall ausfallen.

Felix Doobe. ©Barbara Maier

 

VERTURE FARM

Felix Doobe

Söhren 25

24248 Mönkeberg

Tel.: 431 88703674

https://verture-farm.de

 

Öffnungszeiten: Mo -Sa 8 – 16 Uhr