Jens Mecklenburg

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Elbfischer schlagen Alarm

Stintbestände sinken dramatisch
8. Februar 2019

Die letzten Elbfischer schlagen Alarm. Sie fürchten um ihre Zukunft. Sind doch die Stintbestände in der Elbe dramatisch zurückgegangen. Was sind die Ursachen?

Die letzten Elbfischer schlagen Alarm. Sie fürchten um ihre Zukunft. „Die Hamburger Behörden müssen die Tatsache anerkennen, dass der Stintbestand in der Tideelbe dramatisch zurückgegangen ist“, heißt es in einer am Montag (11.3.2019) in Hamburg verbreiteten Erklärung der drei letzten noch aktiven Elbfischer.

2018 sei schon das schlechteste Stintjahr seit Generationen gewesen, so Elbfischer Lothar Buckow aus Jork gegenüber dem NDR. Und in diesem Jahr lägen die Fänge sogar nur noch bei einem Drittel dessen, was im vergangenen Jahr in die Reusen ging. Buckow besitzt 150 Reusen, seine Ausbeute an einem Tag: zehn Kilogramm Stint. Vor wenigen Jahren seien es noch 300 Kilo gewesen. Ähnlich geht es auch den beiden anderen verbliebenen Elbfischern zwischen Cuxhaven und Geesthacht. Sie schätzen, dass in diesem Jahr wahrscheinlich zusammen nur noch 20 Tonnen Stint in der Elbe gefangen werden. Vor fünf Jahren wären es mehr als zehnmal so viel gewesen.

Hansestadt Hamburg, Övelgönne an der Elbe.Elbstrand an der Strandperle. [©Ingo Wandmacher]

Ökosystem gefährdet

Das gesamte Ökosystem der Elbe sei gefährdet. „Wir Elbfischer fordern die Behörden auf, endlich zu untersuchen, wie es um den Bestand genau steht und was ihn derart schädigt, dass er jetzt zusammenbricht.“

Die Fischer machen im Wesentlichen Baggerarbeiten in der Elbe für den Rückgang der Stintbestände verantwortlich. Der Hafenschlick, der vor der Elbinsel und dem Naturschutzgebiet Neßsand in die Elbeeingebracht werde, schädige die Eier und Larven der Stinte. Durch die Trübung des Wassers könnten die Stintlarven ihre Nahrung nicht mehr sehen und müssten verhungern.

Den Ursachen des seit fünf Jahren andauernden Rückgangs der Stintbestände ist auch das Centrum für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg auf der Spur. Für eine umfassende Ursachenforschung müssten „mögliche Einflussfaktoren über den gesamten Lebenszyklus des Stintes, also vom Ei bis zum laichreifen Individuum, betrachtet werden“, sagte Ralf Thiel, Leiter der Abteilung für Fischkunde.

Unter der Beteiligung von Behörden, Wissenschaft, Vereinen und Verbänden hat sich im vergangenen November die „Initiative Elbfische“ gegründet, um die Fischfauna in der Tideelbe nachhaltig zu fördern.

Elbvertiefung ist mit verantwortlich

Umweltschützer, aber auch Biologen der Universität Hamburg machen vor allem die letzte Elbvertiefung für den Rückgang der Bestände verantwortlich. Im Sommer bildeten sich immer häufiger Sauerstofflöcher. Durch das Schlickbaggern werde das Wasser der Elbe zudem trüber, so Manfred Braasch von der Umweltschutzorganisation BUND.

Nicht nur Fischer und Stintliebhaber leiden unter dem Rückgang der Bestände: Der beliebter Speisefisch ist auch eine wichtige Nahrungsquelle für größere Fische, Schweinswale und Vögel.

Über Stint 

Stinte sind mit einer Größe von 15 bis 20 Zentimetern die kleinsten lachsartigen Schwarmfische. Früher galt der Fisch als „Arme-Leute-Essen“. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts wurde er an den Ufern der Elbe mit Netzen in solchen Massen aus dem Wasser gezogen, dass die Bauern ihn als Viehfutter oder als Dünger für ihre Felder nutzten. Frischer Stint riecht nach Gurke, weshalb er zu seinem Spitznamen „Gurkenfisch“ kam. Heute gilt der Stint als regionale Delikatesse.

Foto: Thomas Pruss

 

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