Jens Mecklenburg

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Ein aufs Haus erhöht das Trinkgeld

Studie über Reziprozität
1. Juli 2021

In der Regel gäben Gäste fünf bis zehn Prozent Trinkgeld. Ob und wie die Höhe des Trinkgeldes vom Ausgeben eines Gratisgetränkes beeinflusst wird, hätten ein Psychologe und ein Betriebswirt in Experimenten mit Restaurantbesuchern untersucht, teilte die Hochschule am Dienstag mit. Ihre Annahme: Jede Gefälligkeit löst beim Gegenüber Druck aus, die Gefälligkeit zu erwidern. Die Wissenschaftler nennen das „Reziprozität“.

Die Experimente liefen nach Angaben der Hochschule folgendermaßen: Insgesamt 403 Gastgruppen bekamen in einem griechischen Lokal einen Ouzo spendiert, entweder während des Essens, mit der Rechnung zusammen – oder in einer Kontrollgruppe erst nach dem Bezahlen. „Da es in vielen griechischen Restaurants üblich ist, einen Ouzo spendiert zu bekommen, führte das Forscherteam ein weiteres Experiment in einem deutschen Restaurant mit einem ähnlichen Forschungsdesign durch.“

Die Ergebnisse zeigten, dass Kunden das Geschenk großzügig erwidern, indem sie das Trinkgeld signifikant erhöhen, heißt es in der Mitteilung. „Dieser Effekt ist besonders stark, wenn das Getränk mit der Rechnung gebracht wird, da sich die Gäste mutmaßlich besonders stark verpflichtet fühlen, sich mit einem großzügigen Trinkgeld zu revanchieren“, sagt der an der Studie beteiligte Psychologe Frederic Hilkenmeier. „Das Servicepersonal kann folglich durch einen geschickten Einsatz eines Gratisgetränks seine Trinkgelder erheblich und mühelos erhöhen, indem es die Norm der Reziprozität ausnutzt.“

Gastronomen und Servicekräfte hätten die Studie nicht gebraucht. Dass man mit der Wurst nach dem Schinken wirft, ist in der Gastro-Branche seit langem bekannt und eine beliebte Redewendung.