Als Eroberer und Siedler, Händler und Künstler haben die Wikinger in ihrer Zeit auf der Insel Irlands Geschichte und Erbe geprägt. Dass ihr Einfluss bis heute sichtbar ist, dafür sorgen historische Gebäude, jahrhundertealte Relikte und spannende Museen.
Dabei ist man für einen ersten Einblick in die Welt der Wikinger in Irlands Hauptstadt Dublin direkt goldrichtig, was nicht nur an den vor allem bei Familien beliebten Viking Splash Tours liegt, sondern vor allem daran, dass Irlands Hauptstadt selbst auf eine Wikinger-Siedlung zurückgeht. Lebendig wird das Irland der Wikingerzeit vor allem im Geschichtsmuseum Dublinia im Gebäudekomplex der Christ Church Cathedral, das anhand von Artefakten und Erkenntnissen aus Ausgrabungen einen Einblick in den Alltag von vor knapp 1000 Jahren bis ins Mittelalter bietet. Weitere spannende Fundstücke zeigt auch die archäologische Sammlung des kostenlos zugänglichen National Museum of Ireland.
Fast noch deutlicher unter dem Einfluss der Wikinger als die irische Hauptstadt ist jedoch eine Stadt weiter im Süden, deren Wikinger-Geschichte noch heute unschwer am Stadtnamen zu erkennen ist. Waterford geht zurück auf das altnordische „Veðrafjorðr“, was wörtlich übersetzt „windiger Fjord“ bedeutet und die älteste Stadt Irlands untrennbar mit ihrer Wikingergeschichte verbindet. Wer hier auf Spurensuche geht, findet nicht nur in den klassischen Museen der Waterford Treasures viele Hinweise auf das Leben der Wikinger, sondern auch den von ihnen erbauten Reginald’s Tower direkt am River Suir. Eine der jüngsten Attraktionen der Stadt ist die Virtual Reality Experience King of the Vikings, die Gäste mithilfe moderner Technologien auf Zeitreise schickt.
Die Stadt in Irlands historischem Osten bildet darüber hinaus mit den Städten Wexford (altnordisch: „Ueigsfjord“, „Fjord der nassen Insel“) und Kilkenny eine ganze Region, in der Gäste Wikinger-Geschichte quasi an Originalschauplätzen erkunden können. So bietet etwas außerhalb von Wexford der Irish National Heritage Park eine eigens konzipierte Wikinger-Experience und eine Einführung ins Bogenschießen der Wikinger-Zeit an. Etwas nördlich von Kilkenny wird im Dunmore Cave bei Führungen nicht nur erzählt, wie das System aus Tropfsteinhöhlen und Gängen über Jahrtausende entstanden ist, sondern auch von einem dramatischen Wikinger-Angriff um das Jahr 928 berichtet, bei dem etwa tausend Menschen, vor allem Frauen und Kinder, ums Leben kamen. Zu den Spuren, die über die Jahre zu dieser Episode gefunden wurden, zählen nicht nur die Gebeine der Opfer, sondern auch Teile von Wikinger-Münzen.
Ein historischer Ort, der ebenfalls mit den Wikingern im Zusammenhang steht, allein weil er eine Rolle bei ihrer Vertreibung gespielt haben soll, ist der Rock of Cashel in der Grafschaft Tipperary. Hier hatte einst Brian Boru, der heute für seine Rolle im Kampf gegen die Wikinger als Nationalheld gilt, seinen Sitz als König von Munster.
Tipps am Rand zwischen Nord und Süd
Zeugnisse aus früheren Zeiten finden sich allerdings längst nicht nur im für seine historischen Funde bekannten Osten, sondern in so ziemlich jedem Winkel der irischen Insel. Und manche von ihnen zählen eben nicht zu den Sightseeing-Klassikern, sondern eher in die Kategorie Geheimtipps. Da gibt es etwa ganz im Norden der Grafschaft Mayo die faszinierende archäologische Stätte Céide Fields, wo mitten in einem Moorgebiet Spuren von steinzeitlicher Besiedlung gefunden wurden. Ebenfalls Jahrhunderte lang im Moor verborgen war die eisenzeitliche Straße aus Eichenholz im County Longford, die inzwischen im Corlea Trackway Besucherzentrum zu besichtigen ist. Weitaus jünger sind Geschichtsspuren, die es auf der Insel Achill zu entdecken gibt. Hier erzählen die Überreste steinerner Cottages in einem verlassenen Dorf vom Leben an der rauen Atlantikküste. Wer hier auf die Rundwanderung aufbricht, kann eine kostenlose App nutzen, um viel Spannendes über die Geschichte der ehemaligen Siedlung zu erfahren.
Hintergrund In Irlands historischem Osten wimmelt es nicht nur vor historischen Sehenswürdigkeiten aus etlichen historischen Epochen, sondern auch vor Sagen, Mythen und Legenden. So sollen etwa am Hill of Tara in der Grafschaft Meath nicht nur weit über hundert irische Könige geherrscht haben, sondern zuvor bereits keltische Gottheiten. Über einige der Burgen und Schlösser der Region erzählt man sich – teils seit Generationen – schaurige Gruselgeschichten. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Osten Irlands zählen neben der frühchristlichen Klostersiedlung Glendalough und den jahrtausendealten Ganggräbern im Boyne Valley auch etliche geschichtsträchtige Städte und Dörfer.