Barbara Maier

Autorin

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Das Beste vom Apfel: Muxaller Cider

Trendgetränk Apfelwein aus Schleswig-Holstein
23. Januar 2022

Steve O´Connor und seine Lebensgefährtin Claudia Horn leben in dem kleinen Dörfchen Muxall im nördlichen Schleswig-Holstein. Seit 2019 kreieren sie hier aus alten Apfelsorten einen unverwechselbaren Cider. Das besondere Mikroklima in der Probstei nahe der Ostsee und gutes Handwerk lassen für die Zukunft noch Großes erwarten.

© Muxaller Cider

Vom Trauben- zum Apfelwein

Steve O´Connor ist gebürtiger Neuseeländer und lebt seit dem Jahr 1998 in Deutschland. O´Connor kommt aus einer Gastronomen Familie, hat in Neuseeland im Marketing-Bereich einer Ölfirma gearbeitet und als er merkte, dass das nicht wirklich seins ist, studierte er Winemaker. Hier in Deutschland arbeitete er erst einmal als Gebietsleiter bei einem Weinimporteur bis ihm die Idee Cider herzustellen in Form eines Apfels, unter dessen Baum er gerade saß, quasi direkt in den Schoß fiel. Auch Claudia Horn arbeitet seit langem in der Weinbranche.

Die Beiden pflückten zuerst die Äpfel der zwei eigenen Bäume im Garten, sowie die der Nachbarn, sammelten Fallobst, experimentierten mit verschiedenen Apfelsorten, sowie natürlichen Hefen und probierten, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden waren. Sechzig Liter füllten sie im ersten Jahr ab. Inzwischen reichen die Äpfel der unmittelbaren Umgebung nicht mehr aus, um die stark gestiegene Nachfrage bedienen zu können, denn jetzt im dritten Jahr sind es schon 20.000 Liter, die von den beiden Ciderexperten hergestellt wurden. Nun kamen weitere Äpfel aus der Region hinzu und es wurde ein Vertrag mit dem Obsthof Schönborn in Eutin geschlossen.

Aber nach wie vor wird der Muxaller Cider ausschließlich aus den Sorten Holsteiner Cox, Boskop, Dabinett und Brown’s Apple abgefüllt. Im nächsten Jahre wird das Sortiment um Wellant und Jona Gold erweitert.

Viel Frucht, knackige Säure

© Muxaller Cider

Boskop und Holsteiner Cox bieten viel Frucht und eine knackige Säure. Zur Verfeinerung, um mehr Elemente wie zum Beispiel Gerbstoff zu bekommen, importieren die Cidererzeuger den Saft spezieller Ciderapfelsorten aus England.

Auch Cidreäpfel aus Frankreich eignen sich zur Verfeinerung. Es geht darum ein ausgewogenes Verhältnis von Süße und Säure zu bekommen.

Der Muxaller Cider enthält zwischen 4,7 und 5,7 Volumenprozent Alkohol. Eine Abfüllung mit sogar 7,5 Volumenprozent ist in Planung. Solche gehaltvollen Cider eignen sich wunderbar als Menübegleiter.  

In Muxall achtet man neben der Trinkqualität auch auf Nachhaltigkeit: Alle verwendeten Äpfel kommen aus naturnahen Gärten und Plantagen und das zur Produktion benötigte Wasser wird in den Kreislauf zurückgeführt und mehrfach genutzt. Die Flaschen sind in ein Pfandsystem eingebunden.

Probsteier Jung & Deern

Der erste Muxaller Cider kam mit dem Namen „Probsteier Jung“ (Ostseeküste) bzw. „Friesenjung“ (Nordseeküste) auf den Markt. Dieser Apfelwein ist etwas herber, hat einen höheren Tanningehalt, ist schön fruchtig und trocken im Abgang.

Als Gegenstück dazu wurde nun die „Probsteier Deern“ bzw. „Friesendeern“ kreiert und abgefüllt. Die „Deern“ enthält mit 4,7% Vol. etwas weniger Alkohol bei höherem Restzucker und ist dadurch etwas süffiger, hat ein anderes, intensiv fruchtiges Aromenspektrum, ist vollmundig im Geschmack und im Abgang nachhaltig.

Der nächste Cider, für den die Vorbereitungen bereits laufen, ist der „Franzmann“. Dieser wird nach der französischen Art hergestellt werden und sich somit Cidre nennen. Er wird ebenfalls etwas mehr Restzucker enthalten und unter die Rubrik „demi-sec“ fallen.

Trendgetränk Apfelmost

© Muxaller Cider

In Großbritannien, Schottland und Irland kennt man den Apfelwein unter dem Namen Cider. Er wird in den örtlichen Pubs ganz klassisch aus dem Zapfhahn eingeschenkt und gilt als frische Alternative zum Craft Beer. An der Flaschenform ist der Apfelwein nicht zu erkennen, da diese eher einer Bier- als einer Weinflasche gleicht. Da die Schaumweinsteuer dort sehr hoch ist, wird diese durch den Verschluss mit einem Kronkorken gerne umgangen. Beim britischen Cider liegt der Alkoholgehalt in der Regel zwischen 4 und 8,5 Volumenprozent Alkohol. Ein höherer Alkoholgehalt bedeutet dann auch gleichzeitig weniger Restsüße.

Den Apfelwein in Frankreich nennt man Cidre. Er hat einen geringeren Alkoholgehalt, 2,5 bis 5,5 Volumenprozent, als die britische Variante. Er wird in brut, demi-sec und doux hergestellt. Egal ob die Bezeichnung für den Apfelwein nun Cider oder Cidre ist – es gibt große qualitative Unterschiede. Denn Cider oder Cidre bedeuten nichts anderes als Most. Dieser wird vergoren, dadurch entsteht Alkohol und durch den Restzucker bekommt der Apfelwein seine Spritzigkeit. Vom Gesetz her muss ein Apfelwein jedoch nicht zu hundert Prozent aus Apfelsaft hergestellt sein. Die gängige Praxis ist, die Streckung mit Wasser oder Konzentraten. Wieviel Most enthalten ist, braucht auf der Flasche nicht gekennzeichnet sein. Lediglich die Angabe ob Sulfite enthalten sind, ist vorgeschrieben. Bei dem Muxaller Cider wird jedoch grundsätzlich der reine Most ohne Verdünnung verwendet – und das schmeckt man.

Geplant sind in Zukunft Kooperationen mit der heimischen Gastronomie. Dort soll der Cider aus Schleswig-Holstein dann direkt aus dem Fass ins Glas laufen.

Bei der INTERNATIONAL CIDER CHALLENGE 2021 in London wurde der Muxaller Cider mit der Bronze Medaille ausgezeichnet, sowie bei dem CiderWorld ’21 Award in Frankfurt mit „Honor. Es fehlten gerade einmal drei Punkte für die Silbermedaille. Da der Cider Jahr für Jahr besser wird, wird die Goldmedaille nicht mehr lange auf sich warten lassen. So unsere Prognose.

Wikinger mochten auch Apfelwein

Übrigens: Schon die Wikinger kamen auf den Cider-Geschmack. Durstige Wikinger brauten sich seinerzeit aus Äpfeln und Honig ein Getränk namens Bjor. Bei einer Ausgrabung in Vestfold fanden Archäologen 54 Äpfel auf dem Wikingerschiff Oseberg. Später, im 13. Jahrhundert, lehrten aus England eingewanderte Mönche den Fjordbauern wie man Apfelbäume pflanzt und regionales Obst kultiviert. Heute gelten die Fjorde Norwegens als Cider-Hochburg Nordeuropas. Nun schickt sich ein Neuseeländer an, die Cider-Kultur nach Schleswig-Holstein zu bringen. Gutes Handwerk und das besondere Mikroklima in der Probstei lassen außergewöhnliche Qualitäten entstehen. Wie schmeckt eigentlich Schleswig-Holstein? Probieren Sie einfach den Muxaller Cider.

Muxaller Wein GmbH
Stephen John O’Connor und Claudia Horn
Schönberger Landstraße 62
24253 Muxall
Tel. 04348-6319996

info@muxallercider.de
www.muxallercider.de

© Muxaller Cider