Johanna Rädecke

Redakteurin

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Corona trotzen

Hamburger Gastronomen reagieren mit Neueröffnungen und kreativen Konzepten
13. Oktober 2020

Auch im siebten Pandemie-Monat Oktober herrscht in der deutschen Gastronomie immer noch kein Normalzustand. Im „neuen Normal“ ist alles anders und herausfordernd. Hamburg-typisch begegnen die Gastronomen der Hansestadt den Problemen aber nicht passiv, sondern gehen hochmotiviert nach vorn und eröffnen neu, generalüberholt oder begegnen der Krise mit kreativen Konzepten. So eröffnete Tim Mälzer sein Restaurant „Bullerei“ nach Renovierung gerade neu, reagieren die Betreiber des Boutique Hotels „Tortue“ auf die neuen Gastgewohnheiten mit einer „Tagesbar“, schwimmt das Bistro „Liberté“ im frischem Wind mitten auf der Elbe oder startet Hamburgs wohl beste Seafood-Bar XO pandemiebedingt gleich ein zweites Mal. Beste Gelegenheit in den Herbstferien kulinarisch wieder etwas Neues auszuprobieren, urbane Welten wieder zu entdecken und sich den frischen Wind im Hamburger Hafen und an den Stadtstränden um die Nase wehen zu lassen.

Pandemiegerechte Barkonzepte mit Blick auf den Hafen

Den Anfang machten schon in der letzten Woche die Betreiber des Hamburger Boutiquehotels „Tortue“ mit der Eröffnung des „petite TORTUE“. Die Tagesbar hat ihren Platz nicht weit entfernt vom Hotel bezogen, direkt am Görtz-Palais am Neuen Wall – einer der berühmtesten Luxusstraßen Europas. In direkter Nachbarschaft zu Chanel, Cartier, Hermès und Co. lockt die Bar mit Kaffeespezialitäten, ausgesuchten Weinen und prickelndem Champagner zu einer Pause nach dem Shopping und für den kleinen Luxus zwischendurch. „Wie alle anderen hat natürlich auch das Tortue-Team unter dem Corona-Ausbruch gelitten. Aber wir haben die Zwangspause wirklich gut genutzt“, so Geschäftsführer Marc Ciunis. „Während dieser Zeit konnten wir unter anderem am Konzept unserer kleinen Tagesbar feilen. Nun sind wir sehr stolz, sie eröffnen zu können und freuen uns riesig auf viele Gäste aus Hamburg und hoffentlich bald auch wieder aus der ganzen Welt.“ https://tortue.de/de/bars/petite-tortue-tagesbar-neuer-wall.html


Etwas klassischer reagieren die Hamburger Hotels auf die neue Situation. Im September hat   das THE WESTIN Hotel in der Elbphilharmonie seine neugestaltete Plaza-Ebene vorgestellt. Im Mittelpunkt steht die neue BLICK Bar mit komplett neuem Interior-Design, neuer Getränke- und Speisekarte sowie einer atemberaubenden Panorama-Aussicht über die Elbe und den Hafen – perfekt für einen gepflegten Sundowner über der HafenCity. https://www.marriott.de/hotels/hotel-information/restaurant/details/hamwi-the-westin-hamburg/6516026/


Noch mehr Hafen bietet die im Sommer eröffnete Bar-Café-Bistro-Kombination „Liberté“, direkt auf einem Ponton hinter dem Fischmarkt gelegen.  Auge in Auge mit den Fähren und Schiffen sitzt man hinter Panoramaglas oder gleich im Außenbereich gegenüber den Werftdocks von Blohm und Voss – mehr Hafen geht auch in Hamburg nicht. Innen besticht Französischer Charme kombiniert mit Hamburger Details wie zum Beispiel Kacheln aus dem benachbarten Alten Elbtunnel. Natürlich geht es in der Bistroküche französisch zu, wobei der Barbetrieb dominiert. www.liberte.hamburg

©Tortue Hamburg

(Neu-)Start mit Mälzer, Seafood und nordischen Tapas

Auch der Hamburger TV-Koch Tim Mälzer hat mit seinem Partner Patrick Rüther den Sommer genutzt und sein auf Fleischgerichte spezialisiertes Restaurant „Bullerei“ in den Hamburger Schanzenhöfen komplett umgekrempelt und renoviert. Vor fast 11 Jahren erbaut, in knapp zehn Jahren ergraut und seit dem 3. Oktober 2020 frisch aufgetaut präsentiert die Bullerei ihre Runderneuerung.

Der vollumfängliche Umbau inklusive Kernsanierung basierte ganz klassisch und nicht weniger unromantisch auf einem Wasserschaden und wäre somit vollkommen pandemieunabhängig ohnehin vollzogen worden. Dabei wurde strikt darauf geachtet, die DNA nicht zu verletzen, sie aber an der ein oder anderen Stelle zu pushen. Zur großen „Bullerei“ gesellt sich ab sofort auch das „Schwarze Schaf“: Mälzer wandelte das ehemalige Deli in ein vegetarisches Bistro um, in dem es „kein Fisch und kein Fleisch geben wird“. „Wie bei Muttern“ werden hier gesunde und leckere Gerichte – inklusive Mittagstisch und Abendkarte – serviert.

Auch wenn die Corona-Lage nicht der Grund zur Renovierung war, nahm sie doch Einfluss, so wurde die komplette Lüftungsanlage überarbeitet, um ausreichenden und regelmäßigen Luftwechsel gewährleisten zu können. Bei der Gestaltung im Restaurant wurde auf viel Platz für den nötigen Abstand inklusive der Raumhöhe geachtet. https://bullerei.com/
 


Weniger auf Fleisch, sondern auf Fisch und Seafood ist die neue „XO Seafood Bar“ mitten im quirligen St. Pauli spezialisiert. Koch Fabio Haebel betreibt auch das nach ihm benannte Restaurant schräg gegenüber und bietet in der traditionell sehr fischaffinen Restaurantszene Hamburgs die zurzeit wohl beste Seafood-Auswahl der Stadt. Im Sommer eröffnet macht das XO nach kurzzeitiger, coronabedingter Pause am 8. Oktober wieder auf. www.thisisxo.de 


Dass auch abseits des Hafens und der Trendviertel gute, mit Herz gemachte Küche möglich ist, beweist seit Kurzem das „Heemann“ in Eimsbüttel. Schnörkellos, weltoffen und nordisch präsentiert Lars Heemann unter anderem nordische Tapas: Kartoffelbuchtel, Ackerbohnensalat, Lammkeule. Das Heemann ist ein typisch hamburgisches Nachbarschaftsrestaurant – authentisch, unkompliziert, regional und hochwertig. Natürlich steht es auch für Gäste offen, die abseits der ausgetretenen touristischen Pfade wandeln wollen. www.heemann.hamburg