Bremer Scheerkohl ist eines der ersten regionalen Gemüse im Frühjahr. Sein mild-süßliches bis nussiges Aroma erinnert an eine Mischung aus Rucola und Grünkohl. Noch bis in die 1950er Jahre war der Kohl fester Bestandteil der Küche im Bremer Raum und in Ostfriesland.
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts waren Schnittkohlsorten wie grüner Frühlingskohl, blauer Schnittkohl, Rübstiel, roter Winterkohlreps beliebte Frühjahrs- und Spätherbstgemüse. Scheerkohleintopf mit Schälrippchen und Kartoffeln war ein traditionelles Arbeitergericht zum 1. Mai. In Bremen hatte der Scheerkohl bis in die 1950er Jahre eine lange Tradition, geriet aber in Vergessenheit und wurde 2013 in die Arche des Geschmacks bei Slow Food aufgenommen.
Früher war Scheerkohl als erstes frisches Grün nach den langen Wintermonaten ein wichtiger Vitaminlieferant. Neben Vitamin A, C und Folsäure sind auch Kalzium und Eisen enthalten. Nach und nach verschwand die regionale Kohlsorte, da die kurze Haltbarkeit die Vermarktung erschwerte und Importgemüse stärker verfügbar war.
Inzwischen findet Scheerkohl wieder mehr Fans. In der Küche wird er ähnlich wie Spinat und Mangold zubereitet. Sowohl die Blätter als auch die Stängel können verwertet werden. Im Kühlschrank hält sich das Gemüse, eingewickelt in ein feuchtes Tuch, höchstens zwei bis drei Tage.
In der Küche
Scheerkohl schmeckt in Salat und als Zutat in Pesto, aber auch gegart in Auflauf und Lasagne. Aus Bremen ist Scheerkohl-Eintopf mit Kartoffeln bekannt, der auch vegetarisch mit Räuchertofu statt Speck und Pinkelwurst zubereitet werden kann. Für eine einfache Gemüsebeilage werden fein gehackte Schalotten glasig gedünstet. Kohlblätter hinzufügen und mit (Jod)Salz, Pfeffer und einem Hauch Muskat verfeinern.
Scheerkohl, auch Schnittkohl, Blattkohl oder Sprossenkohl genannt, ist mit Raps näher verwandt. Er hat federartig eingeschnittene Blätter und zarte Stängel. Sein Name ist darauf zurückzuführen, dass bei der Ernte traditionell die Blätter mit einer Sense „geschert“ werden.
Im Frühjahr kann man Scheerkohl in Norddeutschland auf dem Wochenmarkt entdecken. Die anspruchslose Pflanze ist aber auch sehr gut für den Anbau im eigenen Garten geeignet. Ab Februar lässt sich der nur bedingt frostharte Scheerkohl im Gewächshaus oder in einem geschützten Bereich auf dem Balkon aussäen. Im Freiland wird das Gemüse ab März breitwürfig ausgebracht und eingeharkt, erklärt der NABU Bremen. Eine zweite Aussaat ist ab August möglich. Bereits nach vier Wochen kann man Scheerkohl als Salat, nach sechs bis acht Wochen als Gemüse ernten. Wenn die Blätter älter sind, schmecken sie etwas schärfer und haben eine intensivere Kohlnote.