Jens Mecklenburg

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Betörende Weihnachtsdüfte

Typische Festtagsgewürze und ihre segensreiche Wirkung
23. Dezember 2024

Es glitzert, es leuchtet und vor allem duftet es verführerisch. Schon bei Thomas Mann kündigt sich der Heilige Abend der Buddenbrooks mit köstlichen Düften an. Zu Weihnachten gehören eben nicht nur Kerzen, Tannenbaum und Geschenke, sondern auch dieser „ganz besondere Duft“. Verantwortlich für den typisch weihnachtlichen Wohlgeruch sind vor allem Gewürze, die sowohl beim Backen, beim Kochen als auch für heiße Getränke verwendet werden.

Anis, Kardamom oder Zimt betören in der Adventszeit aber nicht nur durch ihren Duft, sondern helfen – wie praktisch – auch gleich bei der Verdauung des üppigen Weihnachtsmahls. Ob beim Gänsebraten oder in der Weihnachtsbäckerei – zu den Festtagen werden zahlreiche Gerichte mit den weihnachtlichen Gewürzen verfeinert. Das schmeckt nicht nur gut, sondern wirkt sich auch positiv auf unsere Gesundheit aus. Die bekannten Advents- und Weihnachtsdüfte rufen bei uns im Gehirn auch Erinnerungen und damit verbundene Gefühle hervor. Doch nicht nur die Geruchsrezeptoren in der Nase reagieren auf die würzigen Aromen, sondern auch Andockstellen in der Darmschleimhaut. So können die Gewürze durch ihre ätherischen Öle nach dem Festmahl direkt die Verdauung ankurbeln. Günstig für uns, dass besonders Weihnachtsklassiker wie Zimt, Sternanis, Kardamom oder Gewürznelken hohe Konzentrationen an eben diesen ätherischer Ölen aufweisen.

So duftet Weihnachten

Anis:

Anis ist ein Gewürz aus dem Mittelmeerraum und wird auch süßer Kümmel genannt. Das Aroma erinnert an Lakritz und Fenchel. Anis findet vor allem in der Weihnachtsbäckerei Verwendung, und zwar nicht nur bei den Anisplätzchen, sondern auch im Lebkuchen. Als alte Heilpflanze wird sie noch heute erfolgreich gegen Husten und Blähungen eingesetzt.

Gewürznelken:

Nelken sind getrocknete Blütenknospen des Gewürznelkenbaumes. Sie haben einen hohen Anteil an ätherischen Ölen und schmecken daher auch sehr intensiv würzig, von süßlich bis pfeffrig – also lieber vorsichtig dosieren. Nelken

werden für Lebkuchen verwendet und gehören auf jeden Fall in Grog und Glühwein. Hauptwirkstoff des Nelkenöls ist Eugenol, das die Schmerznerven im Mund- und Gesichtsbereich blockiert und so Zahnschmerzen lindert. Nach einer unangenehmen Behandlung kann das Kauen auf Nelkenknospen oder konzentriertes Eugenol helfen. Im Rotkohl oder Entenbraten können Gewürznelken einem unangenehmen Völlegefühl entgegenwirken: Rezeptoren in der Darmschleimhaut reagieren auf die Aromastoffe und schütten vermehrt das Hormon Serotonin aus, das die Darmbewegung anregt und die Verdauung fördert. Bei den Wintergetränken ist auch der nelkenverwandte Piment sehr gefragt: Die pfefferähnlichen getrockneten Beeren schmecken nach einer Mischung aus Nelken, Muskat, Zimt und Pfeffer.

Kardamom:

Kardamom ist Teil der Ingwer-Familie, schmeckt lieblich und würzig-scharf zugleich mit einem Hauch von Eukalyptus und verfeinert vorwiegend asiatische und arabische Speisen. Hierzulande würzen die Samen – als Pulver oder ungemahlen – zur Weihnachtszeit Kekse (Spekulatius), Stollen, Lebkuchen oder herzhafte Fleischgerichte. Auch als Punschgewürz ist Kardamom beliebt. Wie Zimt hat auch Kardamom einen hohen Anteil ätherischer Öle. Ein wichtiger Inhaltsstoff des Kardamomöls ist Cineol, das in größeren Mengen auch in Eukalyptus vorkommt. Es wirkt stark antibakteriell und schleimlösend. Daher empfiehlt sich Kardamom auch zur Behandlung von Erkältungs- und Lungenkrankheiten. Daneben blockiert der im Kardamomöl enthaltene Wirkstoff Gingerol einen Rezeptor im Magen-Darm-Trakt, der den Brechreiz auslöst. Kardamom kann deshalb die Verdauung unterstützen und gegen Übelkeit helfen. Ingwer selbst gehört – wie so viele Weihnachtsgewürze – klassisch in Lebkuchen- und Printenrezepte.

Sternanis:

Sternanis ist trotz des Namens nicht mit Anis verwand, hat aber ein ähnliches Aroma und wird gemahlen auch für Lebkuchen und vor allem für Pfeffernüsse benötigt. Der süßlich-würzige Duft gehört zur winterlichen Festtagszeit. Botanisch ist der Sternanis-Baum in Japan, China und Vietnam angesiedelt. Hobbyköchinnen kennen das Gewürz in gemahlener Form vor allem aus der asiatischen Küche. Die ätherischen Öle des Sternanis enthalten hohe Dosen der entzündungshemmenden und schleimlösenden Verbindung Anethol. Sternanis ist daher häufig in Arzneimitteln gegen Husten- und Erkältungskrankheiten zu finden. Das im Sternanisöl enthaltene Benzaldehyd wirkt außerdem im Magen-Darmbereich krampflösend und fördert so die Verdauung.

Zimt:

Zimt gilt für Viele als das Weihnachtsgewürz schlechthin. Was wäre ein Advent ohne Zimtsterne? Er wird aus der Rinde des Zimtbaumes hergestellt, von dem es

viele hundert Arten gibt, aber grundsätzlich werden zwei Zimtarten unterschieden: Ceylon-Zimt, Kaneel oder echter Zimt ist die bessere Qualität und wird zu Zimtstangen verarbeitet.  Cassia- oder Chinesischer Zimt wird vorrangig zu Pulver vermahlen. Die ätherischen Öle des Zimts enthalten 100 bis 200 verschiedene chemische Substanzen wie Eugenol und Cumarin, die dem Gewürz seinen charakteristischen Duft verleihen. Auf Cumarin können Menschen empfindlich reagieren und er kann bei übermäßigem Genuss leberschädigend wirken. Wer häufig und viel Zimt verzehrt, sollte den cumarinarmen Ceylon-Zimt bevorzugen – ist eh würziger, von besserer Qualität.

Küchentipp

Ätherische Öle sind flüchtige Substanzen, die während der Zubereitung aus dem Kochgut austreiben. Um möglichst viele ihrer positiven Eigenschaften zu erhalten, sei daher empfohlen, mit ihnen erst gegen Ende des Garens zu würzen.

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