Jens Mecklenburg

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Alkoholverbot in schottischen Pubs

Corona vermasselt Schotten und Engländer die Pub-Kultur
14. Oktober 2020

Pubs und Restaurants in Schottland müssen gut zwei Wochen lang auf den Ausschank von Alkohol verzichten. Seit dem Wochenende dürfen die Betreiber nur noch von 6.00 Uhr morgens bis 18.00 Uhr abends öffnen und neben Essen nur nichtalkoholische Getränke anbieten, wie die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon letzte Woche in Edinburgh erklärte.

Die Regeln sollen zunächst zeitlich befristet bis zum 25. Oktober gelten und die massiv steigenden Corona-Fallzahlen in Schottland nach unten drücken. Zuletzt zählte das Land mehr als 1000 Fälle innerhalb eines Tages. Ohne weitere Maßnahmen könne Schottland schnell wieder das Infektionsgeschehen vom Frühjahr erreichen, warnte Sturgeon. In den fünf am schlimmsten betroffenen Regionen in Schottland muss die Gastronomie in dem Zeitraum sogar vollständig schließen.

Britische Pub-Kette streicht 800 Jobs

Die britische Pub-Kette Greene King zieht Konsequenzen aus der Corona-Krise und will 800 Jobs streichen. Das teilte der Betreiber letzte Woche in Bury St Edmunds mit. Außerdem sollten 79 der Greene-King-Pubs vorerst nicht wieder öffnen, rund ein Drittel davon bleiben voraussichtlich sogar für immer zu. Man brauche dringend Unterstützung der Regierung, solange Corona-Einschränkungen in Kraft blieben. Seit einigen Wochen gilt in England eine Sperrstunde: Ab 22 Uhr müssen Pubs und Restaurants schließen. Die Maßnahme ist jedoch umstritten, weil so alle Gäste gleichzeitig die Pubs verlassen und sich auf den Straßen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln Menschentrauben bilden. Greene King betreibt in Großbritannien mehrere Tausend Pubs. 

Nach den Schotten droht nun auch vielen Engländern wegen der Corona-Pandemie der Verzicht auf das Pint im Pub. In den am schlimmsten betroffenen Regionen im Norden Englands könnte von nächster Woche kein Bier mehr aus den Zapfhähnen fließen, berichteten britische Medien übereinstimmend. Demnach sollen Pubs, Restaurants und Hotels dort geschlossen werden. In Großbritannien verhängt jeder Landesteil seine eigenen Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie.

Die endgültige Entscheidung über Dauer und Ausmaß der Schließungen in Teilen Englands ist den Medienberichten zufolge noch nicht getroffen. Außerdem sollten künftig Risikogebiete nach einheitlichen Kriterien bewertet und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, hieß es. Eine Regierungssprecherin wollte die Berichte nicht kommentieren.

Statistiken zufolge verzeichnen vor allem ärmere Gebiete etwa in Manchester und Liverpool hohe Infektionszahlen. Kritiker prangern die Maßnahmen bislang als völlig uneinheitlich an. Premierminister Boris Johnson hatte in Interviews den Überblick verloren und teils falsche Angaben gemacht.

Großbritannien ist mit Blick auf die Todeszahlen das am schlimmsten von der Pandemie betroffene Land in Europa. Der Regierung wird vorgeworfen, zu spät und falsch auf den Ausbruch reagiert zu haben. In Krankenhäusern droht bereits wieder Bettennot; zahlreiche Operationen wurden verschoben. Der staatliche Gesundheitsdienst NHS gilt als unterfinanziert und marode.

Im ganzen Land wurden bereits mehr als eine halbe Million Corona-Infektionen nachgewiesen. Doch wird mit einer hohen Dunkelziffer gerettet. Tests sind schon wieder Mangelware.