Wo der Garten Eden liegt, beschäftigt Theologen, Anthropologen und andere Wissenschaftler seit Jahrhunderten. Manche glauben, er befand sich in der ostafrikanischen Savanne, wo die Wiege des Homo Sapiens stand. Andere verorten ihn im Zweistromland in der Zeit der ersten Hochkulturen. Bei der Betrachtung der verschiedenen Vorstellungen des Garten Edens oder des Paradieses fällt kulinarisch als Schönste die vom Schlaraffenland auf. Dieses liegt, so sagt es das Märchen, sieben Meilen hinter Weihnachten. Dort fließen Milch und Honig und die Hühner fliegen einem gebraten in den Mund. Bei genauerer Betrachtung findet sich dies in Europa nur in einer Landschaft. Zwischen zwei Meeren liegt das Land der Horizonte, das der echte Norden genannt wird, wo andere Urlaub machen. Dank fleißiger Landwirte und emsiger Fischer finden sich hier alle Produkte, um lecker und außergewöhnlich zu kochen und zu genießen.
Doch nicht jeder Tag ist Schlaraffentag, auch der Alltag will genährt werden. Neben der Feinschmeckerküche gibt es die gewöhnliche Kost, Kantinen, Mensen, Imbissbuden und das schnelle Gericht in der eigenen Küche. Diesem Bereich der Ernährung hängt das Prädikat des Fetten, Zuckerhaltigen und Ungesunden an. Hier lohnt sich aber genauer hinzuschauen. Auch im Paradies gibt es eine Lebensmittelindustrie, um den täglichen Bedarf zu decken. Im Land zwischen den Meeren ist dank der Rohwaren ein idealer Produktionsstandort: Fischkonserven, Nährmittel, Brotaufstriche sowie Wurst- Fleischwaren, Bonbons und Schokolade, daneben jede Menge Milchprodukte.
Der Besuch im Supermarkt zeigt nicht die ganze Palette, denn nur was die Ketten listen, wird den Kunden angeboten. Die Produzenten müssen zahlen, um ihre Ware überhaupt verkaufen zu dürfen. Der Weg in den Supermarkt lässt sich in der Alltagshektik nicht immer vermeiden, die Produzenten bieten jedoch weitere Alternativen. Mit offenen Augen durch die Umgebung fahren, erweitert das Nahrungsmittelangebot um ein Vielfaches. Kleine Meiereien, direktvermarktende Landwirte, Hobbyimker und Marmelade kochende Hausfrauen gibt es ebenso wie den Werksverkauf der Industrie, seit Neuestem als Foodoutlet bekannt. Für die kleinen Direktvermarkter gibt es auf der Homepage der schleswig-holsteinischen Landwirtschaftskammer (LWK) eine interaktive Karte „Land erleben und genießen“.
https://www.lksh.de/verbraucher/land-erleben-geniessen/karte-land-erleben-geniessen-2015/
Sozialistische Ernährungsutopie
Wenn auch Feinschmecker die Nase rümpfen, Genießer sich bekreuzigen, gute Industrieware hat ihren festen Platz in der Küche. Ein gutes Beispiel sind die Fleisch- und Wurstwaren: Lässt einen das abgepackte Angebot in der SB-Kühltheke manchmal gruseln, wird die Bandbreite der vorhandenen Produkte erst im Outlet deutlich. Die Abstufungen von reiner Massenware bis zu ernährungsphysiologisch guter Wurst ist zu sehen und zu erstehen, weil der ökonomische Filter der Supermarktketten fehlt.
Die Industrieware hat in den letzten Jahren einen Quantensprung vollzogen. Kritische Berichterstattung hat die Augen der Verbraucher geschärft. Ob Suppen oder Konfitüren, die Inhaltsstoffe wurden verbessert und das Ergebnis ist dank Kennzeichnungspflicht sichtbar. Das genaue Lesen der Fett-, Zucker- und Zusatzstoffe ist zu empfehlen. Das Kaufverhalten im Foodoutlet zeigt den Unternehmen aktuelle Kundenwünsche, dadurch wird die Produktpalette aktiv beeinflusst. Die Industrie nutzt ihre Outlets explizit als Testumfeld für neue Produktideen, wie der Chef eines mittelständischen Unternehmens auf Nachfrage bestätigte. Die Auswahl in den Supermärkten wird dadurch ebenfalls gesteuert, Hochwertiges und Trendiges findet so den Weg ins Regal. Zu Testzwecken werden in den Outlets zeitweise Direktverkostungen durchgeführt. Es ist davon auszugehen, dass die Besucher ein positives Grundverständnis gegenüber den angebotenen Waren haben und daher bei ihren kundgetanen Meinungen pseudoindividualistische negative Vorurteile wegfallen und ein subjektiv differenziertes Geschmacksbild entsteht. So sind die Outlets eigentlich die Vorreiter einer sozialistischen Ernährungsutopie.
Die Erfindung des Outlets ist für alle ein Gewinn, die Käufer machen Schnäppchen und haben eine größere Auswahl, die Unternehmen verkaufen ihre B-Ware, die zwar inhaltlich einwandfrei ist, aber optisch nicht in das genormte Umfeld der Marktregale passt. Diesen Vorteil haben immer mehr schleswig-holsteinische Unternehmen erkannt und deshalb sind zwischen Flensburg und Hamburg eine ganze Reihe von Foodoutlets entstanden. Die Kleidung und die Automobile der Kunden zeigen, dass alle gesellschaftlichen Schichten keine Hemmungen haben, die Vorteile der Outlets zu nutzen. Einen Nachteil gibt es allerdings, die eingeschränkten Öffnungszeiten, deshalb lohnt sich ein kurzer Blick ins Internet.
Sabrina Reuter & Michael Engelbrecht werden in loser Folge Foodoutlets im Norden besuchen, sie mutig und unerschrocken testen und vorstellen.