Wie arbeitet es sich in der Gastronomie? – Gewerkschaft beklagt unattraktive Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung und geringe Wertschätzung

15. November 2023

Das Personal in der Gastronomie ist schon knapp. Laut Gewerkschaft NGG droht sich die Lage noch zu verschärfen – wegen unattraktiver Arbeitszeiten, schlechter Bezahlung und geringer Wertschätzung.

© Ingo Wandmacher

Die Arbeitsbedingungen in Hotels, Gaststätten und Bäckereien müssen aus Sicht der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) dringend verbessert werden. Man brauche ein „Umdenken und Umlenken“, sagte der Vorsitzende Guido Zeitler.

„Es ist ein fatales Signal, dass im Lebensmittelhandwerk oft mehr als 40 Prozent der Jugendlichen ihre Ausbildung abbrechen, in den Gastroküchen sogar jeder Zweite“, warnte Zeitler vor dem am Montag begonnenen NGG-Gewerkschaftstag in Bremen.

„Die Löhne müssen rauf, die Arbeitszeiten runter“

Der NGG-Chef forderte einen Kurswechsel. „Arbeitgebern und ihren Verbänden muss endlich klar werden, dass es heute deutlich mehr braucht als früher, um junge Menschen für die wundervolle Arbeit mit Gästen, im Lebensmittelhandwerk oder in der Lebensmittelindustrie zu gewinnen.“ Die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen müssten besser werden, um mit anderen Branchen mithalten zu können. „Hier geht es nicht nur, aber auch und gerade, ums Geld. Die Löhne müssen rauf, die Arbeitszeiten runter. Tarifverträge müssen für alle gelten.“

Ihm zufolge erleben angehende Köchinnen und Restaurantfachleute die tägliche Überlastung ihrer Kolleginnen und Kollegen hautnah. „Dass angesichts dieser Perspektive viel zu viele in andere Branchen wechseln, ist kein Wunder.“ Die Lücke, die von den verbliebenen Fachkräften gestopft werden müsse, werde so noch größer, die Überlastung steige.

Um die Personalnot zu mindern, setzen dem NGG-Chef zufolge viele in der Gastronomie und Hotellerie verstärkt auf Minijobber. Die Kundinnen und Kunden spürten die Engpässe deutlich, etwa durch kürzere Öffnungszeiten, keine Mittagsangebote und zusätzliche Ruhetage. Zeitler: „Die Gastrobranche macht längst die Dienstleistungsgrätsche.“ Die Gastronomie beschäftigte zuletzt noch immer rund 100.000 Menschen weniger in der Branche als vor der Coronakrise. 2019 hatte die Zahl der Beschäftigten in der Branche bei 2,1 Millionen Menschen gelegen. Zum Gewerkschaftstag von diesem Montag an werden rund 120 Delegierte der NGG in Bremen erwartet. Der Kongress steht unter dem Motto „Gemeinsam Zukunft machen“. Ein wichtiges Thema der Veranstaltung sind die Arbeitsbedingungen in der Ernährungsindustrie und Gastronomie. Die NGG hat nach eigenen Angaben rund 200.000 Mitglieder.

© Ingo Wandmacher