Das ist doch mal ein schickes neues Hotel: In der Hamburger Innenstadt an der Stadthausbrücke hat das „Tortue“ eröffnet, ein Haus mit 126 Zimmern und Suiten, mit mehreren Bars, Brasserie, AsiaRestaurant und Wintergarten mit Terrassenplätzen, gelegen zu den inneren Stadthöfen, ebenfalls neu. Betrieben wird es von Profis, die in der Branche bekannt und beliebt sind. Deswegen glaubt man dort auch an einen sicheren Erfolg der neuen Herberge. Schließlich haben Ann-Marie Bauer, Marc Ciunis und Carsten von der Heide bereits im „East“ in St. Pauli, beziehungsweise im „Tarantella“ neben der Spielbank gezeigt, was sie drauf haben.
Windschatten des Tamtam ums Hotel „Fontenay“ von Milliardär Klaus-Michael Kühne hat das „Tortue“ (Französisch für Schildkröte; sprich: Tortü) an seiner Eröffnung gebastelt. Herausgekommen ist ein stylisches Produkt urbaner Hotellerie, gebaut in alte Substanz mit Treppen, Bögen und Säulchen. Man gibt sich elegant mit französischem Hauch, überfordert die Gäste damit aber nicht.
Die Zimmer haben die Kategorie Klein, Mittel und Groß, plus Suiten (Preise ab etwa 180 Euro). Selbst die kleinen Zimmer sind für die Citylage in Ordnung und verfügen über alles, was der Gast schätzt, Marmorbad, breites, bequemes Bett, eine Klimaanlage, die funktioniert (!) und eine Stehlampe, deren Schirm am Ende einer kleinen Pyramide von Schildkröten ruht. Die gedeckten Farben in den Zimmern bekommen kleine knallige Akzente durch rote oder blaue Möbelstücke. Die Flure sind hell, die Wände hell und hübsch tapeziert, der Boden ebenfalls hell gemustert – ein Kontrast zu den oft düsteren Tunnel so manchen Stadthotels.
Die Brasserie des Boutiquehotels ist klassisch eingerichtet, mit schwarz-weißem Fliesenboden, dunklen Tischen, Stühlen und Wänden, etwas Messing und petrolfarbenen Lederbänken. Von der Heides Karte ist mittags kurz und klassisch, abends länger und immer noch klassisch. Es pendelt zwischen Fisch nach Tagesangebot, Steaks, Schnecken, Gnocchi, Entenstopfleber, Meeresfrüchteplatte und Crème brulée.
Wenn es hier heißt „Zum Teilen für Zwei“, dann sind Chateaubriand (Mittelstück vom Rind) und ein ganzer Steinbutt, im Ofen gebacken, gemeint – und nicht die neumodischen Portiönchen, von denen beim Teilen („to share“) keiner satt wird. Alle Restaurants und Bars sind jederzeit auch für Gäste offen, die nicht im Hotel wohnen. Das Konzept kennt man vom „East“, dem etwas schrill-bunten Etablissement auf St. Pauli. Dort wollte man von der Eröffnung an ein Treffpunkt für alle sein in den verschiedenen Bars und dem Restaurant. Dass es sich auch um ein schickes Hotel handelte, trat in den Hintergrund. Der Plan hatte Erfolg – er wird es auch diesmal haben. Angeblich sollen im Paris der frühen Jahre elegante Müßiggänger eine Schildkröte an der Leine geführt haben zum Zeichen, dass sie es sich leisten konnten, keine Eile zu haben. In der Tat wirkt das „Tortue“ entschleunigend. Man könnte stundenlang auf der Terrasse im Innenhof oder bei Tisch sitzen, ohne sich um die Zeit zu kümmern.