Die nordfriesische Insel Föhr, beliebter Urlaubsort und größte deutsche Insel ohne Verbindung zum Festland, wird in diesem Jahr Schauplatz für ein besonderes Jubiläum: Das Seebad Wyk auf Föhr wird 200 Jahre alt. Das Museum Kunst der Westküste nimmt sich diesen Ehrentage zum Anlass, über die Geschichte des Seebads und den knapp 4.500-Seelen-Ort Wyk zu erzählen.
„Erstes staatlich anerkanntes Seebad an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins“, so rühmt es sich, das Seebad Wyk auf Föhr. Am 15. Juli 2019 feiert es sein 200-jähriges Bestehen – und das will was heißen. Denn bevor Föhr zum beliebten Ferienort für Sommerurlauber wurde, badeten schon dänische Könige und preußische Prinzen in den Fluten des Seebads. Literaten und Künstlervolk tummelten sich an den Stränden, die berühmten Theodore – Storm und Fontane – gaben sich die Klinken in die Hand und Johann Strauß begab sich hier auf romantische Hochzeitsreise. An diesem Stück friesischer Küste komponierte er den Walzer „Nordseebilder“, so heißt es.
Ausstellung zum Jubiläum des Seebads Wyk auf Föhr
Die historischen Anfänge des Seebads Wyk auf Föhr und die folgenden zweihundert Jahre Bestehen hat sich das Museum Kunst der Westküste in Alkersum auf Föhr zum Thema gemacht und winkt seit März dieses Jahres mit einer einzigartigen Ausstellung über das beliebte Seebad und seine Geschichte. „Zu sehen sind frühimpressionistische Freilichtstudien und Fotografien ebenso wie etwa Werbeplakate, Reiseführer oder das vom Jugendstil beeinflusste Mobiliar, das für das namhafte Nordsee-Sanatorium des Dr. Gmelin am Föhrer Südstrand entstand“, so das Museum.
Dr. Gmelin, damaliger Leiter des von 1898 bis 1976 bestehenden Sanatoriums „Haus Tübingen“ war von den heilenden Kräften von Wasser, Sonne und Luft überzeugt und beherbergte nicht selten hochkarätige Gäste, wie den Maler Emil Nolde. Das vom berühmten Jugendstilarchitekten August Endell für das Nordsee-Sanatorium entworfene Mobiliar ist eines der Herzstücke der Ausstellung des Museums. Das „Haus Tübingen“ selbst fiel zwar einem schweren Brand zum Opfer, ein Hauch Geschichte kann aber noch vermengt mit einer ordentlichen Portion Puderzucker eingeatmet werden: Im ehemaligen Wirtschaftshaus des Sanatoriums befindet sich heute der seit über zwanzig Jahren bestehende Familienbetrieb Pfannkuchenhaus Prinzen-Hof.
Ein paar Dutzend Gäste zählte das Seebad Wyk auf Föhr in seinem Gründungsjahr – heute sind es über 200.000. „Heilung, Erholung, Einkehr und Inspiration werden auf der Insel bis heute gesucht – und gefunden“, schreibt die Direktorin des Museums Kunst der Westküste, Prof. Dr. Ulrike Wolff-Thomsen, im parallel zur Ausstellung veröffentlichten 272-seitigen Katalog.
200 Jahre Badesaison bedeuten auch 200 Jahre Geschichte: Mit dem Wandel des zwanzigsten Jahrhunderts kamen immer mehr Badegäste und mit ihnen Strandkörbe, -zelte und die Trends der zeitgenössischen Bademode. Langsam aber sicher wurden Badeanzüge zu Shorts und Bikinis und waren ab den 1920er Jahren fortwährend Ausdruck des sich wandelnden gesellschaftlichen Bildes von Anstand und Sittlichkeit.
Von den Bademoden des 19. und 20. Jahrhunderts, über historische Fährfahrpläne, Werbeplakate und Postkarten, bis hin zu zeitgenössischem Mobiliar und natürlich wertvollen Gemälden gibt es einiges an Artefakten zu entdecken. Viele der Exponate reisten dafür erstmalig nach Föhr, wie zum Beispiel die frühimpressionistische Freilichtstudie „Das Seebad“ des Schweizer Malers Albert von Keller. Darüber hinaus will die Ausstellung auch der Frage nach Föhrs Zukunft nachgehen und Denkanstöße zu kommenden touristischen Wegen der beliebten Insel geben sowie die Besucher über ihre Vorstellungen befragen.
Das Museum Kunst der Westküste habe sich der Herausforderung angenommen, die vielen Archive, Bibliotheken und Museen zu konsultieren, um die fast vergessenen Geschichten über das Seebad wie einen Schatz aus den Meerestiefen heben zu können, so die Museumsleiterin Professor Wolff-Thomsen. Dabei sei auch vielfach Kurioses und Unbekanntes zutage gekommen. All dies kann noch bis zum 15. Juli in der Ausstellung „200 x Badesaison. Seebad Wyk auf Föhr 1819 bis 2019“ entdeckt werden.
Workshops, Führungen und Katalog zur Ausstellung
Das Museum Kunst der Westküste bietet sowohl Führungen durch die Ausstellung zu verschiedenen Themen als auch Workshops an. So kann sich beispielsweise auf Zeitreise mit den Königen, Prinzessinnen, Dichtern und Künstlern begeben, in die Tiefen der Postkarten- und Werbeplakatwelt abgetaucht, eigene Bademode entworfen oder selbst das experimentelle Malen auf Leinwand ausprobiert werden. Weitere Informationen sowie alle Termine der angebotenen Führungen und Workshops finden Sie hier.
Das Museum hat seine Recherchen darüber hinaus in einem Katalog zur Ausstellung veröffentlicht. Das 272-seitige Buch zeigt die vielen Entdeckungen, Bilder und historischen Artefakte der letzten zweihundert Jahre und bietet bildreichen, detaillierten Einblick in die Geschichte des Seebads, Wyks und der Insel Föhr. Das Buch ist am 01. Februar 2019 im Wienand Verlag erschienen und für 34 Euro im Handel erhältlich.
Über das Museum Kunst der Westküste
Das Museum Kunst der Westküste auf Föhr widmet sich Kunst zum Thema „Meer & Küste“, die zwischen 1830 und 1930 rundum die Nordsee entstanden ist. Teil der Sammlung sind unter anderem Werke von Edvard Munch, Emil Nolde, Anna Ancher, Christian Krohg und Max Liebmann.
Im Juli 2019 feiert das Museum Kunst der Westküste (MKdW) sein zehnjähriges Bestehen. Unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier konzipierte das Museum eine eigene Ausstellung „10 Jahre MKdW“, um die noch junge, aber vielseitige Geschichte des in Alkersum auf Föhr gelegenen Museums zu zelebrieren. Rund 100 Highlights der nunmehr über 800 ausgestellten Kunstwerke sowie 50 weitere Leihgaben aus den Niederlanden, Deutschland, Dänemark und Norwegen werden in der Jubiläumsausstellung präsentiert. Mit dabei sind Stücke aus dem Statens Museum for Kunst in Kopenhagen, dem Skagens Museum, der Nationalgalerie Berlin, dem Gemeentemuseum Den Haag, dem Landesmuseum Hannover und der Hamburger Kunsthalle. „Die Ausstellung präsentiert damit ein Jahrhundert Malerei, in dem sich bedeutende künstlerische Entwicklungen Bahn brachen, sei es die norwegische Romantik, seien es die neuesten realistischen Strömungen im Umkreis von Jozef Israëls, sei es die Vielzahl der stilistischen Spielarten zwischen Impressionismus und Expressionismus“, so das Museum.